Microsoft hat vor wenigen Monaten auch einen Nachfolger für das Surface Pro vorgestellt, bei dem hauptsächlich einige Kritikpunkte der ersten Generation korrigiert wurden. Tatsächlich wird fast keinem Nutzer der Unterschied zwischen Surface Pro und Pro 2 auffallen, sehen sich die Geräte von außen doch nahezu gleich.
Die großen Unterschiede befinden sich verborgen hinter dem kaum veränderten VaporMg-Gehäuse. Während das Surface 2 mit Windows RT 8.1 diesmal in Silbergrau gehalten ist, entschied sich Microsoft beim die mattschwarze Optik beizubehalten. Einziger äußerlicher Unterschied zur ersten Generation ist der verbesserte Kickstand sowie die Aufschrift „Surface“ auf der Rückseite anstelle des neuen Windows-Logos. Im Surface Pro 2 werkelt ein aktueller Intel i5 Haswell Prozessor bei einer ursprünglichen Taktrate von 1,6 GHz (2,6 GHz mit Turbo Boost) bzw. neuerdings 1,9 GHz (2,9 GHz mit Turbo Boost) mit einer HD4400 als Grafikeinheit. Dem Duo stehen wahlweise vier oder acht Gigabyte Arbeitsspeicher zur Verfügung. Daneben sorgt eine SSD in den Größen zwischen 64 und 512 Gigabyte für ausreichend Speicher.
Ausgepackt: Erster Eindruck
Das Verpackungsdesign hat sich im Vergleich zur ersten Generation kaum geändert. Microsoft setzt weiterhin auf die mattschwarzen Kartons, die eine weiße Box beinhalten, wo sich das Gerät sowie das gekaufte Zubehör befinden. Beigelegt sind außerdem einige Anleitungen sowie die Gutscheine für 2 Jahre 200GB SkyDrive Speicher und 1 Jahr kostenlose Skype-Premium Dienste, wie das Welt-Package Abonnement und Skype Wifi.
Das Surface Pro 2 wirkt beim ersten Auspacken schwer und dick. Mit über 900 Gramm und 13 mm zählt es eindeutig nicht zu den portabelsten Tablets auf dem Markt – selbstverständlich unter der Prämisse, es als solches Gerät einzuordnen. Startet man das Gerät zum ersten Mal, müsste üblicherweise ein Dialog zum Einrichten des Geräts erscheinen. Unser Testgerät war von Microsoft bereits mit einem lokalen Account versehen worden, musste jedoch gleich nach dem ersten Start zurückgesetzt werden. Das mitgelieferte Touch Cover 2 wurde zwar vom Surface RT (1. Generation) problemlos erkannt, wollte aber mit dem Surface Pro 2 einfach nicht funktionieren. Daher musste das Surface Pro 2, um richtig zu funktionieren, noch einmal zurückgesetzt und eingerichtet werden. Nach etwa 25 Minuten war auch dieser Vorgang abgeschlossen und die eigentliche Testphase konnte beginnen.
Design: Ein guter Kompromiss?
Mit dem Surface Pro 2 wählt Microsoft bewusst einen etwas unkonventionellen Weg, Hardware zu bauen. Anstatt Tablets, wie die Konkurrenz, immer dünner und leichter zu machen, entschieden sich die Redmonder dafür, auch ein leistungsstarkes 10-Zoll Tablet, hauptsächlich gedacht für Professionelle, herzustellen. Dass dies aber nicht mehr in ein 7 mm dünnes und 500 Gramm schweres Gehäuse passt, scheint angesichts der verfügbaren Leistung selbstverständlich. Dieser Umstand hindert Microsoft jedoch nicht daran, ein solide verbautes Gerät anzufertigen und es in seine hochwertige VaporMg-Gehäuse zu hüllen. Davon ist allerdings der auf der Rückseite verbaute Kickstand ausgenommen, hier wurde dem Anschein nach Kunststoff genutzt.
Das Surface Pro 2 besitzt zudem ein großartiges Hardware-Design, das es trotz seines Gewichts angenehm in der Hand liegen lässt. Die zur Rückseite hin abgeschrägten Kanten spielen hierbei eine sehr wichtige Rolle und sehen daneben auch gut aus. Das Gerät ist jedoch eindeutig nicht dafür konzipiert, dass man es in einer Hand hält und mit der anderen bedient, denn dies dürfte nach einiger Zeit unangenehm werden. Stattdessen lässt es sich problemlos am Schreibtisch und dank des neuen Kickstands auch am Schoß bedienen.
Obwohl der Markt immer lauter nach flacheren und leichteren Tablets schreit, entschied sich Microsoft bewusst dafür ein leistungsstarkes Gerät zu bauen, das diesen Idealen nicht ganz entspricht. Mit dem Surface Pro 2 geht man bei diesen beiden Punkten zwar einen Kompromiss ein, das Design insgesamt muss man aber in Anbetracht der integrierten Hardware als äußerst gelungen bezeichnen. Auch bei der Verarbeitungsqualität macht Microsoft keine Kompromisse.
