Spricht man über Windows Phone, so fällt unweigerlich der Begriff „App-Gap“. Gemeint ist – wie vermutlich bekannt – die Lücke an fehlenden Apps im Windows Phone Store im Vergleich zu den iOS- und Android-Pendants. Obwohl sich das Vorhandensein einer solchen nicht leugnen lässt, darf aber auch gesagt werden, dass immer mehr Entwickler Microsofts Betriebssystem mit guten Apps versorgen. Und wenn die First-Party-App nicht den Wünschen genügen kann, so ist ebenso oft eine gute Alternative von Drittanbietern erhältlich. Ein Beispiel hierzu ist Twitter: Die Auswahl an Twitter Clients im Windows Phone Store ist äußerst reichhaltig. Das Angebot umfasst nebst der offiziellen Version unter anderem Tweet It!, MeTweets, Tweetium sowie Aeries.
Lust auf etwas Neues
Nachdem mir die offizielle Twitter App zu „langweilig“ und auch zu wenig personalisierbar geworden ist, fasste ich den Entschluss, mal ein paar Euros für einen anderen Client auszugeben. Tatsächlich muss man für die eine oder andere App recht tief in die Tasche greifen: so kostet Tweetium 2,99 € und Aeries sogar ganze 4,49 €.
Mit Aeries begann meine „Erkundungstour“ von alternativen Twitter Apps. Deshalb wollen wir auch erst einmal einen genauen Blick auf diese werfen.
Die Einstellungen
Genau wie bei der „normalen“ Twitter App kommt Aeries mit verschiedenen Unterteilungen (Bereiche genannt) daher. Diese könnt ihr aber völlig frei verschieben und auch entfernen oder weitere hinzufügen. Dazu geht ihr in die Einstellungen – erreichbar durch das „Drei-Punkte-Menü“ – und wählt dort „Bereiche“. Positiv ist hier die Gestaltung der Einstellung zu erwähnen: Zu den einzelnen Untergruppen gelangt ihr entweder durch Antippen der gewünschten Untergruppe in der Liste oder durch die bekannte Wisch-Geste. Durch weiteres Antippen eines Bereiches ist es möglich, diesen hinzuzufügen und zu entfernen. Dies ist definitiv ein großer Pluspunkt gegenüber der offiziellen Twitter-Anwendung. Leider werden die Benachrichtigungen aber alle in separate Bereiche, namentlich Favoriten, Retweets, Erwähnungen, etc, unterteilt. Ein Bereich für alle Benachrichtigungen ist nicht vorhanden. Mit dem Pfeil-Symbol sind die Bereiche außerdem sortierbar.
Da wir schon bei den Einstellungsmöglichkeiten sind, möchten wir von dort aus weiterfahren. Unter dem Punkt „Aussehen“ bietet euch Aeries viele Möglichkeiten, um die Erscheinung der App zu personalisieren. Nebst unterschiedlichen Themen (Dunkel, Schwarz, Weiß) könnt ihr auch viele Dinge zu den Tweets selbst einstellen. Darunter die Bildgröße, die Schriftgröße sowie ob Tweet-Aktionen wie Favorisieren und Retweet direkt in der Timeline angezeigt werden sollen oder ob diese erst bei der detaillierten Ansicht eines Tweets anzuzeigen sind. Damit der Nutzer nicht immer zur Timeline zurück muss, um die Änderungen zu betrachten, ist in den Einstellungen eine kleine Vorschau enthalten. Weiter ist es möglich, das komplette Aussehen von Aeries zu ändern. Wer lieber Symbole anstelle von Texten in der Kopfzeile haben möchte (z.B. @ für Erwähnungen), kann dies unter „Aussehen“ einstellen. Weiter können Seitentitel sowie die Anwendungsleiste ausgeblendet oder die System-Akzentfarbe für die App verwendet werden. Aeries bietet ebenfalls eine Live-Kachel an, die Bilder sowie Tweets aus der Timeline anzeigt. Diese könnt ihr de- und aktivieren.
