Microsoft führt den Frühjahrsputz im eigenen App-Portfolio fort und gab im Zuge dessen die Streichung von insgesamt sechs Foto-Anwendungen bekannt. Ein weiteres Vorzeichen für das allmähliche Versinken von Microsofts Windows 10 Mobile im Treibsand der neuen Unternehmensausrichtung oder doch ein scharfsinniger Schachzug zugunsten des Wachstums? Eine mögliche Antwort ergibt sich in Anlehnung an offizielle Stellungnahmen aus Redmond in Verbindung mit eigens angestellten Abwägungen zwischen Für und Wider, die wir euch nicht vorenthalten möchten.
Welche Apps sind betroffen?
Nutzer von Windows-Smartphones müssen in Zukunft auf die Windows Phone 8.1 Apps Lumia Storyteller, Lumia Beamer, Photobeamer, Lumia Refocus, Lumia Panorama und Video Uploader verzichten. Im Store sind sie bereits nicht mehr auffindbar. Die Anwendungen werden zwar nicht von den Geräten entfernt, auf denen sie bereits installiert sind. Mit Ablauf des 30. Oktobers werden die Apps jedoch nicht mehr mit Updates versorgt und etwaige benötigte Online-Dienste werden ab dem Datum ebenfalls eingestellt.
Fokus auf Kern-Apps
Diese im ersten Augenblick verwundernde Entwicklung gab Microsoft im hauseigenen Conversations-Blog zum Besten und bediente sich dabei einer eindeutigen Überschrift: Streamlining the photo experience in Windows – zu Deutsch also: „Rationalisierung/Modernisierung des Photo-Erlebnisses unter Windows“. Ebenso ausdrücklich heißt es, die wichtige Maßnahme diene der Vorbereitung auf die Veröffentlichung von Windows 10 für Smartphones.
Ein Widerspruch? Keineswegs, unseres Erachtens birgt das Verhalten bei genauer Betrachtung eine klare, konsequente Linie in sich. Microsoft führt mit Windows 10 das sich in den vergangenen Jahren abzeichnende OS-Puzzle endgültig zusammen. So lautet jedenfalls die offizielle und uns gegenüber mehrfach bestätigte Zielsetzung. Vor diesem Hintergrund ist es folgerichtig, die Vereinheitlichung nicht nur auf der Betriebssystem-Ebene anzustreben, sondern erst recht auf der App-Ebene. Gemeint ist nicht etwa, eine Anwendung als sogenannte Universal-App allen Formfaktoren zugänglich zu machen. Gemeint ist die Zusammenführung diverser Splitter-Apps zu einer funktionierenden Einheit:
Why is Microsoft making all these changes to the apps I use and like?
Our goal is to provide experiences that work really well on all Windows devices. In order to do that, we need to focus on making our Windows 10 core Photos and Camera apps great.
Will Microsoft update the Windows 10 Photos and Camera apps to support all the features that are currently available in the Lumia apps?
Many of the Lumia features are already included in the Windows 10 Photos and Camera apps. While we can’t promise that any particular feature is coming back, we’re committed to providing a great photo and camera experience in Windows across devices, and we’re listening to your feedback as we continue improving our apps.
Keine festen Versprechen, aber doch ein Wink mit dem Zaunpfahl, wie wir finden: Die Redmonder entledigen sich ihrer Lasten, die als Einzelgänger langfristig ohnehin keine Überlebenschance besaßen, und konzentrieren sich auf die Photos- und Kamera-„Kern-Apps“ für Windows 10. Apple macht es mit seinen einfach abgrenzbaren Anwendungen wie Kamera, Fotos, Videos, Podcasts und Karten bereits seit Jahren vor. Microsoft und besonders Nokia verfolgten dagegen den gegenläufigen Ansatz, indem – überspritzt formuliert – für jedes Nutzungsszenario eine App entwickelt und mehr oder weniger erfolgreich vermarktet wurde. Wer verlor da nicht früher oder später den Überblick, zumal die Grenzen teilweise fließend waren?
Hinzu kommt ein zusätzlicher positiver Nebeneffekt: Es werden Lücken geschaffen, die Drittentwickler mit eigenen Ideen füllen können. Hierin kann durchaus eine Analogie zur neuen Strategie gesehen werden, den Markt in Zukunft nicht mehr mit schier unzähligen Lumia-Smartphones mit teils marginalen Unterschieden zu überhäufen. Auch diesen Schritt erklärte Microsoft uns gegenüber dahingehend, Lücken für OEM-Partner bilden zu wollen.
Wohin der Kurs letzten Endes führen wird, vermögen wir zwar nicht vorauszusagen, aufgrund der obigen Ausführungen sehen wir aber zumindest zu diesem Zeitpunkt noch keinen Anlass, pessimistische Vermutungen anzustellen.
(Bild-)Quelle(n): Microsoft Conversations-Blog