Am 27. August veranstaltete Microsoft im Wiener SneakIn das Launch-Event für das Surface Pro 3 und das Lumia 530, die je ab Anfang September hierzulande auf den Markt kommen. Beim lockeren „Touch-Point“-Event konnten wir bei kühlen Getränken und einem üppigen Buffet einen ersten genauen Blick auf die dritte Tablet- und Smartphone-Generation von Microsoft werfen.
Nokia Lumia 530
Mit dem Nokia Lumia 530 zeigt Microsoft das bisherige günstigste Windows Phone, das zu einem Preis von unter 100 Euro erhältlich sein wird. Dabei handelt es sich im Grunde genommen um eine kleinere und von den Spezifikationen etwas schwächere Variante des Lumia 630, denn die beiden Smartphones unterscheiden sich lediglich durch die Bildschirmdiagonalen und die Prozessoren.
Display
Beim Lumia 530 beträgt das Display 4-Zoll und eine Auflösung von 854 x 480 Pixeln (225 ppi), was in Anbetracht des Preises und der Größe durchaus als gut zu bezeichnen ist. Pixel sind zwar bei sehr genauer Betrachtung erkennbar, allerdings wird dies kaum eine Auswirkung auf den täglichen Gebrauch machen. Die Farbwiedergabe ist für ein günstiges LCD-Display erwartungsgemäß blass, allerdings wird man in dieser Preisklasse auch kaum teure AMOLED oder IPS-Panels antreffen.
Verarbeitung und Design
Bei der Verarbeitungsqualität können nur wenige Hersteller Nokia etwas vormachen, selbst im Low-End Segment überzeugen die Geräte mit einer überaus guten Verarbeitung. Davon konnten wir uns beispielsweise schon beim Test des Nokia Lumia 630 überzeugen. In Sachen Design konnten die Hersteller allerdings nicht immer begeistern und ähnlich verhält es sich beim Lumia 530. Das Smartphone ist mit 4-Zoll relativ klein und wirkt aufgrund der Höhe von 1,17 Zentimetern und der stark abgerundeten Rückseite ziemlich dick. Dies dient zwar der Ergonomie und bietet eine sehr gute Hapitk, allerdings sieht ein längeres und gleichzeitig schlankeres Huawei Ascend W1 wesentlich besser aus.
Insgesamt wirkt das Design allerdings sehr schlicht und dürfte den interessierten Kunden durchaus gefallen.
Leistung
Beim Lumia 530 kommt ein Snapdragon 200 Vierkern-Prozessor von Qualcomm mit einer Taktfrequenz von 1,2GHz zum Einsatz, dem 512 Megabyte zur Verfügung stehen. Mit diesen Spezifikationen sind im Jahr 2014 nur noch wenige Smartphones der Konkurrenz anzutreffen, befinden sie sich doch mit dieser Hardware an der Grenze des sinnvoll Nutzbaren.
Wir selbst waren gespannt, wie sich der Low-End Prozessor unter Windows Phone 8.1 verhalten würde, und ob dieser für eine flüssige Bedienung ausreicht. Bei der Präsentation von Microsoft, wobei der Bildschirminhalt per Miracast übertragen wurde, gab es keinerlei Ruckler oder Probleme. Bei unserem kurzen Hands-On konnte das Lumia 530 vollends mit einer guten Performance überzeugen, Apps starteten ebenso schnell wie bei einem günstigeren Windows Phone der zweiten Generation.
Insgesamt für den Preis schwer in Ordnung
Einigen Nutzern dürfte bereits aufgefallen sein, dass die Retail-Preise der neuen Lumia-Geräte deutlich niedriger angesetzt sind, als bei jenen der zweiten Generation. So kostete das Lumia 520 zu Beginn noch 199 Euro, allerdings ist dieser Preis mittlerweile um die Hälfte gesunken. Das Lumia 530 dagegen unterschreitet bereits mit der Preisempfehlung des Herstellers die 100-Euro Marke und mit der Straßenpreis dürfte schnell noch einmal um 10 Euro sinken. In diesem Segment ist es nicht einfach, ein tatsächlich brauchbares Smartphone zu finden, denn entweder sind diese mit in die Jahre gekommenen Betriebssystemen ausgestattet, die weder von Entwicklern noch vom Unternehmen selbst unterstützt werden, oder laufen mit Android samt herstellereigenen Apps und Designs, die das sonst relativ gute Smartphone nach kurzer Zeit und wenigen App-Installationen kaum brauchbar machen.
Microsoft hat mit Windows Phone 8.1 möglicherweise einen Goldgriff getan, denn das mobile Betriebssystem der Redmonder läuft ohne Probleme auf sehr schwacher Hardware. Damit könnte es gelingen, den Markt von unten neu aufzurollen. Denn dort, wo Android schwach ist und iOS nicht vorhanden, könnte Windows Phone – nachdem man die Asha-Reihe vollständig abgelöst hat – mitmischen und Google erheblichen Schaden zufügen. Das Lumia 530 ist dafür wohl das perfekte Smartphone und exakt auf die Bedürfnisse dieses Kundensegments zugeschnitten. Es ist kompakt, leicht, bietet mehr als genügend Leistung zum flüssigen Ausführen von Apps und zudem Dual-SIM Unterstützung. In westlichen Ländern, in denen Smartphones oftmals nur in Kombination mit Verträgen gekauft werden, könnte das Lumia 530 ebenfalls eine gute Alternative zum Kauf von Smartphones via Handyvertrag werden, zumindest für all jene, die keine 40 Euro monatlich und zusätzlich rund 100 Euro für das Smartphone selbst aufbringen können oder wollen.