Display: Full-HD und druckempfindliche Stifteingabe
Microsoft verbaut in der zweiten Generation des Microsoft Surface Pro auch ein Full-HD-Display mit der Möglichkeit, Eingaben über einen druckempfindlichen Stift zu tätigen. Dies funktioniert grundsätzlich gut, auch wenn die Eingabe mit dem Stift nicht mit einem Grafiktablet vergleichbar ist. Schreiben und das grundsätzliche Bedienen des Surface Pro 2 ist aufgrund des Hover-Features und der Palm Rest-Funktion problemlos möglich, denn dadurch werden bei der Stifteingabe Berührungen mit dem Finger/Handballen ignoriert.
Das Surface Pro 2 ist nicht ausnahmslos für den Außeneinsatz gedacht, denn solange das Halten eines etwas schwereren Tablets kein Problem ist, stellt sich die verhältnismäßig niedrige Bildschirmhelligkeit im Sonnenlicht als äußerst unpraktisch heraus. Das Display ist stark spiegelnd und bei direkter Sonneneinstrahlung an einem wärmeren Herbsttag schwer lesbar. Dies lässt sich jedoch problemlos umgehen, indem man das Display vom direkten Sonnenlicht abwendet und den Kickstand auf dem ersten Neigungswinkel abstellt. Befindet man sich in einem gut beleuchteten Raum in der Nähe eines Fensters, wird man die Helligkeit durchaus über 50% drehen müssen, was sich dementsprechend auf die Akkulaufzeit auswirkt.
Die Full-HD-Auflösung wird die meisten Leser mit der Entscheidung über die richtige Skalierung am Desktop konfrontieren. Zwar wirken Icons und Live-Tiles gestochen scharf und lassen bei normaler Distanz keine Pixel erkennen, jedoch sehen Texte am Desktop aufgrund der Kalibrierung der Schriften etwas verwaschen aus. Der Grund dafür ist die Skalierung des Desktops auf 150%. Die Unschärfe der Schrift ließe sich einerseits durch eine manuelle Änderung der Skalierung auf 100% ändern, was jedoch darin resultiert, dass Objekte am Desktop sehr klein dargestellt werden. Andererseits lässt sich unter Anzeige-Einstellungen die Schrift neu kalibrieren, was kaum fünf Minuten in Anspruch nimmt.
Software & Performance
Von Schwächen bei der Performance (dt.: Leistung) darf beim Surface Pro 2 absolut keine Rede sein, vielmehr wirkt das Tablet beim Nutzen der Apps aus dem Store unterfordert. Während der leistungsstarke i5-Prozessor problemlos für grafikintensivere Anwendungen und Spiele ausgelegt wäre, stößt man aufgrund des Intel HD4400 Grafikchips oft an die Grenzen des Möglichen. Solange der Arbeitsspeicher ausreicht, geschieht das Exportieren von HD-Videos auch relativ zügig. Wer mit Bild-/Videobearbeitung zu tun hat, sollte auf jeden Fall zum Modell mit 8GB RAM greifen. Auch für Entwickler dürfte das Surface Pro 2 durchaus interessant sein, denn das Windows Phone 8 SDK ist nicht nur problemlos darauf installierbar, sondern läuft auch recht flott.
Spezifikationen im Überblick:
- Prozessor
Intel Core i5 1.6GHz mit Turbo-Boost bis zu 2.6GHz (Haswell); neue Geräte besitzen unter Umständen leistungsstärkere Prozessoren - Arbeitsspeicher
4/8 Gigabyte RAM - Display
10.6-Zoll ClearType FullHD (1920 x 1080 Pixel) - Integrierter Speicher
64/128; 256/512 Gigabyte - Anschlüsse
MicroSD-Slot, USB 3.0, Mini DisplayPort - Konnektivität
WiFi a/b/g/n und Bluetooth 4.0 LE - Kameras und Audio
720p Front- und Rückkamera
Stereo-Lautsprecher
Mikrophon - Maße
274,6 x 172,5 x 13,5 mm
Gewicht: 900 Gramm
Das Surface Pro 2 eignet sich zwar vom Prozessor theoretisch als Gaming-Gerät, jedoch reicht für diesen Zweck der integrierte Grafikchip nicht aus. Auch der Arbeitsspeicher unseres Modells in Höhe von 4GB kam dabei an seine Grenzen. „Battlefield 3“ läuft zwar unter heruntergesetzten Grafikeinstellungen ohne zu ruckeln, jedoch sieht das Spiel dann aus wie ein älteres „Call of Duty.“ Der Spieltitel „Metro 2033“ ist auf dem Surface Pro 2 ebenfalls lauffähig, jedoch nur unter stark heruntergesetzten Grafikeinstellungen und auch dann tritt noch der eine oder andere Ruckler auf. Wer ein Tablet nur fürs Gaming verwenden will, sollte sich das Razer Edge genauer ansehen, das Surface Pro 2 ist hierfür jedoch nicht geeignet.
