Microsoft hat am 23. Januar dieses Jahres den Finanzbericht für das vierte Quartal 2013 veröffentlicht, welches Microsofts zweitem Geschäftsquartal des Jahres 2014 entspricht. Das Unternehmen konnte in diesem Zeitraum einen Umsatz von 24,52 Milliarden Dollar verzeichnen, was einer Steigerung von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Zwischen Oktober und Dezember letzten Jahres verzeichnete Microsoft einen Nettogewinn von 6,56 Milliarden Dollar, eine Zunahme um 2,8 Prozent. Der erzielte Gewinn entspricht übrigens einem Erlös von 0,78 Dollar pro Aktie, was einer Steigerung um 3% im Verhältnis zum Vorjahreszeitraum entspricht. Demnach übertreffen die Redmonder auch dieses Mal die Erwartungen der Analysten, denn diese gingen lediglich von einem Umsatz in Höhe von 23,5 Milliarden Dollar und einem Gewinn pro Aktie in Höhe von 0,67 Dollar je Aktie aus.
Wie sich der insgesamte Umsatz auf die jeweiligen Geschäftsbereiche verteilt, ergibt sich aus der folgenden Darstellung:
Endbenutzer
- Geräte und Endbenutzer-Lizenzierung: 5,384 Milliarden Dollar
- Geräte und Endbenutzer-Hardware: 4,729 Milliarden Dollar
- Geräte und Endbenutzer, andere: 1,793 Milliarden Dollar
- Kommerzielle Lizenzierung: 10,888 Milliarden Dollar
- Kommerziell, andere: 1,780 Milliarden Dollar
- Unternehmen und andere: 55 Millionen Dollar
Schwächelnde PC-Verkäufe machen sich bemerkbar
Viele Hardwarehersteller haben derzeit mit einigen Schwierigkeiten aufgrund des Negativwachstums am PC-Markt zu kämpfen. Die anhaltend schwachen PC-Verkäufe, die auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind, schlagen sich auch in Microsofts aktuellen Quartalszahlen zu Buche. Die Redmonder verzeichneten einen Umsatzrückgang von 3 Prozent bei Softwarelizenzierungen an seine Hardwarepartner (OEMs). Dieser Rückgang ergibt sich unter anderem aus den um 20% gesunkenen Einnahmen mit Windows OEM (non-Pro) Lizenzen, welche den Konsumentenmarkt betreffen. Immerhin konnte das Unternehmen ein Plus von 12 % bei den Einnahmen mit Windows OEM Pro Lizenzen und ebenfalls einen Zuwachs im Hinblick auf Windows Phone Lizenzen verzeichnen, weshalb die starken Rückgänge im Markt für Konsumenten-PCs teilweise ausgeglichen wurden.
Starke Surface- und Xbox-Verkäufe
Im vorangegangenen Quartal veröffentlichte Microsoft die neueste Konsolengeneration Xbox One. So verkaufte das Unternehmen in den letzten drei Monaten des Jahres 2013 insgesamt 7,4 Millionen Xbox Spielekonsolen, wovon 3,9 Millionen Geräte die Xbox One repräsentieren. Demzufolge wurde 3,5 Millionen Xbox 360 Konsolen abgesetzt.
Microsoft versucht sich seit dem Vorjahr als OEM eigener Hardware mit den beiden Surface-Tablets der ersten Generation. Jedoch war man dabei zu Beginn etwas zu optimistisch und verschätzte sich in der Folge vor allem beim Surface RT gewaltig, was in einer Abschreibung von 900 Millionen Dollar für das Tablet mit Windows RT resultierte. Aus dieser Fehlkalkulation zog Microsoft nicht den Schluss, die Preispolitik zu revidieren, anscheinend hat das Unternehmen stattdessen eine kleinere Stückzahl der Geräte produziert, das offenbaren jedenfalls die aktuellen Verfügbarkeitsprobleme der Surface-Tablets der zweiten Generation.
