Microsofts jüngst verkündeten Pläne im Zusammenhang mit der Übernahme von Nokias Kerngeschäft sorgten nicht nur für sich überschlagende Schlagzeilen in der Tagespresse wie auch Technik-Portalen. Es wurden überdies mit einem Schlag einige Fragen aufgeworfen, die es langfristig zu beantworten gilt. Für die Medien, aber besonders auch für unsere Leser ist dabei von Interesse, ob und inwiefern sie auch in Zukunft die Möglichkeit haben werden, Nokia Lumia Windows Phones zu kaufen. Während Microsofts Pressemitteilung und Steve Ballmers Rundschreiben diesbezüglich nur vage Angaben enthielten, geht Nokia ins Detail.
Zum einen informierte Nokia in der eigenen Pressemeldung darüber, dass Microsoft mit dem finnischen Unternehmen ein zehn Jahre andauerndes Lizenzabkommen geschlossen habe, infolgedessen der Markenname „Nokia“ für diese Zeit auf Microsofts (aktuellen) Mobiltelefonen genutzt werden darf. Folglich wird Nokia die Rechte am eigenen Namen auch weiterhin besitzen und verwalten, gewährt Microsoft aber auf Grundlage des Vertrags die Nutzung dessen. Dem Wortlaut lässt sich schließlich entnehmen, welchen Geräten das besagte Lizenzabkommen letztlich zugute kommen wird: Es werden lediglich die „aktuellen und im Anschluss entwickelten Produkte mit den Series 30 und Series 40 Betriebssystemen“ erwähnt, so dass nach der Abwicklung der Übernahme offensichtlich nur die Feature Phones und somit nicht die (Lumia-)Smartphones den Namen „Nokia“ tragen werden. Hinzu kommt, dass Nokia sich dazu verpflichtet hat, den Namen „Nokia“ im Zusammenhang mit dem Verkauf Handys/Smartphones für eine Dauer von 30 Monaten nicht zu lizenzieren. Daneben darf Nokia bis zum 31. Dezember 2015 keine eigenen mobilen Endgeräte unter dem Namen „Nokia“ vertreiben. Allerdings rufen wir in Erinnerung, dass Microsoft sich jedenfalls die Lumia und Asha Marken gesichert hat, mithin künftig über diese verfügen wird.
Dass dem tatsächlich so sein wird, hat Nokia außerdem in einem Q&A (dt.: Frage & Antwort) Beitrag vor kurzem kundgegeben. In diesem geht Tuula Rytilä, Leiterin von Nokias Marketingabteilung, auf die in der Einleitung angedeuteten offenen Fragen ein. Das Ziel sei eine einheitliche Marke, demgemäß „Nokia“ nicht in dieses Konzept passt:
[Frage] Werden wir neue Handys mit Nokia als Marke erhalten oder nicht?
[Antwort] Microsoft wird die für die zehnjährige Nutzung der Nokia Marke erforderliche Lizenz kaufen.
In Bezug auf Smartphones werden wir anstreben, eine einheitliche Marke zu erstellen, die Lumia und Windows umfasst. Allerdings werden die Asha und Feature Phones die Nokia Marke tragen.
Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass neue Handys, die unter Microsofts Eigentum produziert werden, tatsächlich aus dem gleichen Stall wie die jüngsten Nokia Smartphones stammen. Unsere Konstruktions- und Fertigungs-Teams werden Microsoft beitreten. Steffan Pannenbecker war für einige Zeit der Leiter von Nokias Hardware-Design [Abteilung] und er führt seine Arbeit auch mit der nächsten Designwelle fort.
