Im Zuge der vorgestern angelaufenen und in Barcelona stattfindenden TechEd Europe 2014 Entwickler-Konferenz teilt Microsoft noch bis zum 31.10.2014 zahlreiche Informationen im Zusammenhang mit Windows und Office, die zum Teil auch für Endkunden von Interesse sind. Über ebendiese werden wir euch auf dem Laufenden halten, legen die Akzente folglich nicht auf Ankündigungen mit reinem Unternehmens- oder Entwicklerbezug.
Windows 10: Neue Features und Upgrade-Möglichkeiten
Den Anfang macht Windows 10, genauer gesagt die sogenannte „Technical Preview„. Joe Belfiore, Corporate Vice President für PC, Tablet und Phone, präsentierte jüngst einige Neuerungen in der bisher unveröffentlichten Build-Version 9865. Hiernach werden bald neue Trackpad-Gesten Einzug in die Vorschauversion von Windows 10 halten und dadurch die Navigation erheblich erleichtern. Dies ist zumindest die redliche Absicht des Redmonder Unternehmens. Die neuen Gesten werden nämlich mit drei Fingern ausgeführt und stehen in den folgenden Konstellationen zur Verfügung (vgl. Video, unten):
- Nach unten wischen: Alle geöffneten Fenster werden minimiert.
- Nach oben wischen: Alle minierten Fenster werden geöffnet.
- (Erneut) nach oben wischen: Sog. „Task View“ wird geöffnet. Diese bietet eine Übersicht über die laufenden Anwendungen.
- Horizontales Wischen (im Task View-Modus): Wechseln zwischen den dargestellten Anwendungen.
Vor diesem Hintergrund ähnelt Microsofts oben unterstellte gute Absicht faktisch einem zweischneidigen Schwert ähnelt. Zwar ist es löblich, dass die Redmonder – und dies betonte Joe Belfiore während des Events – die intelligente Steuerung über das Trackpad vereinheitlichen und somit nicht dem jeweiligen OEM unterordnen möchte. Jedoch ist bei Windows-Geräten die Größe der Trackpads mitnichten homogen; ganz im Unterschied zu Apple, dessen Mac OS übrigens mit ähnlichen Funktionen aufwartet. Die Hardwarevielfalt wird also zur unerwünschten, wohl aber notwendigen Folge haben, dass Geräte mit verhältnismäßig kleinen Trackpads entweder gar nicht oder nur marginal von besagten Gesten profitieren. Grundsätzlich schlägt Microsoft selbstverständlich den richtigen Weg ein und das Rad muss nicht immer neu erfunden werden. Schließlich existieren heute für nahezu jeden Anwendungsbereich bewährte Lösungen, deren Urheber nur von zweitrangiger Bedeutung sind.
Daneben stellte Belfiore Verbesserungen in Bezug auf das Arbeiten in Multi-Monitor-Umgebungen in Aussicht. Wie er richtig erkannte, werden Einzelarbeitsplätze zunehmend mit mehreren Bildschirmen ausgestattet, was nicht zuletzt am erweiterten Multi-Tasking und den damit einhergehenden Effizienzvorteilen liegen dürfte. Das folgende Video stellt in den ersten 20 Sekunden zur Schau, dass die Windows 10 (TP) Build-Version 9865 das Snapping von Fenstern über mehrere Bildschirme hinweg unterstützt. Nähert sich der Anwender dem vertikalen Bildschirmrand, erscheint ein visueller Hinweis auf die Möglichkeit, das Fenster hälftig an der jeweiligen Position zu platzieren.
Wer sich Hoffnung auf Informationen zur Continuum-Funktion gemacht hat, der sollte ebenfalls nicht enttäuscht werden. Continuum wurde bereits im September angekündigt und gestaltet die Nutzung von Windows auf Touch-Geräten mit ansteckbarer Tastatur komfortabler. Es ist aus unserer Sicht unklar, ob das Feature ebenfalls in der Build-Version 9865 enthalten sein wird, sicher ist indessen, dass die Teilnehmer am Vorschauprogramm „noch vor Ende dieses Jahres oder Anfang 2015“ in den Genuss der Funktion kommen werden.
