Es wird schon seit einiger Zeit darüber spekuliert, dass Microsoft daran interessiert ist, Android-Apps unter Windows Phone lauffähig zu machen. Ein aktueller Bericht von Neowin hat diese Diskussion erneut entflammt, da man aus eigenen Quellen erfahren haben will, dass die Redmonder diese Möglichkeit für Windows 10 am Smartphone nicht ausschließen.
Demnach arbeite Microsoft aktiv an einer solchen Lösung und das Projekt befinde sich derzeit in Entwicklung. Im Gegensatz zu vielen anderen Emulatoren soll eine Vielzahl an Anwendungen lauffähig sein. Microsoft wolle aber erst noch entscheiden, ob man ein solches Feature tatsächlich implementieren will. Angeblich sollen rechtliche Bedenken sowie die Bindung von Entwicklern an die eigene Plattform eine positive Entscheidung erschweren.
Microsoft fürchte nämlich, dass Google Klage einreichen könnte, wenn der hauseigene PlayStore auf der mobilen Plattform der Redmonder installierbar ist. Diese Bedenken scheinen in Anbetracht des Open Source Charakters von Android kaum relevant zu sein. Denn bei Android handelt es sich um ein Projekt, das unabhängig von Google arbeitet, aber vom Suchmaschinengiganten finanziert wird. Auch die Android Runtime, die die Java-kompilierten Apps ausführt, ist quelloffen und dürfte daher in diesem Sinne von Microsoft ebenfalls emuliert werden.
So leicht, wie man sich das vorstellt, ist die Installation des Google PlayStores auf Android-fremden Plattformen allerdings nicht. Der PlayStore ist gebunden an die Google Play-Dienste, welche auf Programmierschnittstellen (APIs) zugreifen, die im Android-Betriebssystem fest verankert sind. Wenn man diese Dienste nicht über eine eigene Recovery flasht, dann ist der PlayStore selbst unter Google-fremden Android-ROMs wie CyanogenMod nicht lauffähig. Eine offene Android-Recovery kann man sich etwa wie ein BIOS vorstellen, von wo aus Treiber, Updates, eigene ROMs sowie App-Pakete installiert werden können.
Rechtliche Konsequenzen für Microsoft dürften daher ausgeschlossen sein. Einerseits wird der Einsatz von quelloffenen APIs und Runtimes vom Android Open Source Project nicht untersagt, andererseits müsste der Nutzer aktiv handeln, um den PlayStore zu installieren. Sehr viele Nutzer sind selbst unter Android nicht dazu in der Lage, die Google Play-Dienste manuell zu installieren, daher dürfte sich dies unter Windows erst recht als kompliziert herausstellen.
Die Bedenken in Bezug auf die Entwickler-Community könnte allerdings eine deutlich größere Rolle spielen, da viele Entwickler bei Kompatibilität zu Android-Apps keine ausreichenden Gründe für die Unterstützung des Windows-Betriebssystems durch native Anwendungen sehen würden. Ein solches Szenario ist bereits bei BlackBerry eingetreten und letztlich auch für Microsoft vorstellbar. Native Anwendungen haben den Vorteil, dass sie meist eine deutlich bessere Performance bieten und homogen zum Design und zur Benutzerumgebung des Betriebssystems gestaltet sind.
Die Relevanz, dass Microsoft im letzten Jahr mit Xamarin eine Partnerschaft eingegangen ist, ist bis heute medial eher untergegangen. Xamarin bietet Entwicklertools, die es erlauben, Android- und iOS-Apps mittels C# zu schreiben, anstatt Java oder Objective-C lernen zu müssen. Besonders für viele ehemalige Windows-Entwickler hat sich das Tool als praktisch erwiesen, aber generell gilt C# als einfachste Sprache für mobile App-Entwicklung.
Microsoft hat in den Entwicklertools für Windows 10 eine ähnliche Option integriert, womit sich Betriebssystem-agnostische Apps mittels C# erstellen lassen. Diese Apps werden in nativen Java- bzw. Objective-C-Code kompiliert, können aber auch einfach in C# kompiliert werden und wären damit direkt unter Windows lauffähig.
Damit hätte Microsoft bereits eine ideale Lösung und vermutlich wartet man ab, ob Entwickler dieses Feature nutzen wollen. Die simple Unterstützung von Android-Apps klingt in diesem Licht eher wie ein Notfallplan.
Quelle: Neowin