Reuters befragte 30 Analysten und Banker und stieß auf große Sorge um die Lage des Unternehmens, wobei sogar teilweise vertreten wird, dass Nokia seine Kredite in 2 Jahren nicht mehr zurückzahlen könne.
Nach unserer Beurteilung ist sogar die Fähigkeit des Unternehmens, seine kurzfristigen Anleihen zu 2014 zu begleichen, problematisch. (Societe Generale, Credit Analyst Juliano Torii)
Analysten erwarten im Durchschnitt, dass das Unternehmen innerhalb von drei Quartalen annähernd 2 Mrd. € verheizen wird. Die Pessimisten unter ihnen gehen sogar davon aus, dass Nokia bereits nächstes Jahr den eigenen Netto-Cash-Puffer (= Gesamtvermögen abzüglich Verbindlichkeiten) in Höhe von 4,9 Mrd. € ausgegeben haben wird.
Das Unternehmen, das 2007 mehr als 10 Mrd. € in Form von Barvermögen auf der Hand hatte und innerhalb der letzten fünf Quartale 2,7 Mrd. € ausgab, hat zwei ausstehende Anleihen-Emissionen zu tilgen:
- 1,25 Mrd. € Anleihen von 5,5%, die 2014 fällig werden.
- 500 Mio. € Anleihen von 6,75%, die 2019 fällig werden.
Ich würde nicht die Möglichkeit ausschließen, dass Nokia weiter herabgestuft wird (…) Das Unternehmen ist in einer negativen Spirale, die nur schwer rückgängig zu machen ist.
Societe Generale Analysten stuften die Nokia Aktie diese Woche herab auf „Verkaufen“ warnte, dass die Betriebsverluste sowie Umstrukturierungskosten den Umsatzrückgang beschleunigen könnten.
Solch ein weiterer Absturz könnte ausreichen, um sich durch den Großteil Nokias bestehenden Geld-Bergs zu brennen und darüber hinaus die Frage über den Fortbestand Nokias aufwerfen. (SocGen-Analyst Andy Perkins.)
Ein Nokia Sprecher sagte, dass die Verbesserung des Cash-Flows ein wichtiges Ziel ist:
Nokia ist dabei einen entscheidenden Aktionsplan zu implementieren, um unser Unternehmen für zukünftiges Wachstum und Erfolg zu positionieren. (…) Der Schwerpunkt dieser Handlungen liegt auf der Senkung der Kosten des Unternehmens, der Verbesserung des Cashflows sowie dem Erhalt einer starken finanziellen Position. (James Etheridge)
Optimistische Erwartungen und Zahlen existieren dennoch. denn Analysten erwarten im Durchschnitt, dass Nokia 46 Mio. Geräte im nächsten Jahr und 20 Mio. dieses Jahr verkaufen wird. Sollte Nokia es versäumen seine Lage zu verbessern, könnte laut einigen Bankern Microsoft die Rolle das weißen Ritters einnehmen. Denn Microsoft zahlt bereits jetzt jährlich 1 Mrd. €, um Windows Phone 7 als OS für Nokia Smartphones zu sichern. Investmentbanker, die mit der Technologie-Branche vertraut sind, glauben sogar, dass die Unterstützung seitens Microsoft weit über diesem Betrag liegen könnte, sollten Nokias Probleme zunehmen. Anstatt auf teure Kredite des offenen Marktes zurückzugreifen, könnte Microsoft den Finnen im Übergangszeitraum günstige Kredite garantieren.
Nichtsdestotrotz ist der Übergang von einem Geschäftsmodell zum anderen extrem risikobehaftet. Denn während ursprünglich mehrere hundert Millionen Handys verkauft wurden, wird man sich beim neuen Geschäftsmodell für’s Erste mit zig-Millionen Beträgen zufrieden geben müssen, sei es auch widerwillig. Verstärkt wird das Risiko selbstverständlich durch den starken Einbruch der Symbian-Sparte, mit der sicherlich keiner so schnell gerechnet hat.
Nokias Zukunft ist ungewiss, doch man kann mit Gewissheit sagen, dass die Verantwortlichen von Anfang an wussten auf was sie sich einlassen. Im Anbetracht der bisher getätigten Investitionen seitens Nokia – die sich höchstwahrscheinlich positiv auf die Umsatzzahlen auswirken werden – sowie der großen Geldreserven Microsofts, dürfte zumindest ein bankrott Nokias in naher Zukunft ausgeschlossen werden.
Wie seht Ihr die Lage des einstigen Marktführers?