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Rückblick: Stephen Elop beantwortete emotionale Fragen von Nokia-Fans

Stephen Elop, ehemaliger CEO von Nokia und neuerdings Chef von Microsofts Gerätesparte stellte sich vor einer Woche den Fragen der Leser des Nokia Conversations-Blogs. Während vor allem auf Unternehmensseiten von streng moderierten Kommentaren ausgegangen werden kann und daher auf unangenehme Fragen, wie jene über zukünftige Produkte oder bisherige (Fehl-)Entscheidungen, kaum erwidert wird, gab sich Stephen Elop überraschenderweise sehr offen und stand den Lesern bei jeder Frage Rede und Antwort. Seine Antworten sind in vieler Hinsicht interessant und geben einige Auskunft über die Beweggründe bisheriger Entscheidungen bei Nokia und die Zukunft von Microsoft Mobile Oy.

Nokias ehemalige Geräte & Dienste-Sparte wird bekanntlich als Microsoft Mobile Oy in das Redmonder Unternehmen integriert. Bislang ist allerdings nicht bekannt, wie es mit den Produkten weitergeht. Stephen Elop betonte, dass „Microsoft Mobile Oy“ kein Name sei, der von Konsumenten je gesehen werde. Stattdessen dürfe Microsoft den Markennamen „Nokia“ noch „für einige Zeit“ verwenden, jedoch sei dies keine lange Zeitspanne. Elop konkretisierte diese Angaben allerdings nicht. Man arbeite bei Microsoft bereits daran, sich einen Markennamen für die zukünftigen Smartphones auszudenken, jedoch wollte Elop auch in der darauffolgenden Antwort nicht verraten, ob die Geräte unter der Microsoft-Marke erscheinen werden. Der ehemalige Nokia-CEO verriet immerhin, dass man einen einheitlichen Markennamen suchen wird und bestätigte damit ehemalige Aussagen.

Man ist definitiv gespannt auf die zukünftigen Smartphones von Microsoft. Während die Redmonder eher eine Schwarz-Weiß-Designpolitik pflegen, setzen die Finnen bei ihren Produkten schon seit Jahren auf verschiedene Farben. Stephen Elop versicherte, dass man Nokias Ideen zukünftig auf Microsofts Geräte übertragen werde.

Auch Nokias (späte) Entscheidung, ein Android-Smartphone zu veröffentlichen, war Thema des Events. Stephen Elop verteidigte die Strategie, Ende 2010 auf Microsofts Windows Phone 7 Series statt auf Googles Android gesetzt zu haben. Elop argumentierte, dass man zu dieser Zeit Samsungs enormen Erfolg mit Android hatte antizipieren können. Heute stecken viele Android-OEMs wegen Samsungs Marktführerschaft in Schwierigkeiten. Nokia setzt stattdessen auf AOSP, um im Low-End Smartphonemarkt Anteile zu gewinnen und das Nokia X sei außerdem Teil des Microsoft-Nokia-Deals und werde dazu beitragen, „die nächste Milliarde Nutzer mit Microsofts Diensten zu verbinden“.

Darauf folgten einige sehr emotionale Fragen von Nokia-Fans, deren Beantwortung Stephen Elop sichtlich nicht leicht fiel. Sie wollten wissen, ob Elop die Entscheidung, von der „brennenden Plattform“ abzuspringen, verspätet habe. Im Februar 2011 war nämlich ein internes Memo von Stephen Elop an die Öffentlichkeit durchgesickert, in dem er die Geschichte eines Mannes auf einer brennenden Öl-Plattform erzählt. Der Mann entschied sich, 30 Meter in die Tiefe zu springen, in den kalten Atlantik, was er unter anderen Umständen nie getan hätte. Die brennende Plattform hatte sein Verhalten geändert. Dies galt als Metapher, dass man bei Nokia eine radikale Änderung vollziehen und einen Sprung ins kalte Wasser wagen müsse, um nicht auf der brennenden Plattform zu enden.

Die „brennende Plattform“ habe laut Elop einen bleibenden Eindruck bei den Nokia-Mitarbeitern hinterlassen und das ganze Unternehmen habe daraufhin schneller operiert und auf die kritische Situation reagiert. Innerhalb von sechs Monaten hatte man die ersten beiden Windows Phones, das Nokia Lumia 710 und 800, gebaut.

Ein Teilnehmer des AMA warf Elop folgendes vor: “You’re so cool killed Nokia …Thanks to you, Meego, Symbian, Meltemi buried …” [sic], was zu Deutsch etwa bedeutet: „Sie sind so cool, Nokia getötet zu haben. Wegen Ihnen wurden MeeGo, Symbian und Meltemi begraben.“

Stephen Elop antwortete, dass man im Jahr 2010 und 2011 Nokias interne Bemühungen um die eigenen Betriebssysteme bewertet habe und zum Schluss kam, dass man Symbian nicht auf ein Wettbewerbsniveau mit dem iPhone hätte bringen können, das zum damaligen Zeitpunkt vor drei Jahren veröffentlicht worden war. MeeGo war ohnehin schon sehr spät veröffentlicht worden und versprach nicht, die breite Masse an Konsumenten zu erreichen. Man musste daher die schwere Entscheidung treffen und Nokia eine Chance geben, wieder konkurrenzfähig zu sein.

Die letzte Frage betraf ein Thema, das auch in unseren Kommentaren zahlreiche Male diskutiert wurde – nämlich, ob Stephen Elop bei Nokia als trojanisches Pferd für Microsoft fungiert hat. Elop arbeitete von Anfang 2008 bis 2010 bei Microsoft als Präsident der Geschäftskunden-Abteilung, war daher als Teil des höchsten Managements auch in die Strategiefindung des Unternehmens eingeweiht.

Stephen Elop betonte, dass er während seiner Zeit bei Nokia NSN, HERE und Advanced Technologies gestärkt habe und der Geräte & Dienste-Sparte innerhalb von Microsoft nun eine neue Chance gibt. Bezüglich des „Trojan horse thing“ meinte Elop, dass er während seiner Zeit bei Nokia nur im Interesse von den Aktionären gehandelt habe. Sämtliche wichtigen strategischen Entscheidungen seien vom Vorstand getroffen worden, dem auch er angehörte.


Bildquelle „Burning Plattform“ | Quelle: Nokia Conversations
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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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