Bei der Performance können nur wenige Tablets dem Surface Pro 2 etwas vormachen, dennoch scheint es immer wieder kleinere Ruckler beim Bedienen von Windows 8.1 zu geben. Es kam zumindest bei unserem Test nicht selten vor, dass der Internet Explorer im Modern-UI sich plötzlich aufgehängt hat und erneut gestartet werden musste. Während diese Fehler vor allem beim Webbrowser oder anderen Metro-Apps auftraten, gab es am Desktop weniger Probleme. Das kleine Display erschwert jedoch die Bedienung des Desktops sehr und macht das Tippen mit dem Finger nahezu unmöglich.
Akkulaufzeit und Hitzeentwicklung
Einer der größten Kritikpunkte beim Surface Pro der ersten Generation war die Hitzeentwicklung, die besonders am Metallgehäuse des Tablets zu spüren war und die daraus resultierende niedrige Akkulaufzeit. Mit der Verwendung der aktuellen Generation der Intel-Prozessoren namens „Haswell“, scheint Microsoft beide Probleme gelöst zu haben, ohne dabei Einbußen bei der Performance verzeichnen zu müssen. In unserem Test hielt das Surface Pro 2 bei überdurchschnittlich intensiver Verwendung genau 4 Stunden und 30 Minuten durch, ehe es nach einer Stromquelle verlangte. Dabei wurde das Game „Metro 2033“ über Steam heruntergeladen und installiert, während mit dem Internet Explorer 10 gesurft wurde und das bei 50% Displayhelligkeit. Bei intensiveren Aufgaben, wie dem Spielen von Metro 2033 oder Battlefield 3 erwärmt sich das Gehäuse und der Kühler ist in leiser Umgebung hörbar, jedoch gilt beides in Maßen. Bei solch intensiven Aufgaben ist aber nicht mit einer Laufzeit über 2 Stunden zu rechnen. Battlefield 3 ist auf dem Surface Pro 2 etwa 1 Stunde und 39 Minuten bei halber Bildschirmhelligkeit spielbar, ehe auch hier eine Stromquelle gesucht werden sollte.
Obwohl das Surface Pro 2 nicht primär für die Verwendung als „normales“ Tablet gedacht ist, haben wir es auch in dieser Disziplin getestet. Beim Surfen im Internet mit dem Abspielen weniger YouTube-Videos hielt unser Testgerät knapp weniger als 6 Stunden durch.
Fazit: Wieso ist dieses Tablet nochmal so dick?
Mit dieser Frage wird man sich tatsächlich des Öfteren bei der Verwendung des Tablets konfrontiert und sie erübrigt sich erst, wenn man ein leistungshungriges x86-Programm ausführt. Das Surface Pro 2 ist für Profis konzipiert, die neben einem Hochleistungsrechner zu Hause unterwegs einen starken Ersatz benötigen und dafür lieber ein Tablet mit Touchscreen und/oder ansteckbarer Tastatur anstatt eines Notebooks wählen. Nachdem viele Ultrabooks in dieser Größe aufgrund ihrer schwachen Hardware nicht in Frage kommen und mit der Hardare des Surface Pro 2 vergleichbare Notebooks oft deutlich schwerer und größer sind, ist das Microsoft Tablet für jene, die es tatsächlich benötigen, eine sehr gute Alternative.
Microsoft hat beim Surface Pro 2 im Vergleich zur letzten Generation wenig verändert und damit alles richtig gemacht. Die Redmonder haben einen leistungsfähigeren und gleichzeitig ressourcensparenderen Prozessor verbaut, das Gehäuse und die Anschlüsse minimal verändert und den Rest beibehalten. Während das Surface 2 mit Windows RT 8.1 beispielsweise ein neues Ladekabel erhalten hat, müssen sich Käufer des Pro 2 noch mit jenem der ersten Generation begnügen. Die großen Kritikpunkte hat Microsoft aber beseitigt und das ist auch gut so.
Lange wurde diskutiert, ob das Surface Pro 2 tatsächlich noch als Tablet angesehen werden kann und daher auch mit diesen verglichen werden soll, während es doch die Hardware eines High-End Ultrabooks besitzt und vom Gewicht dennoch diese aussticht. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass mit dem Surface Pro und generell sämtlichen x86-Tablets eine neue Ära des mobilen Computings erreicht worden ist. Das Problem mit dem Gewicht, der Dicke und der Kühlung solcher Tablets wird sich mit weiterer Entwicklung der Technologien erübrigen. Das Surface Pro 2 ist derzeit nur ein Vorreiter von vollwertigen PCs im Tablet-Format und wird sich in Zukunft sicherlich noch weiterentwickeln.
Video-Vorstellung
Produktlink: (derzeit nur teilweise verfügbar).