Unter „Konto“ lässt sich einstellen, ob sich die App die zuletzt gelesene Position (in der Timeline) merken und ob der Standort bei einem Tweet angezeigt werden soll. Ebenfalls besteht von hier aus die Möglichkeit, diverse Hintergrunddienste zu verwalten. So werden wahlweise Tweets, Erwähnungen und so weiter im Hintergrund geladen. Push Benachrichtigungen im Action Center bzw. als „Banner“ werden leider nicht unterstützt. Ein weiterer spannender Punkt ist der Cache. Ihr könnt nämlich Tweets aus der Timeline speichern und diese daher auch dann lesen, wenn ihr offline seid. Dabei liegt die Obergrenze bei 1000 Tweets. Der Entwickler von Aeries weist aber darauf hin, dass es bei Geräten mit wenig Arbeitsspeicher zu Problemen kommen kann, wenn zu viele Tweets gespeichert werden. Tatsächlich ist bei meinem Lumia 830 (1 GB RAM) die App mehrmals abgestürzt, was mich dazu gebracht hat, das Offline-Speichern zu meiden. Mittlerweile glaube ich aber, dass dies nicht die Ursache der häufigen Abstürze war. Denn auch jetzt stürzt Aeries von Zeit zu Zeit ab. Durch ein Update hat sich die Stabilität immerhin sehr verbessert.
Unter „Filter“ lassen sich, wie es der Name schon vermuten lässt, Filter zu beliebigen Schlagwörtern erstellen. Dies erlaubt euch, störende Tweets aus der Timeline zu entfernen. Dies kann z.B. während eines Apple-Events ganz spannend sein – durch Eingabe des Schlagwortes „Apple“ werden Tweets, die dieses beinhalten, entfernt. Wer aber nur während eines bestimmten Zeitpunkts von den ungewollten Tweets verschont bleiben möchte, kann ganz einfach ein Enddatum für den Filter festlegen. Unter dem Einstellungspunkt „Filter“ besteht aber auch die Möglichkeit, nach Benutzern zu suchen. Angesichts der obigen Ausführungen sollte diese Funktion selbsterklärend sein. Neben Schlagwörtern können nämlich auch Nutzernamen auf die Filterliste gesetzt werden, damit deren Tweets ausgeblendet werden.
Wie ihr seht, sind die Einstellungsoptionen sehr reichhaltig. Doch nun kommen wir zu meinem Lieblingspunkt. Unter „Gesten“ könnt ihr eure Interaktion mit Tweets ganz nach euren Wünschen personalisieren. Was passiert bei einmaligem Antippen? Was beim Doppeltippen? Welche Aktion soll beim Antippen und Halten ausgeführt werden? All dies ist von hier aus einstellbar. Weiter ist es auch möglich auszusuchen, wie ein Youtube-Link geöffnet werden soll. Denn sowohl der Browser als auch entsprechende Apps können hier als Standard-Anwendung gewählt werden. Die Liste wird selbstredend erweitert, sobald der Anwender weitere unterstützte Youtube-Apps herunterlädt. Zu guter Letzt findet sich an dieser Stelle auch die Option in Bezug auf Browser-Aktionen für Links: Entweder werden diese mit dem Internet Explorer geöffnet oder aber direkt in der App. Unter „Über“ besteht übrigens die Möglichkeit, Feedback sowie eine Bewertung einzureichen. Ebenfalls löblich ist die Auflistung anderer Twitter Clients, falls Aeries nicht den Vorstellungen des jeweiligen Nutzers entsprechen sollte.
Ein weiterer Pluspunkt für Aeries ist, dass mit mehreren Twitter-Konten gearbeitet kann. Dies funktioniert zwar auch mit der offiziellen Twitter-App, nicht jedoch mit Tweetium. Dort wird für diese Möglichkeit nochmals zur Kasse gebeten. Was die App im Gegensatz zur offiziellen leider nicht bietet, sind Push-Benachrichtigungen.
