In den letzten Tagen war die Kritik an Microsofts neuer Xbox One-Konsole kaum noch zu überhören. Die größten Kritikpunkte betrafen die Mindestanforderungen der Xbox One nach einer ständigen Internetverbindung in Form der täglichen Synchronisation mit den Microsoft-Servern und die Pflicht, dass Kinect verbunden sein musste, um die Konsole bedienen zu können. Zahlreiche Fehler im Marketing haben die Stimmung bei den Gamern nicht sonderlich bessern können. Bereits vor der Präsentation der Xbox One sorgte Kreativchef bei Microsoft Studios Adam Orth für Aufsehen, als er auf Twitter einen möglichen Online-Zwang in der kommenden Xbox verteidigte. Ein PR-Debakel folgte dem anderen. Die Präsentation der Xbox One befasste sich kaum mit Gaming, sondern mit TV und Entertainment, woraufhin sich viele Gamer erzürnt zeigten, da die Konsole im eigentlichen Sinn zum Spielen gedacht sei. Wenige Tage nach der Präsentation der Xbox One provozierte ein Microsoft-Manager erneut einen Aufruhr im Internet mit der Aussage, Offline-Spieler sollen die Xbox 360 kaufen bzw. behalten und nicht auf die nächste Generation aufrüsten. Den Gamern kam jedoch eine weit bessere Alternative in den Sinn, die weder Online-Zwang noch eine Verpflichtung zu einem Bewegunssensor hatte und sogar erlaubte Disc-Games beliebig weiterzugeben: Die Playstation 4 von Sony.
Doch Microsoft hatte aus den Fehlern anscheinend wenig gelernt und nun verschwor sich auch die Internet-Gemeinde gegen den Konzern. Die Regionsbegrenzung auf 21 Länder goss zusätzlich Öl ins Feuer. Danach behauptete ein Nutzer auf Reddit, dass er bei einer PR-Agentur im Auftrag von Microsoft arbeite und auf Reddit Diskussionen manipuliert haben soll. Übliche Vertragsbedingungen, wie die Zustimmung auf Unterlassung von Sammelklagen, die in den USA Gang und Gebe sind, wurden als Knebelverträge abgezeichnet. Microsoft konnte daraufhin auch mit dem NSA-Überwachungsskandal PRISM in Verbindung gebracht werden, was auch dem Image der Xbox One zusehends schadete. Dank des ständigen Abgleichs zu Microsoft Servern stuften viele Nutzer und Medien Kinect nun ebenfalls als gefährlich ein, da es die Möglichkeit besaß, den Nutzer 24 Stunden lang zu überwachen. Kürzlich berichteten Besucher der E3, dass die Spiele nicht auf der Xbox One, sondern auf einem Windows 7 PC mit Nvidia-Grafikkarten präsentiert wurden. Microsoft schlitterte von einem Debakel ins nächste und daher ist es kein Wunder, dass man dem jetzt ein Ende machen will.
Dabei hätte eigentlich alles sehr gut anfangen können für die Redmonder. Erinnern wir uns zurück an den 20. Februar, als Sony die Playstation 4 vorstellte. Von einer Vorstellung konnte jedoch keine Rede sein, man ging auf die Hardware ein, die großteils aus Leaks schon vorher bekannt war, zeigte aber keine Konsole, sondern lediglich den Controller. Dafür regnete es Spott und Hohn für den japanischen Konzern, man sei feige gewesen und würde auf die Konkurrenz warten, anstatt Produkte unabhängig zu entwickeln. Die Aussage von Sonys Chef, man werde mit der PS4 keinen Verlust machen, ärgerte viele noch mehr, da dies automatisch bedeutete, dass die Japaner einfach die Investitionskosten gesenkt hatten.
Microsofts Präsentation wurde mit Spannung erwartet, die Erwartung waren nach der verpatzten Präsentation Sonys nicht allzu hoch. Doch Microsoft schaffte es trotzdem diese noch einmal zu untergraben, indem man sich lediglich auf Entertainment und TV konzentrierte, während man mit diesem Argument den Online-Zwang verteidigte. Die Xbox wurde als moderne Fernbedienung abgestempelt, die Wahl der Gamer war klar. Währenddessen hatte Sony nun ein leichtes Spiel. Man handelte nur noch gegenteilig, auf der E3 waren bei der Präsentation der PS4 Jubelschreie zu hören, sie riefen:“Sony! Sony! Sony!“ Der Krieg um die Vorherrschaft im Wohnzimmer schien Sony für sich entscheiden zu haben.
Microsoft hat nun auf dem offiziellen News-Netzwerk Xbox Wire verkündet, dass man aus dem Feedback gelernt hat. Der Konzern wendet das Konzept der Xbox um 180 Grad, eine ständige Internet-Verbindung ist nun nicht mehr nötig. Beim Setup der Xbox werde man lediglich ein Mal verbinden müssen und könne danach alle Disc-Games ohne Internet spielen, wie es auch bei der Xbox 360 der Fall ist. Gleichzeitig bedeutet dies auch einen Rückschritt, da nun die Installations-CD beim Spielen weiterhin im Laufwerk bleiben muss. Damit geht ein Feature der Xbox One verloren, womit das Spielen von heruntergeladene Spielen auf den Konsolen von Freunden und der Familie ermöglicht wurde. Disc-Spiele können nun weiterhin, wie bei der Xbox 360, weitergegeben und weiterverkauft werden. Die regionalen Begrenzungen auf lediglich 21 Länder wurden ebenfalls aufgehoben.
Nun gehen zwar einige Features der Xbox One verloren, insgesamt ist dem Online-Zwang nicht nachzutrauern. Den Kompromiss, Spiele während des Spielens im Laufwerk haben zu müssen, gehen Gamer vermutlich gerne ein, solange nicht zwingend eine Internetverbindung nötig ist.
Microsoft machte bei dieser Ansammlung aus Missgeschicken lediglich zwei großen Fehler. Einerseits hat man eine Konsole für einen Kunden, den es nicht gibt bzw. wie ihn sich der Konzern vorstellte, gebaut. Dies war ein Kunde in Großstädten der USA und Europa, der großen Wert auf Multimedia und Unterhaltung legt und bereit ist, auch etwas mehr dafür zu zahlen, während Sony weiterhin eine Konsole für Gamer präsentierte. Andererseits verkündete man die Features und Mindestanforderungen der Xbox One, hüllte sich daraufhin aber in Schweigen und ließ die Kunden damit alleine.
Ob Microsoft diese Notfallmaßnahme zu spät zieht, können wir zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersagen. Die Konsolenbranche ist äußerst turbulent und kann sich innerhalb weniger Monate in eine völlig andere Richtung entwickeln. Microsoft hat aber einen klaren Fehlstart hingelegt und muss nun einiges aufholen.