Wie schon in der ersten Zwischenüberschrift angedeutet, brachte Belfiore außerdem das Upgradeverfahren in Verbindung mit Windows 10 zur Sprache. So sicherte Belfiore den Teilnehmern zu, dass sie ihre Systeme bereits ab Windows 7 (Servicepack 1) per „in-place„-Verfahren auf Windows 10 aktualisieren werden können und somit nicht auf das aufwendigere „wipe-and-load„-Prinzip zurückgreifen müssen. Letztgenanntes Verfahren setzt sich aus drei Schritten zusammen, die sich dank des „in-place“-Prinzips auf einen Schritt reduzieren: (1) Zunächst werden die Benutzerdaten der alten Installation auf einem externen Laufwerk gesichert. (2) Anschließend wird auf demselben Rechner die neue Windows-Version installiert, um daraufhin (3) die zuvor gesicherten Daten auf das neu installierte System zu spielen. Es bleibt allerdings nicht bloß bei der Zeitersparnis, Microsoft verspricht in einem aktuellen Blogbeitrag, dass im Rahmen des „in-place“-Upgrades ab Windows 7 (Servicepack 1) alle Apps/Anwendungen, Daten und Konfigurationen der ursprünglichen Installation erhalten bleiben. Wie reibungslos dies im Ergebnis ablaufen, bleibt selbstverständlich abzuwarten.
Im Übrigen beabsichtigt Microsoft, die Systemanforderungen für Windows 10 auf dem Niveau von Windows 7 und 8 zu halten und so einen möglichst preisgünstigen Umstieg auf das aktuellste Betriebssystem zu gewährleisten.
Office 16 kommt in der zweiten Jahreshälfte 2015
Microsoft gab ebenfalls während der TechEd-Konferenz bekannt, dass die nächse Office Version mit dem Codenamen „Office 16“ entgegen den bisherigen Erwartungen erst in der zweiten Jahreshälfte 2015 erscheinen werde. Die Entscheidung begründet Julia White, ihres Zeichens General Manager für das Marketing von Office und Office 365, mit dem geplanten gemeinsamen Release der Client-Programme sowie der entsprechenden Server-Bestandteile (Lync, Exchange u. SharePoint). Von Bedeutung sei jedoch auch der Umstand, dass Windows 10 erst Mitte 2015 erscheinen werde und Microsoft die Veröffentlichungszeiträume des Betriebssystems und der Office-Lösung einander annähern wolle.
Außerdem will Mary Jo Foley von ZDNet in Erfahrung gebracht haben, dass die touch-optimierten Office (Windows-)Apps bereits im Frühjahr 2015 veröffentlicht und primär auf Windows 10 abgestimmt sein werden. Die ersten offiziellen Ankündigungen zu diesem Thema erwarten wir im Zeitraum von April bis Mai 2015, das heißt während der Build 2015- oder Microsoft Ignite-Konferenz.
Kantar Worldpanel – Statistik
Kantar Worldpanel ComTech steht zwar in keinem Zusammenhang mit der TechEd Konferenz, die am 29.10.2014 veröffentlichten Informationen über die aktuellen Marktanteile der gängigen mobilen Betriebssysteme passen aber zumindest in zeitlicher Hinsicht.
Die am Ende des Artikels zu sehenden Übersichten zeigen die prozentualen Anteile der drei großen Plattformen, namentlich Android, iOS und Windows Phone, an den Verkäufen und stellen dabei das Jahr 2013 (Juli bis September) dem Jahr 2014 (Juli bis September) gegenüber. Es wird kaum verwundern, dass das Android OS abermals im genannten Vergleichszeitraum eine wesentliche Dominanz in den wichtigsten Märkten aufweist und dabei durchgängig Zuwächse verzeichnet. Auch iOS hält sich unverändert auf Platz 2, in den USA und Japan muss Apple jedoch Rückgänge in Höhe von 3,3 und 15,9 Prozentpunkte hinnehmen. Dies ist insofern überraschend, als dass diese Märkte bereits am 19. September und somit vor vielen anderen Ländern mit dem iPhone 6 bedient wurden.
Hinsichtlich Microsofts Windows Phone OS zeigen sich erneut kaum interessante Entwicklungen. Zwar erreichte das Betriebssystem im besagten Zeitraum einen Anteil von 9,2% in den EU5-Staaten, fällt aber ansonsten (fast) durchgehend mit Rückgängen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf. Hiervon bilden nur Italien und Japan die Ausnahme, in diesen Märkten steigerte sich Windows Phone um 1,5- und 0,2 Prozentpunkte. Zieht man die vergangenen Monate zum Vergleich heran, ergibt sich ein ähnliches Schaubild: Teilweise Anstiege werden durch teilweise Rückgänge in ähnlicher Höhe ausbalanciert. Darüber hinaus äußert sich Dominic Sunnebo, Global Strategic Insight Director bei ComTech Kantar Worldpanel, überaus zurückhaltend in Bezug auf Microsofts Windows Phone. Dem können wir uns im Status quo nur anschließen, einen erkennbaren Wendepunkt versprechen wir uns frühestens mit der Einführung von Windows 10 für Smartphones.