Die alltägliche Benutzung
Einen Tweet zu veröffentlichen ist ganz einfach und sehr benutzerfreundlich. Dem Nutzer wird direkt angezeigt, ob die Ortung aktiviert oder deaktiviert ist. Weiter werden Vorschläge zu Personen-Erwähnungen unterbreitet (siehe unten). Diese funktionieren zuverlässig, müssen aber leider ohne Vorschau-Bild auskommen. Sofern aber ein Nutzer nicht vorgeschlagen wird, kann dieser kurzerhand mithilfe der Lupe unter dem Tweet-Feld gesucht werden. In der rechten oberen Ecke wird zudem die Anzahl der noch vorhandenen Zeichen angezeigt. Über das Symbol rechts von dieser Anzeige gelangt ihr zu gespeicherten Entwürfen.
Wer (sofern so eingestellt) einmal auf einen Tweet tippt, erhält die grundlegenden Funktionen wie Retweet, favorisieren und antworten. Zwei Tipps aus einen Tweet haben zur Folge, dass die Details angezeigt werden. Spannend ist vor allem die Information, „womit“ der Tweet veröffentlicht wurde. Zum Beispiel mit Aeries, Twitter für Android oder dem Web Client. Seit Neuestem werden Tweets auch übersetzt, wobei sich diese Funktion leider nicht ausschalten lässt.
Nebst den Basisinformationen ist auch ersichtlich, seit wann der Benutzer Twittermitglied ist und wann der letzte Tweet veröffentlicht wurde. Die Biographie wird hingegen nicht angezeigt. Ebenfalls schade ist, dass nicht alle Follower angezeigt werden – zumindest ist dies bei mir nicht der Fall. Wenn ihr jemandem nicht mehr folgen möchtet, so macht sich ein weiteres merkwürdiges Verhalten bemerkbar. Der „Unfollow“-Befehl funktioniert in meinem Fall durchgehend immer erst beim zweiten Versuch, nachdem beim ersten eine Fehlermeldung erscheint. Was hingegen wieder gefällt, ist die Möglichkeit, Nutzer an den Startbildschirm zu heften. Bei mittlerer Kachelgröße sieht dies perfekt aus, denn der Twitter-Name sowie das Profilbild werden angezeigt. Wenn ihr aber – etwa um Platz zu sparen – lieber kleine Live Tiles ablegen möchtet, so sieht die Situation schon anders aus. Profilbild und Name werden nicht angezeigt und so kann sich der Anwender lediglich zurecht finden, wenn er sich die Positionen der Kacheln für die jeweiligen Personen merkt. Bei den großen Kacheln sind die Informationen zwar wieder vorhanden, jedoch wirkt das Profilbild ein wenig unscharf.
Trotz dieser kleinen Macken gefällt mir Aeries ausgesprochen gut, insbesondere nach den neuesten Updates, die für mehr Stabilität gesorgt haben. Ist der Twitter Client in der Vergangenheit manchmal bis zu viermal in der Minute abgestürzt, so muss man jetzt nur noch mit sehr sporadischen Abstürzen rechnen. Trotz allem sind auf meinem Lumia 830 nicht nur Aeries, sondern auch die offizielle Twitter App sowie Tweetium vertreten. Erstere bietet mir Push-Benachrichtigungen und letztere kann wiederum mit anderen tollen Features glänzen, mit denen Aeries nicht aufwartet. Welche das sind, werdet ihr in einem späteren Artikel erfahren.
Hier nochmals eine kurze Auflistung der Pro- und Kontrapunkte von Aeries:
Pro:
- Sehr viele Personalisierungsoptionen
- Praktische Gesten
- Hübsches Design (ebenfalls anpassbar)
- Mehrere Twitter-Konten nutzbar
- Offline-Funktion
- Live Tile
- Nützliche Filteroption
Kontra:
- Keine Push-Benachrichtigungen
- Sporadische Abstürze
- Hier und da Bugs (beispielsweise „Unfollow“)
- Kein einheitlicher Bereich für alle Benachrichtigungen
Ich hoffe, euch hat diese App-Vorstellung gefallen und freue mich über Feedback. Falls euch Aeries noch nicht überzeugt hat, so wartet meinen Bericht zu Tweetium ab. Den WParea.de Twitter-Kanal findet ihr übrigens unter @WindowsAreade.
Herunterladen (4,49€) – ab Windows Phone 8.1