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Surface 2 im Test: Es fehlt nur noch wenig zur Großartigkeit

Vor kurzem stellte Microsoft den Nachfolger seines mit Unglück behafteten ersten eigenen Tablets mit Windows RT vor. Das Surface 2 setzt sich zumindest vom Datenblatt her deutlich von seinem Vorgänger ab, während das Äußere nahezu unverändert blieb. Hier wurde lediglich die Farbe von Schwarz in ein mattes Silbergrau geändert. Im Inneren des Tablets zeigen sich aber die tatsächlichen Neuerungen, denn das Gerät wird nun nämlich von einem nVidia Tegra 4 Prozessor mit 1.71GHz betrieben, dem 2GB RAM zur Seite stehen. Das Display besitzt nun eine Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln, was einer Pixeldichte von 208ppi entspricht. Dieser Testbericht soll alle möglichen Fragen beantworten, die beim Blick auf das Datenblatt nicht ersichtlich sind. Dabei habe ich mich weniger auf die erwartete Leistung der integrierten Hardware konzentriert, sondern eher auf die tatsächliche Performance in der Praxis sowie bei spezifischen Anwendungsszenarien.

Ausgepackt: Der erste Eindruck

Das Design der Verpackung hat sich beim Surface 2 im Vergleich zur letzten Generation kaum geändert. Die weiße Box, in dem sich das Surface befindet, wird umhüllt von einem schwarzen Karton, wo einige Details zum Modell stehen. Klappt man den inneren Karton auf, kann man alles Relevante bereits auf den ersten Blick erkennen. Das Tablet beansprucht den meisten Raum für sich, während sich daneben das Ladegerät befindet. Darunter ist noch ein kurzes Handbuch zu finden, sowie die Codes für 200GB SkyDrive und 1 Jahr kostenloses Skype-Premium.

Unser Testgerät war bereits eingerichtet, aufgeladen und ausgeschaltet. Beim Kauf ist das Surface 2 üblicherweise eingeschaltet und wartet im Energiesparmodus auf die erste Einrichtung. Nachdem ich das Tablet eingerichtet und personalisiert hatte, habe ich ein von Microsoft mitgeliefertes Touch Cover angesteckt und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass es nicht funktionierte. Erst dachte ich, man habe mir ein fehlerhaftes Exemplar geschickt, jedoch schien es auf meinem Surface RT problemlos zu funktionieren. Auch eine manuelle Treiber-Reinstallation über den Geräte Manager trug keine Früchte, weswegen ich das Surface 2 wenige Minuten nachdem ich es bekommen hatte, zurücksetzen musste. Danach wurde die Tastatur erkannt und funktionierte in der Folge reibungslos. Das Schreiben mit dem Touch Cover 2 funktioniert deutlich besser als noch mit der ersten Generation und ich erreichte nach wenigen Minuten Übung nahezu gleiche Ergebnisse wie mit einer Hardwaretastatur.

Großartiges Hardwaredesign, solide Verarbeitung

Microsoft verwendet für die zweite Generation seines Tablets weiterhin die eigene Magnesium-Legierung namens VaporMg. Im Gegensatz zum Surface RT ist dieses jedoch nicht in eine nahezu mattschwarze Lackierung gehüllt, sondern ist diesmal in einem hellen Grau bis Silber gehalten. Andere Farboptionen gibt es leider nicht. Microsoft behauptet man habe sich bei der Farbwahl am Originalton des Materials orientiert. Letzen Endes entscheidet der eigene Geschmack darüber, ob man ein hellgraues Tablet erwerben will. Fakt ist jedoch, dass bei dieser Oberfläche leichte Kratzer ohne Probleme erkennbar sind, Abschürfungen an den Kanten des Surface 2 aufgrund der farblichen Ähnlichkeit zum Material darunter dafür umso weniger. Unser Testgerät enthielt beim Auspacken bereits einige Kratzer, die aber durch leichtes Einwirken eines Schlüssels nicht reproduzierbar waren. Von daher sollte man sich keine Sorgen machen, das Gerät beschädigen zu können, wenn man es in einer Aktentasche trägt.

