News

Arbeitet Nokia an einem Android-Smartphone?

Der berüchtigte Twitter-Account evleaks hat vor einigen Wochen ein Bild eines ungewöhnlichen Nokia-Smartphones mit dem Codenamen ‚Normandy‘ veröffentlicht. Aufgrund des Fehlens der drei Windows-typischen Tasten gingen wir davon aus, dass es sich dabei um ein Smartphone der Asha-Reihe mit dem Series-40 Betriebssystem handelt, was sich Berichten zufolge als Irrtum herausstellt. Stattdessen blickten wir bereits damals auf ein Low-End Smartphone mit Googles mobilem Betriebssystem Android.

Schon lange gab es Gerüchte darüber, dass die Finnen neben Geräten mit Microsofts Windows Phone auch an einem Smartphone arbeiten, das Android als Betriebssystem verwendet. Als die beiden Unternehmen den Deal bekannt gaben, verstummten vorerst sämtliche Gerüchte, die in diese Richtung anspielten. Aus Sicht eines Beobachters würde der Schritt, daneben auch über einen Notfallplan zu verfügen, recht logisch erscheinen. Schließlich versuchte man anfangs, mit Microsofts mobilem Betriebssystem – einem komplett neuem Ökosystem – im Smartphonemarkt Fuß zu fassen. Die Arbeit an einem Android-Smartphone wurde von den Finnen bisher jedoch immer dementiert.

Wie The Verge und der Blog des Wall Street Journal AllThingsD nach eigenen Angaben aus mit dem Projekt vertrauten Quellen herausgefunden haben wollen, arbeitet Nokia trotz der Einigung mit Microsoft  immer noch auf Hochtouren an einem Android-Smartphone, das den Codenamen ‚Normandy‘ trägt. Damit zielen die Finnen angeblich auf das Low-End Segment, wo sie bisher mit den Asha-Modellen recht erfolgreich waren. ‚Normandy‘ sei die nächste Generation, die jedoch mit einer stark angepassten Distribution von Android laufen werde, um eine größere Zahl an Apps bieten zu können. Wie AllThingsD verrät, werde Nokias eigene Variante von Android statt den Google-Apps Microsoft-Dienste tief ins System integrieren und mit einer gänzlich neuen Benutzeroberfläche aufwarten, das Windows Phone mehr ähnelt als dem Betriebsystem, auf dem es basiert.

Möglichkeiten und Schwierigkeiten mit Android

Android kann ein gutes Betriebssystem sein, sofern der Hersteller bemüht ist, das ganze Potenzial zu nutzen. Die meisten Hersteller machen sich jedoch nicht die Mühe, um Android zu optimieren und überlassen diese Arbeit meistens Google. Der Suchmaschinengigant schaffte es erst in den vergangenen Releases, die Leistung von Android zu verbessern. Mit Android 4.4 KitKat sind zahlreiche Neuerungen hinzugekommen, die weitere Probleme lösen sollen. Da Nokia aber bereits länger an diesem Projekt zu arbeiten scheint, dürfte die verwendete Version von Android auch nicht die aktuellste sein.

Für den Hersteller eines Smartphones gibt es unter Android lediglich zwei Komponenten zu beachten, nämlich den Kernel, wo die Treiber für die Hardware erst implementiert werden müssen, und die Benutzeroberfläche, welche unter Android komplett aus in Java geschriebenen Anwendungen besteht. Alternativ dazu besteht dank der Tatsache, dass AOSP (Android Open Source Project) als OpenSource-Software verfügbar ist, auch die Möglichkeit, ein eigenes Framework zu integrieren, um so beispielsweise die Kompatibilität von Series 40-Apps auf dem ‚Normandy‘ zu gewährleisten. Ohne einer Mitgliedschaft bei Googles OHA (Open Handset Alliance) müssen die Finnen auch keine Google-Apps vorinstallieren und könnten diese problemlos durch eine enge Verknüpfung von Microsoft-Diensten ersetzen.

