Die sogenannten „Hamburger„-Menüs sind Navigationselemente am linken oder rechten oberen Bildschirmrand, worüber der Nutzer mit der App interagieren kann. In der Windows-Community ist das universelle Bedienelement das am häufigsten diskutierte Thema, weil das Hamburger-Menü im Falle einer konsequenten Umsetzung grundlegend vom bisherigen Benutzererlebnis abweicht. Auf jeden Fall scheint Microsoft auf dem besten Weg, diese ins System zu integrieren und auch ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens hat sich diesbezüglich zu Wort gemeldet.
Der Mitarbeiter mit dem Pseudonym jragon wollte bei seiner AMA-Session (Ask Me Anything) anonym bleiben, seine Identität wurde aber von Reddit überprüft und verifiziert. Bei Microsoft hatte er die Rolle des Design Lead inne und war für die neue Office Touch-App verantwortlich. Der Designer erklärt in seinen Ausführungen, weshalb Microsoft den Schritt in Richtung Hamburger und weg vom Metro-/Modern-Design und der damit zusammenhängenden Navigation über Pivots und Wischgesten gewählt hat. Man habe Daten zur Interaktion von Nutzern mit ihrem Smartphone analysiert und festgestellt, dass sich die bisherige Benutzerumgebung hierzu nicht gut eignet und erklärt dies anhand weniger Beispiele.
Der wohl offensichtlichste Grund für die Adaption von Hamburger-Menüs ist die Konvergenz mit Android- und iOS-Apps, welche jeweils eine Leiste auf der Oberseite besitzen. Diese kann als Statusleiste dienen oder zur Navigation – unter Windows Phone gab es sie bisher nicht. Zudem habe es zahlreiche Studien zum Nutzerverhalten gegeben, welche das Modell von Android und iOS als überlegen darstellen. Weshalb die Hamburger-Menüs an der Oberseite platziert werden, erklärt der ehemalige Microsoft-Mitarbeiter damit, dass „verschiedene Dinge weit voneinander entfernt sein sollen“. Ähnliche Elemente dagegen dagegen in einem räumlich engen Zusammenhang stehen. Andernfalls bestünde nämlich die Gefahr, dass Nutzer die im Hamburger-Menü befindlichen Elemente mit den Elementen in der Aktionsleiste auf der Unterseite verwechseln.
Die aktuelle Benutzerumgebung beschreibt er als „Albtraum in der alltäglichen Nutzung“ und verweist darauf, dass Windows Phone ein neues, verbessertes Interaction Design benötigt. Die Panoramas und Pivots erscheinen ihm als zu unübersichtlich, sie fordern dem Nutzer zu viele Zwischenschritte ab. Metro sei zwar schön, aber unpraktisch. Seiner Meinung nach sollen lediglich weniger benötigte Elemente im Hamburger-Menü „versteckt“ sein, im Idealfall benötigt eine App weder die Leiste an der Unterseite, noch das Hamburger-Menü, sondern besitzt lediglich einen oder zwei Aktionsknöpfe.
Der Designer arbeitet nach eigenen Angaben derzeit bei Twitter, deren Windows Phone-App seine Aussagen teils bestätigt, gleichzeitig aber auch widerlegt. Die Twitter-App benötigt nämlich kein Hamburger-Menü und er meint dazu, dass nur sehr wenige Apps dieses benötigen. Gleichzeitig setzt die Anwendung das Pivot-Modell hervorragend um, indem es einerseits eine Navigation per Wischgesten bietet und andererseits direkt per Tippgesten zu einzelnen Pivots navigieren lässt.
Ein weiterer ehemaliger Mitarbeiter („rbemrose“) von Microsoft hat sich kurz darauf in die Diskussion eingeschalten und erklärt, wie Entscheidungen bei Microsoft getroffen werden. Er beschreibt das Ziel der Entscheidungsfindung als einen Kompromiss und zwar am Beispiel eines Meetings zur Besprechung von Funktionen eines Betriebssystems. In diesen Meetings kommen Product Manager, Entwickler und Tester zusammen, evaluieren Vor- und Nachteile und wählen schließlich die beste Option. So weit, so gut. Das Problem liege seiner Meinung nach darin, wer sich nicht in den Räumlichkeiten der Meetings befinde, nämlich der Nutzer. Dieser kann in der Folge viele Entscheidungen nicht nachvollziehen, die sich nach langen Diskussionen als beste herausgestellt haben.
Das englischsprachige AMA ist auf jeden Fall sehr lesenswert und gibt einem zumindest neue Ansichten in die Diskussion rund um das Hamburger-Menü. Nach dem Lesen hat man eine deutlich kühlere Sicht auf die Dinge. Letzten Endes bleibt die Entscheidung über die Zukunft von Windows Phone allein Microsoft überlassen und auch wenn diese einigen Fans nicht gefallen dürfte, könnte sie das Überleben der Plattform bedeuten.
via WindowsCentral | (Bild-)Quelle: Reddit, oshyn.com