Insgesamt wirkt das Surface 2 solide verarbeitet und liegt aufgrund der abgeschrägten Seiten gut in der Hand. Der Übergang zwischen Gehäuse und Display wirkt sehr hochwertig, Staubablagerungen sind dort kaum möglich. Der Kickstand wirkt sehr stabil und dürfte dem Eigengewicht des Tablets problemlos standhalten. Die Buttons befinden sich an der gleichen Position wie beim Surface RT und wirken weiterhin sehr solide. Einziger Unterschied ist, dass das Klicken der Knöpfe nun deutlich hörbar ist, was ich persönlich als etwas störend empfand.

Das Surface 2 wurde im Vergleich zu seinem Vorgänger etwa einen Millimeter dünner und einige Gramm leichter. Hält man das Gerät zum ersten Mal in der Hand, fällt einem der Unterschied kaum auf. Nur beim direkten Vergleich ist ein kleiner Unterschied zu spüren. Wer also allein wegen dem Gewichtsunterschied einen Kauf des Surface 2 in Betracht zieht, dem sei davon abzuraten. Dafür bringt der neue Neigungswinkel des Kickstands einen großen Unterschied für die Bedienung des Tablets, auf den wir im Laufe dieses Reviews noch genauer eingehen werden.

Anzeige: Höhere Auflösung, verbesserter Touchscreen

Die Displayauflösung des Microsoft Surface wurde in der zweiten Generation erheblich verbessert. Statt eines HD-Displays kommt diesmal ein FullHD-Display zum Einsatz. Die Farben darauf werden realitätsgetreu angezeigt, die Icons und Live-Tiles wirken gestochen scharf. Pixel sind bei normaler Distanz zum Gerät nicht erkennbar. Am Desktop wirken die Schriften aufgrund der standardmäßigen Vergrößerung der Elemente auf 150% etwas verwaschen. Dieses Problem lässt sich entweder durch eine erneute Kalibrierung der Schrift oder durch Änderung der Skalierung auf 100% lösen. Trotz des kleineren Displays habe ich letztere Methode gewählt, wodurch Elemente am Display zwar kleiner dargestellt werden, jedoch am Desktop und in der Taskleiste mehr Platz für Icons bleibt.

Das Surface 2 ist eindeutig für das mobile Arbeiten an einem (Schreib-)Tisch konzipiert, was sich besonders durch den Kickstand und die integrierte Office Suite bemerkbar macht. Daher kann man eine gute Lesbarkeit von Inhalten am Display bei direkter Sonneneinstrahlung nicht erwarten. Die Helligkeit  des Displays reicht aber auf jeden Fall aus, um es draußen an einem warmen Herbsttag zu verwenden.

Der Touchscreen wurde ebenfalls erheblich verbessert und reagiert nun deutlich schneller und genauer auf Eingaben mit dem Finger. Weiterhin besitzt das Surface 2 einen kapazitiven Touchscreen, der maximal fünf Finger erkennt. Bedienung mit einem Stift ist daher nicht möglich.

Software und Performance

Das Surface 2 erscheint mit einer für ARM-Prozessoren ausgelegten Version von Windows 8, nämlich dem von vielen ungeliebten Windows RT. Von den Systemanwendungen her unterscheidet sich das „kleine“ Betriebssystem, das immerhin allein 14GB des internen Speichers für sich reserviert, kaum von Windows 8. Die Möglichkeit ARM-kompilierte Desktop-Apps auszuführen, fehlt hier jedoch. Einzig von Microsoft signierte Desktop-Programme sind unter Windows RT lauffähig, darunter eben die integrierte Microsoft Office 2013 Suite oder Programme, wie Paint und Vorschau. Office auf dem Surface 2 bietet nahezu alle Features der Desktop-Anwendung und erfreulicherweise eine äußerst gute Performance.

