In unserem letzten Interview aus der „Developer Stories„-Reihe sprachen wir mit Atta Elayyan von Lazyworm Apps, den Entwicklern hinter der App MetroTube. Dieses Mal sprechen wir mit Alexander Goncharov von Bookviser, einer der beliebtesten E-Book Reader Apps unter Windows und Windows Phone, die neben ihrem reichen Angebot an Funktionen vor allem mit den unterschiedlichen Möglichkeiten zur Anpassung an die eigenen Bedürfnisse punkten kann. Noch dazu kann man direkt aus der App heraus ein breites Angebot an kostenlosen Literaturklassikern herunterladen, sodass die App alleine bereits Lesestoff für viele Stunden bietet. Das Interview wurde aus dem Englischen übersetzt.
WindowsArea.de: „Hi Alex, würdest du dich unseren Lesern bitte vorstellen?“
Alexander Goncharov: „Ich bin der Entwickler von Bookviser, lebe in Weißrussland und bin langjähriger Windows-Unterstützer und Fan“
WindowsArea.de: „Wieso hast du dich entschieden, für Windows/Windows Phone zu entwickeln?“
Alexander Goncharov: „Es war einfach die Plattform, mit der ich bereits Erfahrungen gesammelt hatte, als der Windows Store eingeführt worden ist. Der Plan war es, schnell eine kostenlose E-Reader App auf den Markt zu bringen, um Aufmerksamkeit für unseren Buch-Empfehlungs-Service zu gewinnen. Danach wollten wir diese App auch auf andere Plattformen bringen und weil ich keine Erfahrung mit Android und iOS hatte, schien es mir einfacher, sie auf Windows Phone zu bringen. Allerdings lief das Ganze nicht so wie geplant: die erste App-Entwicklung für Windows Phone 7 brauchte ein ganzes Jahr anstatt einiger Monate, die Apps für Windows 8 und Windows Phone 8 benötigten jeweils um die 8 Monate. Der Empfehlungsservice ist immer noch nicht gelauncht worden, obwohl er bereits fertig ist. Ich hoffe, wir können ihn mit dem Windows 10 Update einführen.“
WindowsArea.de: „Was sind für dich die Vor- und Nachteile von Windows Phone im Vergleich zu Android und iOS?“
Alexander Goncharov: „Für mich persönlich ist der größte Vorteil von Windows Phone die enge Vernetzung mit dem Desktop, Windows und den anderen Microsoft Services. Es ist offener als iOS (es hat zum Beispiel eine Dateiverwaltung), aber genauso wie iOS weniger anfällig für alle Arten von Schadsoftware als Android. Windows Phone braucht keine High-End Hardware, um flüssig zu funktionieren und wenn wir Windows 10 Mobile in diese Diskussion miteinbeziehen, dann ist das ein wirklich großer Schritt hin zu den gleichen Programmen auf PC, Tablet und Smartphone. Ich glaube, dass die Entwicklung dieses Trends irgendwann zu einer Zukunft führen wird, in der all diese Geräte verschwinden, um von Mini-Computern mit faltbaren oder holographischen Displays abgelöst zu werden. Die Nachteile sind, dass man es weniger stark als Android anpassen kann und dass es im Vergleich zu den Mitbewerbern weniger hochwertige Apps im Windows Store gibt.“
WindowsArea.de: „Was sollte Microsoft tun, um diese Nachteile zu überwinden?“
Alexander Goncharov: „Nun, für das Problem mit der Anpassbarkeit: es ist genug, die Entwickler von Drittanbietern ihren Job machen zu lassen. Es müssten nur einige Plattform-Richtlinien entfernt werden. Wir erhalten zum Beispiel viele Anfragen dazu, Seiten per Lautstärketasten umblättern zu können – was die Nutzer (oft) nicht wissen, ist, dass Microsoft den Entwicklern keinen Zugriff auf diese Tasten gibt. Was den Mangel an hochwertigen Apps angeht: ich denke, Microsoft muss Windows 10 Nutzer dazu animieren, den Store mehr zu nutzen. Ich habe das Gefühl, dass viele Windows 8.1 Nutzer noch niemals in den Store geschaut haben und ihren Computer genauso weiternutzten wie unter Windows 7 und früheren Versionen. Wenn mehr Menschen von den üblichen Windows-Applikationen zu den Store-Apps wechseln würden, zumindest teilweise, dann würde das den Store viel interessanter für Entwickler machen. Ich denke, in so einer Situation könnte ein Handy, auf dem Windows 10 Mobile läuft, ein ziemlich attraktives Handy werden: es könnte all das tun, was man auch auf dem Computer tun kann, ohne dass die Nutzererfahrung darunter leidet. Es wäre so stark in ein Ökosystem eingebettet wie kein anderes Smartphone-System.“
WindowsArea.de: „Unterstützt Microsoft euch und wie würdest du eure Beziehung beschreiben?“
