Selbst die eingefleischtesten Fans von Windows Phone werden kaum ernsthaft bestreiten können, dass man als Outdoor-Sportler momentan immer noch besser bei iOS oder Android aufgehoben ist. Sowohl was die Anzahl der Apps als auch deren Qualität angeht, ist noch reichlich Platz für Verbesserungen vorhanden.
Umso überraschender und erfreulicher ist es, dass dies auf eine Sportart, die in unseren Breiten nicht gerade zu den Populärsten zählt, nicht nur nicht zutrifft sondern ganz im Gegenteil, die App sogar durchaus als Referenz für andere mobile OS erachtet werden darf. Diese besticht nämlich nicht nur durch ihre Qualität sondern auch die Tatsache, dass bereits das gesamte Ökosystem von Microsoft – Desktop, Tablet und Smartphone – bedient wird. Die Rede ist vom Sporttauchen und Diving Log. Wie der Name schon vermuten lässt, dienen die Apps sowie die Desktop-Anwendung – die dem einen oder anderen ambitionierten Taucher bereits bekannt sein dürfte – vom deutschen Entwickler Sven Koch dem Dokumentieren von Tauchgängen. Wer die Unterwasserwelt bis jetzt höchsten beim Schnorcheln erkundet hat, wird sich vielleicht fragen, warum es diesem bürokratischen Aufwand überhaupt bedarf.
Abgesehen davon, dass sich ein Logbuch wunderbar dafür eignet, die vergangenen Tauchgänge Revue passieren zu lassen und auch andere Sportler, wie zum Beispiel Läufer oder Radfahrer, mittlerweile ihre Trainingseinheiten mit Apps wie Runtastic oder Konkurrenzprodukten aufzeichnen, dient es vor allem dazu, dritten Personen einen Eindruck vom taucherischen Können des Eigentümer zu verschaffen, zumal sich die Brevetierungsstufen (Tauchscheine und damit verbundene Ausbildungsinhalte) der weltweit wichtigsten Tauchverbände PADI, SSI, CMAS und NAUI nur bedingt miteinander vergleichen lassen. Ein Logbuch besitzt demnach einen ähnlichen Stellenwert im Bereich des Sporttauchens wie ein qualifiziertes Arbeitszeugnis im Zuge einer Bewerbung. Akademische Grade sind schön und gut, trotzdem sind Personalchefs in der Regel weitaus interessierter an den Einschätzungen der früheren Arbeitgeber. So kann ein Logbuch, das nicht die Mindestanzahl an Tauchgängen aufweist, schlampig geführt ist oder gewisse unbequeme Fragen aufkommen lässt, dazu führen, dass Tauchbasen das Ausleihen von Ausrüstung, Bootsführer die Teilnahme an Tauchausflügen und Tauchlehrer die Lehrgangsteilnahme verweigern. Auch Buddies (Tauchpartner), mit denen man zuvor noch nie getaucht ist, wie zum Beispiel Einheimische, welche Touristen während eines Erkundungstauchgangs auf die lokalen Besonderheiten eines Tauchplatzes hinweisen, werden Interesse an diesem haben. Schließlich möchte man wissen, mit wem man in die Tiefe hinabsteigt.
Die App für Windows Phone
Doch betrachten wir nun, nach dieser kurzen Exkursion, die WP-Version, welche nicht nur über eine vollständige deutsche Lokalisation sowie einen Offline Modus verfügt, sondern erfreulicherweise auch für WP7.8 verfügbar ist, etwas genauer. Denn sie verfügt nicht nur über eine übersichtliche und ansprechende Benutzeroberfläche; auch die Möglichkeit, mehrere Logbücher, d. h. für unterschiedliche Personen, anzulegen sowie der große Funktionsumfang sprechen für sich. Verglichen mit ihren simplen Verwandten aus Papier, welche Teilnehmer von Anfängerkursen stolz in ihren Händen halten, bietet die App, egal ob es sich um Angaben zum Tauchort, dem Tauchgang selbst, der verwendeten Ausrüstung oder den äußeren Bedingungen handelt, weitaus mehr Eintragungsmöglichkeiten. Dabei ist positiv hervorzuheben, dass die App einmal gemachte Angaben speichert und diese für weitere Eintragung als Auswahl zur Verfügung stellt. Selbst an eine Möglichkeit, die einzelnen Tauchgänge zu signieren, wie es bei analogen Logbüchern gang und gäbe ist, hat der Entwickler gedacht. Darüber hinaus wertet die App die Tauchgänge automatisch aus und ermittelt entsprechende Statistiken (Durchschnitts-, sowie Höchst- und Tiefstwerte) für Parameter wie zum Beispiel Tauchzeit, Tauchtiefe oder Wassertemperatur.