Mögliche Zukunft von ‚Normandy‘

Die Zukunft von ‚Normandy‘ ist mehr als ungewiss und einige Quellen behaupten, dass das Vorhaben, ein Android-Smartphone zu veröffentlichen, mit dem großen Partner aus Redmond nicht abgesprochen war. Trotz der angekündigten Übernahme durch Microsoft, scheint Nokia an seinen Plänen festzuhalten, wie AllThingsD behauptet, und will das Gerät im Frühjahr 2014 auf den Markt bringen. Soweit das Smartphone noch vor Abschluss der Übernahme marktreif ist, werde Nokia dieses vermutlich trotz des Drucks aus Redmond auch veröffentlichen. Es bestehe aber immer noch die Möglichkeit, dass Microsoft dieses Projekt fortsetze, wie der Blog hinzufügt. Dies würde aber bedeuten, dass Microsoft im Low-End Segment statt auf das viel beworbene eigene Windows Phone zu setzen, das mobile Betriebssytem des größten Konkurrenten verwendet. Vorausgesetzt, die Berichte entsprechen der Wahrheit, wäre dies aus dem Marketing-Blickwinkel ein äußerst mutiger Schritt, den sich Microsoft gut überlegen sollte. Schließlich bewirbt man Windows Phone nicht selten damit, dass es auch unter Low-End Hardware problemlos läuft und spielt gleichzeitig darauf an, dass dies bei Android nicht der Fall ist. Wie man den Konsumenten davon überzeugen kann, Windows Phones zu kaufen, während man selbst auf das Betriebssystem des größten Konkurrenten setzt, ist eine Frage, die wohl auch die beste Marketingabteilung nicht beantworten kann. Dabei sprechen nicht lediglich diese Überlegungen gegen die darstellten Gerüchte.

‚Normandy‘ geht angeblich nicht zu Microsoft über

Andere Quellen des chinesischen Blogs C Technology widersprechen jedoch den Erkenntnissen von AllThingsD und behaupten, dass das Projekt ‚Normandy‘ mittlerweile bereits eingestellt worden sei und ein Release daher kaum in Frage komme. Die Leitung für die Projekte mit mehreren Android-Prototypen hatte demnach Peter Skillman, Chef des UX-Designs bei Nokia. Weiter heißt es, die Entwicklung der Android-Geräte – darunter befand sich auch ein Snapdragon 400-basiertes 7-Zoll Tablet – habe im Büro des CTO (Chief Technological Officer) stattgefunden, das nach der Übernahme nicht zu Microsoft migrieren wird. Danach wird Nokia (vorerst) kein Smartphone mehr unter dem eigenen Markennamen veröffentlichen, daher müsste der Release noch vor Abschluss des Deals stattfinden.

Smartglass und Wearables statt Android-Smartphones

Des Weiteren verrät C Tech, dass Nokia in Zukunft auf Wearables setzen werde, um so seinen Weg zurück in die Unterhaltungselektronik zu finden. So wollen die Finnen sich nach dem Deal mit Microsoft auf zukünftige Technologien konzentrieren, wie kabellose Energieübertragung, Übertragung von elektromagnetischer Energie bei niedrigem Energieverbrauch, flexible Displays, Graphensensoren und Augmented Reality.

Noch vieles unklar

Widersprüchlich sind vor allem die Informationen über die Einbeziehung von Microsoft in die Entwicklung von Android-Smartphones im Hause Nokia. Während der Blog des WSJ von einem Release im Frühjahr 2014 ausgeht und diesen nicht einmal nach Abschluss des Deals mit Microsoft völlig ausschließen will, berichtet C Technology genau das Gegenteil. Im Fall von ‚Normandy‘ bleibt es jedenfalls bis zum Schluss spannend und spätestens das nächste Jahr wird Aufschluss über den Wahrheitsgehalt geben.


Quelle: AllThingsD | The Verge | C Technology
About author

"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
Related posts
News

Start11: "Lifetime"-Lizenz gilt nicht für "Start11 v2"

News

Microsoft vereint erneut Windows- und Surface-Sparten

News

Durchgesickerte Bilder zeigen weiße Variante der Xbox Series X - ohne Laufwerk

News

Copilot-Knopf entscheidet, ob ein Computer die ‘KI PC’-Bezeichnung bekommt

0 0 votes
Wie findest du diesen Artikel?
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest

93 Kommentare
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
View all comments