Alexander Goncharov: „Wir können uns über einen Mangel an Support von Microsoft wirklich nicht beklagen. Bookviser wurde mehrfach im Store hervorgehoben, ohne dass wir Microsoft darum gebeten hätten. Microsoft ist bekannt für seine gute Zusammenarbeit mit den Entwicklern, auch wenn wir sie noch nie persönlich kontaktiert haben und dort niemanden persönlich kennen. Vielleicht sollte ich damit anfangen, an Konferenzen und Produktvorstellungen teilzunehmen, wo ich die Leute von Microsoft besser kennenlernen kann, aber ich habe leider einfach nicht die Zeit dafür, denn im Moment konzentriere ich mich voll und ganz auf das Windows 10 Update.“
WindowsArea.de: „Glaubst du, dass Microsoft seinen Support noch weiter verbessern sollte?“
Alexander Goncharov: „Nein, ich denke, dass die Unterstützung von Entwicklern groß genug ist. Allerdings wären viele Entwickler vermutlich froh, wenn Microsoft stärker versuchen würde, stabilere Software zu veröffentlichen, was gerade beim Windows 10 Update ein Problem darstellt.“
WindowsAarea.de: „Trotzdem glaubst du aber, dass Microsoft mit Windows 10 auf dem richtigen Weg ist?“
Alexander Goncharov: „Ja, absolut.“
WindowsArea.de: „Und wie genau wird Windows 10 deine Arbeit beeinflussen? Was sind die wichtigsten Features für dich und deine Arbeit?“
Alexander Goncharov: „Windows 10 erlaubt es endlich, nur noch eine gemeinsame Codebasis zu verwalten, anstatt eine für Windows und eine für Windows Phone zu haben, das ist ein gewaltiger Vorteil. Der Nachteil ist, dass ich nun alle Apps wieder für die neue Plattform portieren muss, nach Windows Phone 7 und Windows Phone 8 bzw. Windows 8 zum dritten Mal. Ich bin zwar optimistisch, aber schon das Update von WP7 auf WP8 hat 8 Monate gekostet und diesmal ist die Liste an neuen Features, die ich mit dem Update einbauen möchte, noch größer als damals. Das wichtigste Feature ist vermutlich die PDF Rendering-Unterstützung in der Windows 10 Mobile API; die Funktion gab es schon unter Windows 8.1, nicht aber unter Windows Phone 8.1. Ich werde diese Möglichkeiten nutzen, um zukünftig auch PDF Dokumente zu unterstützen.“
WindowsArea.de: „Wann genau soll das Windows 10 Update denn eigentlich veröffentlicht werden?“
Alexander Goncharov: „Ich würde das Windows 10 Update gerne mit dem Release von Windows 10 Mobile nächsten Monat veröffentlichen. Möglicherweise wird es aber auch länger dauern, weil ich alle derzeitigen Nutzer im Hinterkopf behalten muss und ihre Update-Erfahrung so einfach wie möglich gestalten möchte. Ich habe ziemlich negative Erfahrungen beim Upgrade der App von WP7 auf WP8 gemacht und ich würde es begrüßen, solche Probleme diesmal zu vermeiden. “
WindowsArea.de: „Kannst du uns etwas zu weiteren Funktionen neben dem PDF Support sagen?“
Alexander Goncharov: „Neben dem PDF-Support plane ich, eine Formatierungsmöglichkeit für das EPUB Format für die Publisher (per CSS) hinzuzufügen, werde die Funktion von Links verbessern und die lokale Bibliothek des Nutzers mit den Büchern im Bookviser-Account zu verbinden. Weil es sich um eine Universal App handeln wird, wird diese komplett anders aussehen und den Windows 10 Design-Richtlinien folgen (mit Hamburger-Menüs und allem drum und dran). Außerdem werde ich eine optionale Ein-Spalten-Ansicht für kleinere Tablets im Landscape Modus implementieren.“
WindowsArea.de: „Welche Apps benutzt du neben deinen eigenen privat?“
Alexander Goncharov: „Ich habe ein Lumia 920 und ich natürlich lese ich 90% der Zeit E-Books darauf (lacht). Die restlichen 10% nutze ich: OneNote, Forecast, IMDB, den musiXmatch lyrics player, Perfect Wallpaper und Yandex Maps (die Unterstützung von Bing und Here Maps ist in Weißrussland teilweise schlecht). “
WindowsArea.de: „Welche Tools verwendest du zur Entwicklung?“
Alexander Goncharov: „Vor allem Visual Studio. “
WindowsArea.de: „Welchen Rat würdest du jemandem geben, der ein erfolgreicher Windows Phone Entwickler werden möchte?“
Alexander Goncharov: „Zuerst geht es darum, eine App zu erstellen, die Nutzer brauchen und auch benutzen wollen. Er sollte versuchen, eine hochwertige App zu entwickeln und ich denke, dass Entwickler ihre App auch regelmäßig selbst nutzen sollten, weil man dann besser versteht, was verbessert werden kann.“
WindowsArea.de: „Wie schwierig ist es, Apps unter Windows Phone zu monetarisieren und was glaubst du ist der beste Weg, um Geld mit Apps zu verdienen?“
