Microsoft veröffentlichte am 18 Juli den Quartalsbericht zum zweiten Quartal 2013, welches dem vierten Geschäftsquartal entspricht, und gab im Zuge dessen einen Umsatz von 19,9 Milliarden Dollar bekannt; dies entspricht einer Zunahme um 10% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch auch der Gewinn stieg zwischen April und Juni dieses Jahres (4,97 Mrd. Dollar) im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 (492 Mio. Dollar Minus) um ein Erhebliches, so dass eine genauere Betrachtung geboten ist. Stellt man nämlich die Gewinne sowie die in der Rechnung früher angesetzten Ausgaben beider Zeiträume gegenüber, so fällt die im Jahr 2012 enthaltene Goodwill-Wertminderung in Höhe von rund 6,2 Milliarden Doller auf. Diese Ausgabe ergibt sich aus der im Jahr 2007 getätigten Acquisition von aQuantive, für die Microsoft 6,3 Milliarden Dollar in die Hand nahm, und der schließlich fünf Jahre im Anschluss verbuchten Abschreibung in fast gleicher Höhe – diese Begebenheit wurde übrigens als Eingeständnis des Fehlkaufs gewertet. Der erzielte Gewinn entspricht im übrigen einem Gewinn von 59 Cent je Aktie, was wiederum den Erwartungen der Analysten – die von 75 Cent je Aktie ausgingen – zuwiderläuft.
Die Anteile der jeweiligen Abteilungen am Umsatz bemessen sich folgendermaßen:
- Windows: 4,411 Milliarden Dollar Umsatz; 1,099 Milliarden Dollar Gewinn.
- Servers and Tools: 5,502 Milliarden Dollar Umsatz; 2,325 Milliarden Dollar Gewinn.
- Online Services: 804 Millionen Dollar Umsatz; 372 Millionen Dollar Verlust.
- Microsoft Business: 7,213 Milliarden Dollar Umsatz; 4,873 Milliarden Dollar Gewinn.
- Entertainment and Devices: 1,915 Milliarden Dollar Umsatz; 110 Millionen Dollar Verlust.
Surface RT verursacht 900 Millionen Dollar Verlust
Obwohl Microsoft also insgesamt eine positive Bilanz aufweist, drängte sich in den vergangen Tagen ein Fakt besonders in den Vordergrund der internationalen Berichterstattung – der Aktienmarkt reagierte am letzten Freitag übrigens mit einem Rekord-Kursrutsch in Höhe von 11,4%. Microsoft musste nämlich 900 Millionen Dollar für unverkaufte Surface RT Tablets abschreiben. Zwar ist dieser Betrag bereits in den oben zu sehenden Zahlen der Windows Division enthalten und dieser Geschäftsbereich hat seine Umsätze im Verhältnis zum Vorjahreszeitraum trotz alledem erhöht. Es stellt sich aber dennoch die Frage, wie Microsoft sich dergestalt verkalkulieren konnte. Als Ursache kommen, zumindest unter Zugrundelegung der gegebenen Informationen, entweder die Produktion einer überzähligen Menge an Tablets oder die Festlegung eines unangemessenen Preises in Betracht. Erinnern wir uns allerdings an die zu Beginn gegebenen Liefer- bzw. Verfügbarkeitsprobleme, kann erstere mögliche Ursache ausgeschlossen werden. In dieser Hinsicht lässt sich aber nur mutmaßen, weil das Soft- und Hardware Unternehmen keine Aussage zu der Produktionsmenge des Surface RT trifft.
Falsche Preispolitik
Letztere Option erscheint jedenfalls in Angesicht der kurz vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen vorgenommenen Preisanpassung aller Surface RT Modelle realistischer, was sich auch mit dem Kundenfeedback über den (zu hoch angesetzten) Einführungspreis von 479€ und aufwärts deckt. Das nunmehr ab 329€ erhältliche Surface RT wird größtenteils als angemessen im Preis angesehen und verkauft sich möglicherweise besser als es zu Beginn der Fall war. Dabei muss aber bedacht werden, dass das Surface RT nun knapp 9 Monate auf dem Markt ist und unter Umständen von einem Teil der potentiellen Käufer als „mittlerweile veraltet“ angesehen werden könnte.
Wird der Verlauf der hier dargestellten Preispolitik aber mit Brian Halls Aussage verglichen, entsteht der Eindruck eines widersprüchlichen Verhaltens. Brian Hall ist zuständig für die Vermarktung des Surface und äußerte in einem Interview mit Mary Jo Foley von ZDNet, dass man sich des Erfordernisses „vieler Surface Nutzer, die durch das Weiterempfehlen eine eigendynamische Nachfrage erzeugen, […]“ bewusst sei. Weshalb also hat Microsoft mit diesem Wissen einen Weg beschritten, der aufgrund des relativ hohen Preises nicht den erhofften Effekt hervorgerufen hat? Stellt man nämlich nämlich die von iSuppli ermittelten Herstellungskosten für das Surface RT (32GB, Touch Cover) in Höhe von 284 Dollar dem anfänglichen Einzelhandelspreis von 599 Dollar gegenüber, so bestand jedenfalls die Möglichkeit, einen niedrigeren Einführungspreis zu bestimmen und somit mehr Menschen zu erreichen.
Windows RT wird nicht aufgegeben
Um unangebrachten Spekulationen vorzubeugen, gab Brian Hall jedoch zu wissen, dass Microsoft weiterhin zu 100% hinter Windows RT und dem Surface RT stehe und die Arbeit an ihnen nicht einstellen werde. Die Existenzberechtigung von Windows RT ist sicher strittig, eine eingehende Abwägung der Vor- und Nachteile würde aber den Rahmen des Beitrags sprengen. Halls Aussage ist somit insofern wichtig, als Microsofts Amy Hood angibt, dass die Ergebnisse des Unternehmens auch durch den Rückgang des PC-Markts beeinflusst wurden. Dies zeigt sich auch am gegenwärtigen Gewinn der Windows-Sparte, der sich im Verhältnis zum Vorjahreszeitraum halbiert hat – positiv habe sich dahingegen die Nachfrage nach Unternehmenslösungen und Produkten wie Office 365, Outlook.com, Skype und Xbox LIVE entwickelt.
Jedenfalls arbeite man stark daran, in den kommenden Monaten „überzeugende neue Geräte und hochwertige [Nutzer-]Erlebnisse vonseiten Microsoft und [seinen] Partnern“ anzubieten, worin auch neue Windows 8.1 Tablets und Geräte enthalten seien, so Steve Ballmer. Dies deckt sich auch mit der ebenfalls vor kurzem angekündigten Neuausrichtung Microsofts, die den Namen „One Microsoft“ trägt. Schließlich vermittelt der Konzern seinen beständigen Optimismus auch in Form eines am 19.07. veröffentlichten vergleichenden sowie provokanten Werbevideos zum Surface RT.