Am Dienstag dem 10. September lud Apple zur Keynote nach Cupertino, wo gleich zwei neue iPhones und iOS 7 nun offiziell vorgestellt wurden. Zum ersten Mal zeigte Apple mehrere iPhones zur gleichen Zeit und entgegen bisheriger Annahmen handelt es sich bei keinem davon um ein Low-End Gerät. Bisher wurde ein „Billig-iPhone“ von Marktforschern und Analysten als Verkaufshit prophezeit und von der Konkurrenz in Form von Android und Windows Phone gefürchtet.
iPhone 5C
Im Vorfeld der Keynote gab es zahlreiche Leaks zum vermeintlichen „Billig-iPhone“ mit Polykarbonat-Gehäuse. Mit der Ankündigung des Preises hat aber Apple eindeutig mit dem Präfix ‚Billig‘ aufgeräumt, denn der Preis beträgt in Deutschland ohne Vertrag 599€. Apple sagt also Android und Windows Phone im Low-End Bereich nicht den Kampf an und setzt weiterhin auf die altbekannte Premium-Strategie. Dass der Hersteller dies mit einem „Plastik-Handy“ macht, wird zumindest der Boulevard-Presse einiges zu schreiben geben. Die Hardware bietet jedoch auch mehr als bisher erwartet, denn statt jene eines Mid-Range Smartphones finden sich im 5C die Spezifikationen des iPhone 5 wieder. Verändert wurde lediglich die Rückseite, die Front-Kamera und die Akkulaufzeit. Statt einem Aluminium-Cover gibt es beim iPhone 5C ein Gehäuse aus hochwertig verarbeitetem Polykarbonat, das in fünf verschiedenen Farben auf dem Markt erscheinen wird. Die Akkulaufzeit wurde bei den verschiedenen Aktivitäten ebenfalls um jeweils zwei Stunden aufgestockt und ermöglicht nun 10 Stunden, statt bisher 8 Stunden lang, mit LTE im Web zu surfen.
Das iPhone 5C ist zweifellos jenes Produkt, das Apple als das neue iPhone vermarkten wird. Dies zeigt allein die Tatsache, dass die Hauptseite von Apple auf dieses Smartphone verweist. Es passt designmäßig perfekt zum neuen Look von iOS 7 und bringt erstmals die Wahl nach der Farbe, was sich Apple-Kunden bereits seit einiger Zeit gewünscht hatten. Apple hat die Nachfrage des Marktes erkannt und mit dem 5C darauf reagiert. Daher könnte das iPhone 5C sich trotz der Polykarbonat-Chassis gut verkaufen und dürfte vor allem in Verbindung mit einem Mobilfunkvertrag interessanter sein, als das iPhone 5S.
Die Konkurrenz darf hingegen aufatmen, denn ein „Billig-iPhone“ hätte sowohl Android als auch Windows Phone erheblichen Schaden zufügen können. Weshalb, könnt ihr in einem älteren Artikel nachlesen:
Welche Auswirkungen das „Billig-iPhone“ auf Windows Phone haben könnte
iPhone 5S
Das iPhone 5S besitzt zwar ein sehr ähnliches Design wie das iPhone 5, wurde aber von der internen Hardware komplett überarbeitet. Das Aluminium-Gehäuse ist nun nicht mehr nur in schwarz und weiß verfügbar, sondern in Gold, Silber und ‚Spacegrau‘. Das beliebte matt-schwarze iPhone verschwindet gemeinsam mit dem iPhone 5 aus dem offiziellen Apple Store und wird in Zukunft nicht mehr hergestellt. Stattdessen wird das bereits etwas ältere iPhone 4S als günstigere Alternative ins Portfolio aufgenommen.
Die Hardware des iPhone 5S lässt sich an einigen Stellen wirklich als innovativ bezeichnen. Bemerkenswert ist vor allem, dass Apple bereits jetzt einen 64-bit Prozessor verbaut, was die Kalifornier zu einem der ersten Hersteller macht, die diesen Vorstoß im Smartphonebereich wagen. Tatsächlich besitzt das iPhone 5S einen 64-bit Apple A7 Chip und einen M7 Motion Co-Prozessor, der für Datenverarbeitung der Bewegungssensoren verantwortlich ist. Die daraus resultierende Performance zeigte Apple anhand des Beispiels, dass das iPhone 5S um 40 Mal schneller sei, als das erste iPhone aus dem Jahr 2007. Dennoch setzt sich Apple hier weit vor die Konkurrenz, denn 64-bit ARM-Chips waren von anderen Halbleiterherstellern erst für 2014 bzw. 2015 geplant.