Während Microsoft zwar keine genaue Verkaufsbilanz offengelegt, sprach das Unternehmen in seiner Presseaussendung jedoch davon, dass man im Vergleich zum vorangegangenen Quartal sowohl den Umsatz als auch die abgesetzte Menge mit den Tablets mehr als verdoppeln konnte. Mit der Surface Reihe generierte Microsoft im zweiten Geschäftsquartal somit Bruttoeinnahmen in Höhe von 893 Millionen Dollar, denen allerdings zusätzliche Kosten von 932 Millionen Dollar gegenüberstehen. Im Endeffekt beduetet dies, dass Microsoft im vergangenen Quartal bei Surface-Tablets einen Verlust von 39 Millionen Dollar verzeichnen musste.
Angesichts der Tatsache, dass man zwischen Oktober 2012, dem Launch der ersten Surface-Generation, und Ende Juni 2013 allein mit dem Surface RT einen Umsatz von 853 Millionen Dollar generierte, sagen uns diese Zahlen tatsächlich nichts über den Erfolg oder Misserfolg der zweiten Tablet-Generation aus dem Hause Microsoft.
Ein erfreuliches Plus durfte auch Microsofts Suchmaschine Bing einfahren. Der Marktanteil von Bing stieg auf 18,2 Prozent, wodurch 34 Prozent mehr Einnahmen durch Werbung generiert werden konnten.
Kaum Informationen zu Windows Phone
Insgesamt musste Microsoft bei Geräte und Endbenutzer-Lizenzierung einen Umsatzrückgäng von 6 Prozent bzw. 319 Millionen Dollar verzeichnen, was durch die zusätzlichen Einnahmen von Windows Phone teilweise ausgeglichen wird. Hier stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 50 Prozent bzw. 340 Millionen Dollar. Der Zugewinn ist neben den stärkeren Verkäufen von Windows Phones auch auf höhere Einnahmen durch Handypatentlizenzierungen zurückzuführen.
Großes Umsatzwachstum bei Businesslösungen
Obwohl sich Endkunden in einigen Bereichen langsam, aber doch spürbar von Microsoft lösen, scheint der Bedarf an Unternehmenslösungen aus dem Hause Microsoft ungehindert hoch zu sein. Bei Office 365 und Windows Azure hat Microsoft eine Wachstumsrate über 100% zu vermelden. SQL Server und System Center verzeichneten ebenfalls jeweils ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich. Cloud Dienste von Microsoft speziell für Unternehmen scheinen ebenfalls gefragt zu sein, immerhin konnte man dessen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. Insgesamt betrug der Umsatz durch Lösungen für Businesskunden 12,67 Milliarden Dollar, was einem Wachstum von 10 Prozent entspricht.
Fehler werden offensichtlich
Microsoft kann trotz Krise und rückläufiger PC-Verkäufe Jahr für Jahr Rekordumsätze verbuchen, dennoch lassen sich einige Fehler des Unternehmens durch diese Zahlen nicht kaschieren. Die Redmonder haben sowohl beim Aufkommen der ersten Smartphones als auch bei Tablets die rasante Ausbreitung des Trends auf dem Endbenutzer-Markt verpasst und viel zu spät darauf reagiert. Unterdessen konnten iOS und Android in beiden Segmenten ihre Position festigen und werden dem traditionellen Desktop zusehends gefährlich. Immer mehr Nutzern genügt ein Tablet zur Erledigung ihrer Aufgaben, wozu bisher ein Windows-Notebook oder -PC herangezogen wurde. Dies alles wäre für das Unternehmen kein Problem, wenn die Kunden stattdessen auf Windows-Tablets zurückgreifen würden, jedoch ist dies offensichtlich noch nicht im gewünschten Ausmaß der Fall. Diese Entwicklung ist vor allem im Consumer-Bereich ersichtlich und keinesfalls zu unterschätzen. Während professionelle Anwender weiterhin auf Microsofts Lösungen angewiesen sind, hat Microsoft – wie die obigen Werte darlegen – Probleme, auf dem Konsumentenmarkt Fuß zu fassen.