Im Zuge der gestern angelaufenen und in Chicago stattfindenden Ignite 2015 Konferenz teilt Microsoft noch bis zum 08. Mai 2015 zahlreiche Informationen im Zusammenhang mit dem Einsatz der eigenen Produkte und Dienste in Unternehmen. Wir berichteten zwar bereits über die Veröffentlichung der Vorschauversion von Office 2016. Weniger dringende Randthemen haben wir uns jedoch für diese Zusammenfassung aufgehoben, die um weitere durchaus interessante Neuigkeiten aus der Microsoft-Welt ergänzt werden.
Ignite 2015: Neues zu Windows 10, Update for Business & mehr
Bei Ignite handelt es sich um jene Veranstaltung, welche die einst gesonderten Events namens Management Summit und die Exchange-, SharePoint-, Lync-, Project- sowie TechEd-Konferenzen seit diesem Jahr unter einem Dach bündelt. Insofern eine weitere Ausprägung der „Mobile first, Cloud first“ Zielsetzung und geeigneter Schauplatz für alles rund um Microsoft und Business. Redmond umschreibt die 23.000 Teilnehmer zählende Ignite 2015 als „weltgrößte Veranstaltung für IT-Professionals“, die den Weg zu modernen IT-Infrastrukturen und zur Produktivität 4.0 ebne.
Den Anfang macht Windows Update for Business: Terry Myerson – Executive Vice President der Operating Systems Group – holt im Windows Blog weit aus und zeichnet zunächst ein Portrait der mit Windows 10 geschaffenen Sicherheitslandschaft, um im nächsten Atemzug auf die wohl wichtigste Sicherheitsvorkehrung zu sprechen zu kommen. Nämlich die ständige Aktualisierung des verwendeten Betriebssystems. Dies gilt zwar ausnahmsweise nicht unbedingt für kritische Infrastrukturen wie zum Beispiel im Finanz- und Versicherungswesen, in Gesundheitseinrichtungen oder Energieversorungsunternehmen. Diese werden vorzugsweise nur mittels Sicherheitsupdates per Windows Server Update Services (WSUS) gewartet und entweder gar nicht oder aber sehr zeitversetzt mit neuen Funktionen versorgt. Die Folgen der selektiven Aktualisierung drücken sich aber zum einen im Auseinanderklaffen zwischen den Nutzererlebnissen zu Hause und auf der Arbeit aus, zum anderen im zeitlichen Aufwand für IT-Abteilungen.
Ebendiese Situation adressiert Windows Update for Business und gibt IT-Abteilungen eine Kompromisslösung in Bezug auf Endgeräte innerhalb des Unternehmens an die Hand. Dabei zielen die Redmonder darauf ab, Zeit- und somit Kostenersparnisse bei den betreffenden Unternehmenskunden zu generieren. Erreicht wird dies zunächst über das Werkzeug der Verteilungsringe (engl.: „Distribution Rings“): Administratoren entscheiden, wie schnell Geräte beziehungsweise Geräte-Gruppen mit Sicherheits- und Funktionsupdates versorgt werden sollen, indem diese entsprechenden Ringen zugewiesen werden. Wartungsfenster sichern, dass Aktualisierungen nicht an unpassenden Tagen oder Tageszeiten verteilt werden, während Unternehmen mit schmaler Bandbreite von der Update-Verteilung via P2P-Verbindungen profitieren. Windows Update for Business integriert sich überdies nahtlos in bestehende Tools wie System Center und die EMS, so dass Geräte auch künftig über eine einzige Stelle gewartet werden können. Windows Update for Business wird für Kunden der Pro- und der Enterprise-Lizenz kostenlos zur Verfügung stehen, weitergehende Informationen entnehmt ihr dem offiziellen Windows Blog.
