Seit Wochen zählt Microsoft zu den primären Gesprächs- und Spekulationsthemen in der Technikwelt. Lud das Unternehmen doch die Presse am 21. Januar nach Redmond, um das „nächste Kapitel“ von Windows 10 zu präsentieren, und gestern war es endlich so weit! Im Zuge der Veranstaltung wurden nicht nur Einblicke in die Zukunft der nächsten Betriebssystemversion gewährt, sondern außerdem neue Universal Apps und interessante Hardware (Surface Hub und HoloLens) angekündigt.
Demnach steht Windows 10 zwar weiterhin noch nicht in der finalen Version zur Verfügung, Terry Myerson verlautbarte allerdings schon jetzt, dass alle Geräte mit Windows 7, 8 und Windows Phone 8.1 innerhalb des ersten Jahres nach der Verfügbarkeit von Windows 10 ein kostenloses Update erhalten werden. Wissenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass Windows 10 Geräte für die Dauer ihrer „unterstützten Lebenszeit“ mit Updates versorgt werden, weshalb die Aktualität des Systems im Ergebnis von der zugrundeliegenden Hardware und nicht von der Version des Betriebssystems per se abhängen wird. Nicht umsonst beschreibt Myerson Windows 10 als „einen der größten Internet-Dienste der nächsten Jahre“, welcher mehr als ein einmaliges Upgrade sei. Hiernach werden neue Funktionen stets dann verteilt, wenn sie zur Verfügung stehen und nicht erst mit der Einführung des Nachfolgers.
Darüber hinaus führte Joe Belfiore die Zuschauer in Neuerungen ein, die die Teilnehmer des Windows Insider-Programms in den kommenden 3 bis 5 Monaten erwarten dürfen. Zunächst sprach der Chef der Betriebssystemsparte bei Microsoft aber eine Danksagung gegenüber allen 1,7 Millionen Insidern aus. Diese – auch als „Partner“ bezeichneten – Nutzer seien nämlich für die Entwicklung von Windows 10 unverzichtbar, reichten sie doch seit dem Start des Vorschauprogramms über 800.000 Rückmeldungen ein und erstellten 200.000 Feedback-Threads. Daraufhin wurde eine lauffähige Version des Continuum-Features vorgestellt, welches wir tatsächlich schon aus dem vergangenen Jahr als Konzept kennen. Die Funktion sorgt für fließende Grenzen zwischen den unterschiedlichen Formfaktoren und Eingabemethoden, infolgedessen dem Anwender immer die bestmögliche Oberfläche geboten wird. Befindet sich der Nutzer also im reinen Tablet-Modus, werden das Startmenü und die Anwendungen im Vollbildmodus dargestellt, damit die Fingereingabe leichter fällt. Übrigens wurden die Systemsteuerung und PC-Einstellungen im Modern-UI weiter in Einklang gebracht, was ebenfalls dem Tablet-Modus zugute kommt. Sind Tastatur und Maus angeschlossen, steht das kleine Startmenü zur Verfügung. Doch keiner der beiden Modi ist bindend, so dass die endgültige Entscheidung über das erwünschte Layout beim Nutzer verbleibt. Aumerksame Leser werden überdies erkannt haben, dass Oberfläche des Startmenüs weitere Anpassungen erfahren hat, was sich zum Beispiel im Transparenzeffekt äußert.
Erwähnenswert ist zudem das Action Center, welches an die Stelle der Charms Bar tritt und unter anderem interaktive Benachrichtigungen sowie den Schnellzugriff auf diverse Einstellungen enthält. „Interaktiv“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Benachrichtigungen nicht bloß angezeigt werden. Es wird vielmehr für Entwickler die Möglichkeit bestehen, Benachrichtigungen mit Bildern, wie solchen aus Facebook-Beiträgen, oder anderen praktischen Elementen zu versehen, damit die Umgebung gar nicht erst verlassen werden muss. Dass die Inhalte der Benachrichtigungsleiste mit dem Smartphone-Pendant synchronisiert werden, führten wir bereits an anderer Stelle an.
Ferner kündigte Microsoft Cortana für den PC an, womit der beliebten digitalen Assistentin endlich der Sprung auf den Desktop gelungen ist. Rechts neben der Windows Taste, nahezu unscheinbar wird sie künftig ihre Dienste verrichten, greift derweil allerdings auf ein breiteres Funktionsset zurück als das Smartphone-Äquivalent. So hat Cortana neben dem „Hey Cortana!“-Feature, dem Anlegen von Terminen, Beantworten von Fragen und Durchsuchen vom Internet außerdem Zugriff auf OneDrive und den internen Speicher des jeweiligen Systems. Hinzu kommen die Fähigkeiten, mit Anwendungen wie der Mail- und Musik-App zu interagieren sowie den PC nach Programmen zu durchsuchen und/oder diese auszuführen.
Zu guter Letzt äußerte sich Microsoft äußerst restriktiv im Hinblick auf das „Ob“ und „Wie“ eines Updates für Windows RT. Bei Windows RT handelt es sich um jenes Betriebssystem, das u.a. beim Surface (RT) der ersten und zweiten Generation sowie dem Lumia 2520 zum Einsatz kommt und das Installieren von x86-Anwendungen nicht erlaubt. Zwar gab man im Rahmen einer Frage- und Antwortrunde zu erkennen, ebenfalls an einem Update für Windows RT zu arbeiten. Laut CNET spezifizierten die Redmonder im Nachhinein aber die Aussage dahingehend, dass die in Rede stehende Aktualisierung „einige Funktionen von Windows 10“ enthalten werde:
Surface Pro 3 (and the entire Surface Pro lineup) will update to Windows 10. We are working on an update for [the Windows RT version of] Surface, which will have some of the functionality of Windows 10. More information to come. / Microsoft Mitarbeiter
Die zitierte Aussage ist somit ein Indiz dafür, dass Microsoft das eigene Betriebssystem für die ARM-Architektur noch nicht zur Gänze abgeschrieben hat. Da aber trotz oder gerade wegen der Antwort weiterhin fraglich bleibt, welchen Umfang das eventuelle Update haben wird, wäre jede Empörung zumindest zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht.
Die nächste Version der Vorschauversion von Windows 10 für den PC wird innerhalb der nächsten Woche an die Teilnehmer des Insider-Programms ausgeliefert. Im Februar folgt die Vorschauversion für Smartphone-Nutzer, welche übrigens – ebenso wie das PC-Gegenstück – in 25 Sprachen verfügbar sein wird.
Windows 10: Videorundgang