Microsoft verkündete im September dieses Jahres die geplante Übernahme von Nokias Geräte- und Dienste-Sparte gegen eine Zahlung in Höhe von 5,44 Milliarden Euro, jedoch unter dem Vorbehalt des Einverständnisses der Nokia Aktionäre und der Europäischen Kommission. Nachdem die Aktionäre im September mit der Akquise konform gingen, blieb die Billigung durch die Europäische Kommission bis vor kurzem aus.
EU-Kommission gibt grünes Licht
Dem ist allerdings seit Neuestem nicht mehr so, dies ergibt sich aus einer am 4. Dezember 2013 vonseiten der Europäischen Kommission veröffentlichten Pressemeldung, demgemäß der Übernahme keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken entgegenstehen. Die Kommission begründet ihre Entscheidung mit den nicht ins Gewicht fallenden Überschneidungen im Hinblick auf die geschäftlichen Aktivitäten der beteiligten Parteien. Dabei führt sie weiter aus, dass die „Verbindungen zwischen Microsofts mobilen Betriebssystemen, mobilen Anwendungen sowie unternehmensbezogener Mail-Server Software und Nokias mobilen Endgeräten wahrscheinlich nicht zur Verdrängung von Konkurrenten führen wird“. Betrachte man nämlich den globalen Markt für mobile Technik, der im Jahr 2012 einen Absatz von 700 Millionen Smartphones und 162 Millionen Tablets verzeichnete, so seien wettbewerbsverzerrende Auswirkungen durch die Integration von Nokias Geräte- und Dienste-Sparte nicht absehbar; Apple und Samsung werden Microsoft auch mit dem neuen Unternehmensteil konkurrieren.
Tatsächlich ist die Europäische Kommission der Auffassung, Microsoft sei auch nach der Transaktion auf externe OEMs angewiesen und werde sie folglich nicht von der Herstellung Windows-basierter Geräte ausschließen. Zur Begründung führt sie an, dass Microsofts Anteile im Markt für mobile Betriebssysteme begrenzt seien und deshalb die Kooperation mit Dritten erforderlich sei. Anders könne das Redmonder Unternehmen nicht mit Google und Apple konkurrieren und Microsoft würde weniger Entwickler und Konsumenten ansprechen. Diesen Gedanken überträgt sie im Übrigen auch auf Microsoft eigene Dienste wie Office und Skype. Es wäre demnach ein Fehler und aufgrund dessen auch nicht zu erwarten, Apps wie Office und Skype für die Geräte und Betriebssysteme anderer Hersteller nicht anzubieten. Dies lasse die bestehende, sich entwickelnde Konkurrenz in den jeweiligen Segmenten gar nicht zu.
Gründe für die Übernahme
Passend hierzu sei ein weiteres Mal auf das Interview mit Julie Larson-Green verwiesen, denn in diesem erläutert sie die sich aus einer reinen Partnerschaft mit Nokia ergebenden Probleme, woraus letzten Endes auch die Gründe für die gegenwärtige Übernahme erwachsen sind. Demzufolge liefern Nokias Kameras gute Ergebnisse, sie seien aber nicht derart in das Betriebssystem integriert, wie man es erwarten würde. Hinzu kommt das Vorhandensein verschiedener Kamera-Apps, unterschiedlicher Speicherplätze und mehrerer Möglichkeiten zum Hochladen von Daten. Zwei voneinander unabhängige Musikdienste vollenden die von Larson-Green beschriebene Koexistenz zweier großer Unternehmen innerhalb eines Betriebssystems. Um eben diese Nähte zu beseitigen, hat sich Microsoft gegen die strategische Partnerschaft und für die Integration der für sie relevanten Unternehmenssparte entschieden.