Als Microsoft den Startschuss für die öffentliche Vorschauversion von Office 2016 gab, kündigte das Unternehmen die nahende Verfügbarkeit eines weiteren Vorschauprogramms an: Sway wird demnach im Laufe des Monats für Office 365 Business und Education Kunden als Preview verfügbar sein. Einzelheiten hierzu sowie die wesentlichen Unterschiede zwischen Sway für Konsumenten und Unternehmens-/Bildungseinrichtungen finden sich im Office Blog. Skype for Business Broadcasting ist eine weitere Funktion, die Microsoft für Geschäftskunden attraktiver machen soll. Gedenkt ein Unternehmen nämlich, eine breit angelegte Online-Konferenz abzuhalten, dürfte sich die Konferenz mithilfe dieser Funktion realisieren lassen. Mit Skype for Business Broadcasting können nämlich bis zu 10.000 Menschen live an einer Skype-Konferenz teilnehmen. Für das Streamen von Audio- und Videoinhalten sowie für PowerPoint-Präsentationen werden dabei die Azure Mediendienste genutzt, die auch bei den NBC-Livestreams zum Super Bowl 49 Anwendung fanden. Übrigens kooperiert Skype for Business Broadcasting mit Bing Pulse, um die Reaktionen und Meinungen des Publikums zu messen, und greift für die Kommunikation der Teilnehmer untereinander auf Yammer zurück.
Es wurden auch Vorschauversionen von SharePoint Server 2016, Windows Server 2016, System Center 2016, SQL Server 2016 und Microsoft Azure Stack angekündigt, deren eingehende Behandlung an dieser Stelle den Rahmen des Beitrags sprengen würde. Interessierte finden in den Server-Management– und Office-Blogs nähere Informationen.
Schließlich präsentierte Microsofts Joe Belfiore während des Ignite Events bisher unveröffentlichte Build-Versionen von Windows 10, nämlich 10105 sowie 10107, und offenbarte den Zuschauern dadurch teils interessante Neuerungen: Zum einen wurde das Layout des Startmenüs weiter überarbeitet, zum anderen hat Cortana einige Optimierungen erfahren. Wie dem obigen Screenshot zu entnehmen ist, finden sich neben dem Aero Glass-Effekt auch Sprunglisten und Empfehlungen aus dem Store (vgl. Spotlight) im Startmenü. Die oben zu sehende Version des Startmenüs sei sehr nahe an der finalen Version, weshalb gravierende Änderungen nicht mehr zu erwarten sind.
Einen ausführlichen Rundgang durch die Build-Version 10108 bieten dagegen die Kollegen von Neowin und Winbeta (s.o.): Hier stellt Microsoft einmal mehr unter Beweis, wie ernst sie es mit Windows 10 meinen. Denn die grafische Oberfläche wird konsequent – das heißt auf allen Ebenen – und orientiert am Feedback der Anwender angepasst.
RM-1127: Ein weiteres Low-End Phone
Bis zuletzt verfolgte Microsoft die Strategie, den Markt zugunsten der Gewinnung relevanter Marktanteile mit preisgünstigen Geräten zu überschwemmen. Ein weiterer Grund für das zeitweilige Ausbleiben von High-End Geräten dürfte jedoch der Fakt sein, dass erst mit Windows 10 spannende neue Funktionen innerhalb des Microsoft-Ökosystems absehbar sind und die Redmonder ihre Munition gewiss nicht frühzeitig verpulvern werden. Vor diesem Hintergrund wundert es kaum, dass mit dem RM-1127 ein weiteres Lumia Smartphone im unteren Preissegment (71 USD) in indischen Frachtdokumenten aufgetaucht ist. Es handelt sich dabei um ein Single-SIM Smartphone mit einem 4,7 Zoll Bildschirm. Die gefälschte IMEI rührt vom internen Testzweck her, ist demnach keineswegs ein Indiz für die Unechtheit der Dokumente.
Diese zugegebenermaßen kaum fesselnde Neuigkeit gewinnt erst in Anlehnung an internationale Entwicklungen an Brisanz: Microsoft hat in Brasilien bereits damit begonnen, mehr als 50 ehemalige Nokia-Stores in Microsoft Stores bis zum Ende dieses Jahres umzugestalten und es bleibt ganz offensichtlich nicht dabei. Glaubt man der Economic Times of India, werden weltweit 15.000 ehemalige Nokia Standorte in Microsoft Standorte umfunktioniert – davon allein in Indien 9.000. Angesichts dessen ist ein weiteres Low-End Smartphone für Indien akzeptabel, solange Microsoft sein High-End Versprechen tatsächlich mit Windows 10 einlöst.