Surface Pro 3
Lange haben wir neidisch über den großen Teich geblickt, wo das Microsoft Surface Pro 3 schon seit Anfang Juli erhältlich ist. Diese Woche startete das Tablet, das euren Laptop ersetzen will, auch in Deutschland. Im Vergleich zu den vorherigen Versionen der Surface Pro-Reihe haben sich neben der Bildschirmdiagonale und des Formats, auch die Spezifikationen verändert. So gibt es nun statt nur einer Prozessor-/CPU-Variante die Auswahl zwischen fünf unterschiedlichen Modellen.
Design
Mit dem Surface 2 hat Microsoft begonnen, das Tablet in ein mattgraues Gehäuse aus VaporMg zu hüllen. Auch beim Surface Pro 3 wird die neue Lackierung eingesetzt, die laut Microsoft an das darunter befindliche Material erinnert und auch die dritte Generation folgt treu der Designrichtlinie von Microsofts Surface-Reihe. Es ist allerdings deutlich schlanker geworden, besitzt nun ein 12-Zoll statt eines 10.6-Zoll Displays und den Formfaktor 3:2, was etwa einem DIN A4-Blatt entspricht. Wir waren bereits vom einzigartigen Industrial Design der vorherigen Generationen begeistert, denn es wirkt hochwertig verarbeitet, sieht dank der nach innen abgeschrägten Kanten modern aus und ist dennoch sehr handlich.
Performance
Über die kurze Zeit des Launch-Events konnten wir selbstverständlich keine aussagekräftigen Benchmark- und Leistungs-Tests mit dem Tablet durchführen, allerdings gab die kurze Präsentation zumindest einige Aufschlüsse über die Performance im täglichen Gebrauch. Das Surface Pro 3 hatte überhaupt keine Schwierigkeiten und funktionierte erwartungsgemäß reibungslos. Apps und Desktop-Programme, wie OneDrive, OneNote, etc. starteten äußerst schnell bzw. fast schon unverzüglich. Dies ist allerdings noch kein sehr verlässliches Maß, daher gilt es hierzu unseren Testbericht abzuwarten. Der erste Eindruck diesbezüglich ist äußerst positiv, weshalb wir nicht davon ausgehen, dass sich in der Praxis Performanceschwierigkeiten bei einfacheren Aufgaben ergeben.
Stifteingabe
Das Feature mit der Stifteingabe hat Microsoft auch während der Präsentation mehrmals hervorgehoben und dafür sogar einen Karikaturisten eingeladen, der die Anwesenden porträtierte. Das Surface Pro 3 per Stift zu bedienen schien äußerst leicht von der Hand zu gehen und schreiben darauf erfolgt nahezu mit gleicher Präzision wie auf einem Blatt Papier. „Nahezu“ deswegen, weil das Surface weiterhin ein Tablet mit Verglasung und Digitizer ist, was einerseits nicht dieselbe Reibung wie Schreiben von Stift zu Papier bietet und andererseits für viele zumindest anfangs ungewohnt sein dürfte. Schreibt man zum ersten Mal auf dem Tablet, fällt auf, dass die eigene Schrift darauf etwas größer ist als auf Papier. Dies lässt sich allerdings mit relativ wenig Übung in kurzer Zeit beherrschen.
Mir persönlich fiel beim ersten Schreiben auf dem Surface Pro 3 auf, dass ich ohne Nachzudenken den Stift umdrehte, um das von mir Gekritzelte auszuradieren. Ich musste allerdings feststellen, dass die gummierte Oberseite des Stifts kein Radiergummi darstellen soll, sondern lediglich den Button zum Öffnen der OneNote-App enthält. Es wäre deutlich intuitiver gewesen, wenn man – wie bei einem herkömmlichen Bleistift – durch Umdrehen des Stifts Geschriebenes löschen könnte.
Bestes Surface aller Zeiten?
Ob es sich beim Surface Pro 3 um das bisher beste Surface-Modell handelt, traut man sich in einem vorläufigen Fazit gar nicht schrieben, allerdings drängt sich dieser Gedanke fast schon auf, wenn man die vorherigen beiden Modelle verwenden durfte. Es ist größer, leichter, dünner und damit handlicher als die bisherigen Pro-Tablets und es macht deutlich mehr Spaß das Gerät zu bedienen. Das Surface Pro 3 muss sich allerdings nicht gegen seine eigenen Vorgänger behaupten, sondern Microsoft schickt es als Konkurrenten für Apples MacBook Air auf den Markt. Darauf verweisen nicht nur zahlreiche Werbespots von Microsoft, sondern auch die kleinen Goodies für die Anwesenden beim Launch-Event in Wien. So wurde uns eine Laptop-Sleeve für das Surface Pro 3 in Form eines Briefumschlags mitgegeben, was man ganz klar als Hommage an die Präsentation des MacBook Air auf der Macworld 2008 deuten darf. Ob sich Microsoft mit diesem Vorhaben nicht übernimmt, wird unser bald erscheinender Test zeigen.