Alexander Goncharov: „Monetarisierung unter Windows Phone ist nicht einfach. Wir haben nie Werbeanzeigen im Bookviser Reader genutzt und das hat zwei Gründe: erstens mag ich persönlich keine Anwendungen, die Ads nutzen und zweitens ist Microsofts Werbesystem ziemlich unterentwickelt. Die geringe Nutzerzahl resultiert in geringem Interesse von möglichen Werbekunden und das führt zu geringen Verdiensten aus den Anzeigen. Wenn also jemand Werbeanzeigen in seinen Apps verwendet, dann meistens, damit du die Pro Variante kaufst und nicht, weil er damit wirklich etwas verdient. Stattdessen versuchen wir ihnen etwas wirklich einzigartiges zu bieten, wie unsere Theme Unterstützung, damit sie die Premium Version kaufen; für diese Funktion haben wir einen Designer beauftragt, einige Designelemente zu erstellen, die zu unterschiedlichen Genres passen. Das ist ein einzigartiges Feature, das für einige zusätzliche Atmosphären beim Lesen sorgt: es gibt Themes für Science-Fiction, Fantasy, Horror, Krimis und weitere Genres. Das ist ein einzigartiges Feature, das man in keinem anderen E-Book Reader finden wird und ich denke, dass solche einzigartigen Funktionen wichtig sind. Wir setzen auf ein moderates Premium-Modell, weil wir die Kernfunktionen der App niemandem vorenthalten wollen, sondern lediglich Zusatzfunktionen wie die Theme-Unterstützung, Text-to-Speech, Notizen und ähnliches.“
WindowsArea.de: „Kannst du von den Apps leben, die du entwickelst?“
Alexander Goncharov: „Ich versuche es, aber das Geld reicht nicht. Ich habe noch einige andere Apps für den Desktop, die sich verkaufen, aber nichtsdestotrotz ist es nur eine Fage der Zeit, bis wir den Bookviser Reader und andere Apps auch für andere Plattformen veröffentlichen.“
WindowsArea.de: „Arbeitest du neben dem Windows 10 Update gerade noch an anderen Apps, über die du sprechen kannst?“
Alexander Goncharov: „Ich habe gerade die Arbeiten am beendet, die ich für und mit meiner Frau entwickelt habe. Zusammengefasst ist EVA ein sprechender, intelligenter Assistent speziell für die Periode, derzeit auf Englisch und Russisch verfügbar, auch wenn wir oft die Forderung erhalten, sie auch auf Deutsch zu übersetzen. Eine weitere App ist , eine App zur Finanzverwaltung.“
WindowsArea.de: „Ist Community-Feedback wichtig und wie nutzt ihr das Ganze?“
Alexander Goncharov: „Ja, ich erhalte jeden Tag Dutzende E-Mails, aus denen ich dann eine Feature-Liste mache, die ich nach Priorität sortiere. So gut wie alle Funktionen, die nach dem ursprünglichen WP7-Release integriert wurden, basieren auf Community-Feedback. Die Community leistet außerdem großartige Arbeit, wenn es darum geht, Apps zu übersetzen – all unsere Übersetzungen sind von Nutzern erstellt. Wir glauben, dass es besser ist, die Übersetzungen von Nutzern erstellen zu lassen, als eine Agentur zu engagieren, die uns nicht kennt und die App nicht nutzt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und an dieser Stelle ein großes Dankeschön gegenüber unserem deutschen Übersetzer Kai Hassold aussprechen.“
WindowsArea.de: „Was sind die Herausforderungen, wenn es um einen E-Reader für Smartphones geht und wie versuchst du sie zu überwinden?“
Alexander Goncharov: „Ich finde Community Feedback wichtig, besonders wenn es um die Anpassungsmöglichkeiten der Leseerfahrung geht (Schriftart und -größe, Ränder, etc.). Das erlaubt es uns, den Leseprozess von EPUB Büchern auf dem Smartphone viel komfortabler zu gestalten. Ich glaube allerdings, dass die wahre Herausforderung noch vor uns liegt, denn in vielen Ländern der Welt ist das PDF-Format das meist genutzte für E-Books, weshalb wir auch so viele Anfragen bekommen haben, PDF-Support in den Bookviser Reader zu integrieren. Ich werde ihn integrieren, doch ich weiß nicht, wie Menschen PDF-Dokumente auf einem Smartphone lesen, denn die Schrift ist meistens viel zu klein für Geräte mit weniger als 6 Zoll. Aber die Benutzer wollen PDF und ich arbeite daran zu liefern, was sie wollen.“
Damit bedanken wir uns für das umfangreiche Interview mit Alexander Goncharov und wünschen ihm auch für die Zukunft alles gute mit seinen Apps. Vorschläge in Bezug auf künftige Interviewpartner der Developer Stories-Reihe könnt ihr in den Kommentaren mit uns teilen.
Bookviser Reader (kostenlos, In-App-Käufe) – Ab Windows 8.1 / Windows Phone 8.1
(Bild-)Quelle(n): Bookviser.com | Enthält Partnerlinks.