Windows 10: Lumia 640 (XL)
Passend zum Thema „Low-End“ dürften Nutzer des Lumia 640 sicher die Ankündigung des skandinavischen General Managers bei Microsoft Ossi Korpela begrüßen, demgemäß das Smartphone zu den ersten Modellen zählen wird, welche das Windows 10 für Phones-Update erhalten. Dies ergibt sich aus einem Mitte April erschienenen Video, das allerdings erst neulich in den Fokus der Online-Medien geriet.
Ferner stellte Gabriel Aul – Leiter des Windows Insider Programms – in Aussicht, dass das Lumia 640 XL von der kommenden Build der Vorschauversion von Windows 10 unterstützt werde. Selbiges gilt übrigens für das Lumia 930, was aber schon seit einigen Tagen bekannt ist. Wann die nächste Build-Version der Windows 10 Preview für Smartphones erscheinen wird, ist wegen Verzögerungen im Zeitplan zurzeit unbekannt.
Windows 10: ‚Cortano‘ & DVD-Playback
So unterschiedlich und konkurrierend Microsofts Cortana, Apples Siri und Amazons Alexa auch sind, haben sie doch eines gemein: Sie verkörpern das weibliche Geschlecht. In Redmond beabsichtigt man aber ganz offensichtlich, die Entscheidung über das Geschlecht des digitalen Assistenten künftig den Nutzern zu überlassen. Dies gab jedenfalls Michael Calcagano, Director of Engineering bei Microsoft, im Rahmen der Build 2015-Konferenz mit folgenden Worten gegenüber Gizmodo zu erkennen:
If you want a dude, we’re doing it, […]
Gefragt nach dem Namen des männlichen Cortana-Pendants scherzte Calcagano und warf den Namen „Cortano“ in den Raum. Zwar ist damit noch längst nicht der wahre Name des digitalen Assistenten geklärt, immerhin wurde nun aber dessen Planung bestätigt. Mit „Cortano“ würde Microsoft Cortana übrigens nicht zum ersten Mal einen neuen Namen verleihen. In China entspricht Cortana beispielsweise einem gelben Farbklecks bzw. Smiley mit zwei Augen und trägt den Spitznamen Xiao Na.
Eine Erwähnung wert ist sicher auch, dass Windows 10 wieder in der Lage sein wird, DVD-Medien wiederzugeben. Die mit Windows 8 fortgefallene Fähigkeit wird nämlich mit Windows 10 wieder aufleben. Dahingehend äußerte sich Gabriel Aul in einem Tweet bezüglich der Einstellung des Windows Media Centers wie folgt:
Wie diese Option konkret umgesetzt wird, wann mit ihr zu rechnen ist und zu welchem Preis sie angeboten wird, indessen weiterhin fraglich.
Schon gesehen? Video-Empfehlungen der Redaktion
Zu guter Letzt möchten wir euch auf neue Videos im Zusammenhang mit Microsoft hinweisen:
Microsoft feiert im Surface Youtube-Kanal den Verkaufsstart des Surface 3 in den USA mit einem kurzen und einprägsamen Werbespot, der wichtige Fakten und Pressemeinungen zum neuesten Tablet aus der Microsoft-Schmiede miteinander verbindet.
https://www.youtube.com/watch?v=Bchpt85YV_o
Microsofts Surface Creative Director Ralf Groene legt in einem kürzlich veröffentlichten Clip die Design-Grundsätze und den Produktionsprozess der Surface-Reihe dar.
Joe Belfiore präsentiert im Rahmen des Ignite 2015 Events die angepasste Oberfläche von Windows 10 auf kleinen Tablets.
Außerdem stellt Microsoft im eigenen Kinect für Windows Blog eindrucksvoll zur Schau, welche (interaktiven) Möglichkeiten mit Kinect Sensoren und dem jüngst veröffentlichten RoomAlive-Toolkit einhergehen.
(Bild-)Quellen: Microsoft, Neowin