Diving Log leistet aber noch deutlich mehr. So lässt sich ein persönliches Profil anlegen, welches angefangen vom Namen bis hin zum Datum des letzten Attestes (Tauchtauglichkeitsuntersuchung), der Blutgruppe und einem Notfallkontakt, sämtliche wichtigen Informationen auf einen Blick liefert. Auch Informationen zu Buddies können hinterlegt werden, allerdings kann hierbei leider nicht auf im Adressbuch vorhandene Kontakte zurückgegriffen werden. Bedenkt man die Klagen diverser Softwareentwickler über fehlende API (Programmierschnittstellen), so ist es gut möglich, dass dieser Umstand gewissen Restriktionen seitens Microsoft geschuldet ist. Selbst das Verwalten des eigenen Brevets sowie der kompletten Tauchausrüstung, wobei sich zum Beispiel selbst Angaben bezüglich des Datums der nächsten Revision berücksichtigen lassen, ist möglich. Sollten zudem die vorgegeben Eingabefelder einmal nicht den persönlichen Ansprüchen genügen, können zusätzlich noch Notizen/Kommentare verfasst oder Fotos hinzugefügt werden. Hierfür kann entweder direkt aus der App heraus fotografiert oder auf Fotos aus dem Hub bzw. SkyDrive zurückgegriffen werden.
Abgerundet wird all dies durch die Funktion „Karten & Navigation“. Dank Bing Maps, einer Anbindung an eine umfangreiche Datenbank und einer Umgebungssuche, lassen sich sämtliche katalogisierte Tauchplätze anzeigen und auch für Einträge ins Logbuch übernehmen.
Für den schnellen Zugriff können neben der App selbst, welche drei unterschiedliche Kachel-Größen bietet und die wichtigsten Daten zum letzten Tauchgang anzeigt, auch einzelne Tauchgänge, das persönliche Profil oder auch das Brevet an die Startseite gepinnt werden. Dabei berücksichtigen die Live Tiles selbstverständlich die in der App hinterlegten Fotos.
Synchronisation
Die Synchronisation mit anderen Plattformen erfolgt durch den Ex- bzw. Import des jeweiligen Logbuchs. Hierfür stehen sowohl Dropbox als auch SkyDrive zur Verfügung. Auch ein Upload der Daten zu Divelogs (Online-Logbuch) ist möglich. Somit gestaltet sich die Synchronisation, mangels eines Äquivalents zur iCloud, zwar nicht ganz so komfortabel wie mit Geräten aus dem Hause Apple, dafür lassen sich die Logbücher aber auch, aufgrund eines gemeinsamen Dateiformates, nicht nur mit Redmonder Produkten, sondern zum Beispiel auch mit entsprechenden Apps für iOS, Andoid oder sogar für das veraltete Windows Mobile einlesen und verwalten.
Die RT-Version
Einen ähnlichen Funktionsumfang bietet die RT-Version, allerdings ist man in puncto Synchronisation, aufgrund eines integrierten Dateimanagers, nicht auf Cloudspeicher Dienste angewiesen, sondern kann unter anderem auch auf USB-Sticks oder Speicherkarten zurückgreifen.
Abschließend sei erwähnt, dass es sich bei den Apps zwar bereits für sich genommen um äußerst nützliche Werkzeuge handelt, diese aber trotzdem wirklichen Sinn und Spaß nur in Verbindung mit der Desktop-Version (Download-Link) machen. Diese bietet nämlich neben diversen Zusatzfunktionen, wie zum Beispiel dem Auslesen von Tauchcomputern, die Möglichkeit, die gespeicherten Tauchgänge in individuellen Layouts zu Papier zu bringen. Dies ist auch in der heutigen, digitalen Zeit noch notwendig, denn nicht wenige Personen wären ein wenig irritiert, wenn sie bei der Frage nach dem Logbuch anstelle diesem einen Link zu SkyDrive ausgehändigt bekommen würden.
Diving Log für Smartphones (2,99 €) im Windows Store
Diving Log für Tablets (4,99 €) im Windows Store
(Bild-)Quelle(n): pixabay/tpsdave