In letzter Zeit liest man regelmäßig vom Tod von Windows Phone und dementsprechend negativ ist die Stimmung bei den Nutzern, immerhin will niemand auf einer toten Plattform sitzen bleiben. Doch, was medial als der Tod der Windows Plattform publiziert wird, ist in Wahrheit nichts weiter als ein Übergang.
Vom Tod der mobilen Windows-Plattform
Die mobile Windows Plattform war schon oft tot. Zur Zeit der Veröffentlichung von Windows Phone 7, als Windows Phone 7.5 nicht die Wiederbelebung brachte, als Windows Phone 7.8 Kunden enttäuschte und viele weitere Male bis jetzt, wo Windows 10 Mobile für ältere Geräte in den Startlöchern feststeckt.
Dies, die schlechteren Verkäufe von Lumia-Smartphones über das letzte Quartal bis hin zur andauernden Beliebtheit des Lumia 520 werden als Indizien für den Tod der mobilen Windows-Plattform gewertet. Nutzer verlieren ihre Hoffnung in Microsoft und wandern ab, zu lange hat man darauf gewartet, dass sich plötzlich irgendetwas ändern und Microsoft mehr Smartphones verkauft als Apple.
Für einen Totgesagten lebt Windows Phone überraschend lange.
Das wird es nicht spielen, nicht, weil Windows Phone tot ist, sondern, weil sich Microsoft langsam das Feld im Hardwaregeschäft räumt. Über Jahre war Lumia das einzige Zugpferd der Redmonder und funktioniert hat die Strategie nicht. Deswegen braucht es diese neue Strategie und diese besteht darin, neue Formfaktoren zu schaffen und sie schnell zu erobern. Surface hat 2-in-1 Geräte praktisch im Alleingang salonfähig machen und HoloLens macht sich ebenfalls langsam bereit.
Der Smartphone-Markt blieb nämlich in Bewegung, die Innovation ist wegen Microsoft nicht stehengeblieben und hier haben die Redmonder zweifellos geschlafen. Man hält heute Hardware in der Hand, die vor etwas mehr als 10 Jahren in einem Notebook für Staunen gesorgt hätte. Die Windows-Plattform muss dorthin, wo die Nutzer sind und sich der Markt hinbewegen wird, eine Alternative gibt es nicht. Es ist, was die Stärke der Windows-Plattform ausmacht. Die Zukunft des Computings liegt zumindest für die meisten Endkunden im Smartphone.
Windows muss dorthin und dieser Übergang findet jetzt statt. Microsoft verleiht dem Smartphone immer mehr Relevanz, bringt mit Continuum eine alternative zum PC und muss in diesem Markt erfolgreich sein, denn sonst ist nicht nur Microsoft verloren, sondern auch jene Partner, die im Smartphone-Markt nichts reißen, dafür aber mit PCs und Laptops. Wenn Windows nicht erfolgreich ist, wäre das ein Kollateralschaden für einen Großteil der Hardware-Hersteller.
Aber auch für Microsoft. Windows ist jener Teil, der Microsofts Produkte und Dienste zusammenhält und ohne hätte man große Schwierigkeiten, überhaupt relevant zu bleiben. Microsoft baut gute Software, aber wie gut sind Office, Azure und OneDrive ohne Windows wirklich?
Genau, weil selbst Microsoft keine Antwort auf diese Frage weiß, darf die mobile Windows-Plattform langfristig nicht sterben und das wird sie auch nicht, solange es Microsoft gibt. Setzt sich die Entwicklung des Marktes fort und gelingt Microsoft die Adaption an einen mobilen Markt nicht, so wird man langfristig selbst Probleme haben.
Wie wird es gelingen?
Langfristig verfolgt Satya Nadelle mit „Mobile First, Cloud First“ definitiv die richtige Strategie, denn zum aktuellen Zeitpunkt ist zwar für die meisten Nutzer das Smartphone das wichtigste Gerät, früher oder später ist ein Notebook oder PC aber unverzichtbar. Solange der PC-Markt nicht ausgestorben ist, hat Microsoft noch eine Chance und so schnell werden Laptops nicht verschwinden.
Microsoft geht dorthin, wo die Nutzer sind und schafft damit den Ökosystem-Zwang ab. Wer lieber ein iPhone verwendet, aber das Surface Pro 4 als Arbeitsgerät bevorzugt und ein kleines Android-Tablet besitzt, hat überhaupt kein Problem dank Microsoft-Apps. Wer je versucht hat, ein Android-Gerät mit einem Apple-Account zu verwenden, weiß, wie viel wert diese Flexibilität sein kann.
Der Markt wird weiterhin in Bewegung bleiben und auch dafür hat Microsoft bereits Vorkehrungen getroffen: Continuum. Mit leistungsfähiger werdenden Smartphones, teils mit Intel-Prozessoren, ist nicht unwahrscheinlich, dass mobile Docks zukünftig auch Notebooks und PCs ersetzen werden. Microsoft hat für diese Entwicklung nicht nur jetzt schon eine Software-Lösung, sondern aufgrund der Dominanz im PC-Markt einen großen Vorteil gegenüber iOS, aber vor allem Android. Es gilt diesen Vorteil auch zu nutzen und das wird die Konkurrenz den Redmondern sicher nicht leicht machen.