Neben der verbesserten Rechenleistung und dem effizienteren Energiemanagement, bringt der neue A7-Chip eine weitaus bessere Grafikleistung, was besonders für mobiles Gaming interessant sein könnte. Nintendo und Sony fällt es zusehends schwerer im mobilen Gaming-Bereich Fuß zu fassen, da Core-Gamer damit kaum angesprochen werden und für Casual Gamer Angry Birds und Rockstar Games Titel, wie GTA III und Vice City auf dem Smartphone völlig ausreichen. Bisher hat es aber keiner der Hersteller so richtig geschafft mobile Core-Gamer anzusprechen. Mit der Hardware des 5S, einem etwas verbesserten Game Center-Ökosystem mithilfe von Apple TV und dem Segen der Entwickler, könnte Apple es schaffen, Konsumenten für mehr als nur fünf Minuten Games zu begeistern. Während Microsoft mit XBOX Live, Games for Windows und Windows Phone theoretisch das perfekte Ökosystem geschaffen hätte, kann nun mit Konkurrenz aus Cupertino gerechnet werden.
Außerdem hat Apple nun einen biometrischen Scanner im iPhone 5S verbaut. Dieser erlaubt es das iPhone ohne Sicherheitscode zu entsperren und Einkäufe zu tätigen ohne dauernd das Passwort der Apple ID eingeben zu müssen. Der Sensor ist dabei in den Homebutton verbaut und daher kaum bemerkbar. Die Privatsphäre der Nutzer sei laut Apple dennoch nicht in Gefahr, da die Fingerabdrücke weder auf Apple-Servern, noch auf iCloud gespeichert, sondern nun lokal abgeglichen würden. Apps von Drittanbietern können die API zur Authentifizierung über Fingerabdruck ebenfalls verwenden, jedoch geschieht dies in einer Sandbox, weswegen die Anwendungen keinen Zugriff auf den Abdruck selbst besitzen.
Zu guter Letzt hat Apple beim 5S auch die Kamera verbessert, die nun eine weitere Blendenöffnung von f/2.2 besitzt und einen zweiten LED-Blitz enthält. Der Dual-LED Blitz soll dafür sorgen, dass Objekte in Zukunft nicht falsch belichtet werden. Videos lassen sich damit nun in 1080p mit 30fps und in 720p mit 120fps aufnehmen. Software-seitig hat Apple ebenfalls einiges verändert und nun erstmals einen Burst-Mode mit bis zu 10 Fotos pro Sekunde, automatische (digitale) Bildstabilisierung sowie Foto-Filter zur Kamera-App hinzugefügt.
Apple stellt für das iPhone 5S erstmals auch eigene Cases her. Während man beim System den vielerorts kritisierten Leder-Look nun endgültig abgeschafft hat, setzt man bei den Schutzhüllen jedoch auf genau dieses Material und bringt es zusätzlich noch in verschiedenen Farben. Dass Apple virtuelles Leder gegen echtes tauscht, wird Tierschützern vermutlich nicht recht sein.
iOS 7
Als Apple die nächste Version seines mobilen Betriebssystems vorstellte, gab es gemischte Gefühle für das überarbeitete und nun minimalistische Design. Wir berichteten bereits als iOS 7 vorgestellt wurde. Uns selbst war das Design etwas zu unhomogen und vereinte zahlreiche Design-Konzepte in einem System. Tatsächlich wirkte es so, wie Jony Ive es bestätigte, dass die Designer voneinander abgegrenzt jede App einzeln gestalteten. Mit iOS 7 bringt Apple neben dem großen Redesign auch einige neue Features, wie Control Center und das von Web OS/Windows Phone inspirierte Multitasking.
Nokia und Microsoft sticheln gegen iPhone
Direkt nach der Vorstellung der iPhones haben Microsoft und Nokia über verschiedene Kanäle auf Apples neues Smartphone reagiert. Gespottet wurde dabei über das neue goldene iPhone 5S sowie über die verschiedenen Farben des 5C, die Nokia offenbar als Imitation wahrnahm. Der offizielle Twitter-Account von Windows Phone ließ das neue iPhone ebenfalls nicht umkommentiert und verglich dessen Kamera direkt mit jener vom Nokia Lumia 1020.
Solche Sticheleien lenken viel Aufmerksamkeit auf Nokia und Windows Phone, rücken aber Microsoft bei vielen potenziellen Käufern in ein schlechtes Licht. Besonders aufgrund des Vergleichs vom Surface RT mit dem Apple iPad haben die Redmonder einige Kritik geerntet, nachdem der Konzern für die Tablets eine Abschreibung von 900 Millionen Dollar verbuchen musste. Während Apple wöchentlich iPhones in der Zahl der bisher insgesamt verkauften Lumia-Geräte ausliefert, wird vonseiten des finnischen Herstellers die Konkurrenz schlecht geredet. Solches Marketing sollte gut durchdacht und in Maßen betrieben werden, denn ansonsten kann so eine Werbestrategie, wie auch bei Microsoft, nach hinten losgehen.