Anstatt der Möglichkeit Desktop-Programme auszuführen, gibt es im Windows Store mit 130.000 Apps eine relativ große Anzahl an Alternativen. Die App Anzahl sagt jedoch nichts über die tatsächliche Auswahl an hochqualitativen Apps aus. Während die offiziellen Apps zumeist eine gute Verwendbarkeit aufweisen, sind im Windows Store zahlreiche Anwendungen anzutreffen, die nicht mehr als ein RSS-Reader oder eine Webseite sind bzw. rein aus Bildern bestehen. Einige offizielle Apps werden für Windows erst gar nicht zur Verfügung gestellt, jedoch befinden sich im Store oftmals gute, wenn nicht sogar bessere Alternativen. Das Ökosystem von Microsoft hinkt in diesem Punkt beispielsweise jenem von Apple deutlich hinterher, was sich aber nur als eine Frage der Zeit herausstellen könnte. Ob man als Nutzer so lange warten will, sei jedem selbst überlassen.

Beim Surface RT war die schwache Performance einer der größten Kritikpunkte, was klar dem verbauten Tegra 3 SoC zuzuschreiben ist. Der Prozessor war nämlich beim Marktstart des Surface RT fast ein Jahr alt und von der Konkurrenz weitgehend überholt. Diesen Fehler hat sich Microsoft nicht erneut erlaubt, setzt aber dennoch auf eine Kooperation mit dem Chiphersteller Nvidia. Der Tegra 4 bietet eine deutlich bessere Performance, was sich bei der Verwendung des Surface 2 bemerkbar macht. Webseiten laden schneller, Verzögerung nach der Eingabe treten kaum bis nie auf und Apps starten viel schneller und laufen in der Folge auch wesentlich flüssiger.

Akkulaufzeit und Hitzeentwicklung

Microsoft verspricht beim Surface 2 eine Akkulaufzeit von rund 10 Stunden mit einer Standby-Zeit von bis zu 15 Tagen. Dieses Versprechen kann Microsoft auch weitgehend halten. Bei unserem Test kam ich mit dem Surface 2 einen ganzen Schultag mit verbundenem Touch-Cover und aktivierter Hintergrundbeleuchtung bei moderater Nutzung durch und konnte es bis zum frühen Abend einsetzen, ohne es an die Steckdose hängen zu müssen. Bei der Videowiedergabe in 720p schaffte das Surface 2 eine Laufzeit von etwa 7 Stunden bevor ich zum Ladegerät greifen musste.

Für den mobilen Einsatz eignet sich das Surface 2 daher sehr gut, da es in der Standby Zeit außerordentlich wenig Akku verbraucht. Bei intensiver Verwendung, geht das Tablet jedoch kaum stromsparend mit seinen Ressourcen um, was in der Folge auch zu einer etwas heißeren Rückseite führt. Dies ist jedoch meistens nicht der Fall, das Metall-Gehäuse wirkt auch nach längerer Verwendung kühl in der Hand und wird nur bei intensiven Apps etwas warm.

Großartig für Videotelefonie

Obwohl die Kamera bei einem Tablet für die meisten Kunden eindeutig nicht das ausschlaggebende Kaufargument darstellt, ist sie durchaus relevant für Videoanrufe über Skype. Zu diesem Zweck wird hauptsächlich die Frontkamera verwendet, die in dieser Disziplin brilliert. Die vordere Kamera besitzt einen 3.5-Megapixel Sensor und nimmt Videos in FullHD auf, die aufgrund des lichtstarken Objektivs auch in dunkleren Räumen sehr hell wirken und dennoch überraschenderweise kaum verrauscht sind. Auch bei der Bildqualität können sich andere Hersteller bei der Frontkamera des Surface 2 einiges abschauen.
Während die Frontkamera im Vergleich mit anderen Tablets und jener, die im Surface RT verbaut ist, überzeugt, schafft die 5-Megapixel Kamera auf der Rückseite des Surface 2 dies nicht. Diese ist eindeutig nicht für gelegentliche Schnappschüsse  geeignet und weist zudem verrauschte Ergebnisse auf, sobald die Bilder nicht bei idealen Lichtverhältnissen aufgenommen wurden.