– Tuula Rytilä, Leiterin von Nokias Marketingabteilung
Es folgen weitere Fragen und selbstverständlich auch Antworten, die jetzt nicht in ihrer Gesamtheit übersetzt werden sollen. Rytilä versucht in dem Beitrag die Ängste zu nehmen und erinnert sich an eine zurückliegende Begebenheit. Als Nokia und Microsoft Mitarbeiter im Rahmen eines Produkt-Workshops zusammenkamen, wurden die Gruppen voneinander getrennt, um ihre Visionen hinsichtlich der nächsten Generation von Windows Phone zu sammeln. Im Anschluss daran habe man die Ergebnislisten miteinander verglichen und schnell erkannt, dass sie Inhalte nahezu identisch sind. In diesem Punkt schenken wir der Leiterin der Marketingabteilung Glauben, denn Microsoft spart durch die geplante Integration der Geräte- und Dienste-Sparte Entwicklungskosten erheblichen Ausmaßes und kann und wird auf Nokias technisches und gestalterisches Know-How zurückgreifen. Demzufolge können die Nutzer auch von Microsoft Smartphones in Nokia-Qualität erwarten, so Rytilä.
Die Unterstützung der aktuellen bzw. angekündigten Nokia Handys werde nicht eingestellt, da Microsoft auch die hierfür zuständige Abteilung übernehmen wird. Diese deutliche Aussage wird ein weiteres großes Fragezeichen und unter Umständen aufkommendes Misstrauen auflösen. Außerdem sei Microsoft an den Asha Handys und den sonstigen Feature Phones sehr interessiert, da sich daraus erwachsenden neue Möglichkeiten ergeben. Aus diesem Grund habe Steve Ballmer bereits erklärt, dass einige Microsoft-Dienste, die bisher nur den Smartphones vorbehalten waren, auch Einzug in die Asha Reihe finden sollen – darunter SkyDrive, Office und Xbox.
Stephen Elops zukünftige Position bei Microsoft ist unlängst bekannt; der ehemalige CEO wird nach der Abwicklung des Geschäfts Microsofts Gerätesparte leiten. Ungeachtet dessen geht ein nicht unerheblich großer Geschäftsbereich in Microsofts Eigentum über, soweit alles plangemäß verläuft, es handelt sich also nicht lediglich um den Austausch von Namen. Eben aus diesen Gründen ist die Frage, ob Nokias Innovationen ihren Weg in andere Microsoft-Produklte finden werden an sich obsolet. Nokia beantwortet sie dennoch, allerdings den Erwartungen entsprechend: Stephen Elops künftige Position werde weit mehr umfassen als das Handygeschäft und es ergeben sich dadurch große Möglichkeiten. Microsoft verfüge über die nötigen Ressourcen, um neue Forschungen und Innovationen zu fördern, was einer Bejahung der Fragestellung gleichkommt.
So unklug das Verwerfen einer fest gefügten Marke und stattdessen das Einführen eines faktisch neuen Namens auch scheint, ist die Entscheidung zumindest dahingehend nachvollziehbar, dass „One Microsoft“ auf lange Sicht einen (einheitlichen) Markennamen erfordert. Nichtsdestotrotz wissen wir spätestens seit unserem letzten Bericht zum Thema „Microsoft und Nokia„, wie sehr einige Leser an dem Namen des finnischen Handyherstellers hängen. Gesetzt den Fall, diese haben die Windows Phone Plattform tatsächlich nur aufgrund von Nokia für sich entdeckt, könnte die Neubenennung künftiger Lumia Windows Phones – beispielsweise in „(Microsoft) Windows Phone XXX“ – gewichtige Folgen für die Windows Phone Plattform haben. Es bleibt aber zu sagen, dass Microsofts Plan vorsieht, die Übernahme von Nokias Handysparte bis zum Ende des ersten Quartals 2014 abzuwickeln und gewiss noch nicht alle Einzelheiten unwiderruflich festgelegt sind. So steht in etwa nicht fest, ob der Name „Lumia“ fortgeführt wird oder nicht.
Aufgrund dessen interessiert uns eure Meinung zu diesem Thema, die ihr mithilfe der folgenden Umfrage mitteilen könnt.
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