Sonstiges: Zubehör, Tastaturen, Kickstand…

Microsoft bietet neben seinen beiden Tablets auch einiges separat erhältliches Zubehör an. Wer sein Tablet beispielsweise an einen Projektor oder an ein externes Display anschließen will, muss auf den 39,90€ teuren Microsoft Micro-HDMI Adapter zurückgreifen. Die mit dem Port an der Unterseite der Tablets kompatiblen Tastaturen kosten jeweils über 100€. Wer mit dem Gerät produktiv arbeiten will, wird jedoch nicht um die Multifunktionscover herumkommen.
Uns wurde zum Test ein Touch Cover der zweiten Generation zur Verfügung gestellt. Dieses reagiert nun deutlich besser als jenes der ersten Generation und ist perfekt für das gelegentliche Schreiben geeignet. Neu ist auch eine Hintergrundbeleuchtung, deren Helligkeit manuell einstellbar ist und sich bei Verwendung in dunkler Umgebung als sehr praktisch erwies. Alles, was über das gelegentliche Chatten und bearbeiten kleiner Dokumente hinausgeht, sollte aber mit einem Type Cover erledigt werden, da selbst nach einiger Übung oft Fehler passieren, wenn man sich nicht voll auf das Schreiben konzentriert.

Die Möglichkeit der Bedienung im Schoß war bei der ersten Generation aufgrund des einen Neigungswinkels kaum gegeben, worauf Microsoft mit der Erweiterung um einen zweiten Winkel beim Kickstand reagiert hat. Diese Neuerung in Verbindung mit der zweiten Generation des Touch Covers trägt Früchte, ist jedoch immer noch nicht perfekt und bei der Bedienung etwas unangenehm.

In der aktuellen Generation wurde außerdem das Ladekabel erneuert, sodass ein Kernproblem des magnetischen Anschlusses gelöst wurde. Beim Surface RT berichteten zahlreiche Nutzer davon, dass sie den Ladeanschluss oftmals nur mit Mühe in die richtige Position brachten und erst nach einigen Stunden feststellten, wenn dies nicht der Fall war. Am Port selbst hat Microsoft nichts geändert, dafür jedoch das Ladekabel so erneuert, dass nun aus jeder Perspektive sichtbar ist, ob es tatsächlich geladen wird.

Fazit: Surface 2 kann alles…

Mit dem Surface 2 geht Microsoft auf Nummer sicher, nachdem sie mit der ersten Generation 900 Millionen Dollar Verlust gemacht hatten. Das Unternehmen hat zwar den Preis von 429€ beibehalten, die Produktionsmenge aber gesenkt und mit der Hardware absolut nichts riskiert, was für mediales Aufsehen hätte sorgen können.

Das Surface 2 ist ein wunderschönes Tablet mit einem großartigen aus dem Vorjahr bekannten Hardware-Design, das man gerne in der Hand hält und verwendet. Es fehlt nur noch das Tüpfelchen auf dem I zur Perfektion und dieses nennt sich Software. Microsoft hat mit den Surface-Tablets bewiesen, dass man in Redmond auch gute Hardware herstellen kann. Während man in zahlreichen anderen Bereichen die Marktführerschaft erringen konnte und sie jahrzehntelang nicht mehr aus der Hand geben will, muss Microsoft mit Windows RT und Windows Phone 8 neu anfangen und beweisen, dass man die alten Stärken nicht verlernt hat.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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