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Microsoft Lumia 650 im Test: Eine unsichere Wette

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Lange wurde über den Nachfolger des Lumia 640 und 640 XL spekuliert und vor einigen Wochen wurde es still und leise über den offiziellen Blog vorgestellt, allerdings nicht in Begleitung eines größeren Bruders. Das Lumia 640 brachte Mittelklasse-Spezifikationen in den Low-End Bereich und während das Gerät einige Fans gewinnen konnte, war es nicht in der Lage, Windows Phone aus der Krise zu reißen. Daher ist es wenig verwunderlich, dass Microsoft nun einen anderen Weg einschlägt: Anstatt besserer Innereien, gibt es nun ein wesentlich feineres Äußeres für etwas mehr Geld. Es bleibt die Frage: Kann die schönere Hardware den Rückschritt in Sachen Spezifikationen kompensieren?

Design und Verarbeitung: Braucht die Welt noch ein Samsung?

Microsoft Lumia 950 im Test Rückseite Oben

Die Redmonder haben aus Veröffentlichung des Lumia 950, 950 XL und 550 wohl ihre Lektion gelernt und das Lumia 650 in ein wesentlich hochwertigeres Gehäuse gepackt. Es besitzt einen Rahmen aus Aluminium mit diamantgeschnittenen Kanten. Die Rückseite bleibt dennoch austauschbar und wirkt auch ohne alternativem Cover sehr hochwertig. Das verwendete Polycarbonat unterscheidet sich nämlich von dem, das beispielsweise auf der Rückseite des Lumia 640 zum Einsatz kommt. Außerdem ist das Gerät sehr dünn und ultraleicht, sodass beim ersten Hands-On unweigerlich die Frage aufkommt, ob da schon ein Akku drin ist.

Microsoft Lumia 950 im Test Buttons Seite

Das Design des Lumia 650 ist also sehr hochwertig, direkt neu ist es allerdings nicht. Man muss zugeben, dass es seitlich eine gewisse Ähnlichkeit zum iPhone 5 besitzt, lediglich ist es wesentlich dünner. Außerdem ist die Ähnlichkeit zu Samsungs Mid-Range Smartphones aus 2015 unverkennbar und die Designsprache des Samsung Galaxy A5 500 ist ganz klar im Lumia 650 wiederzuerkennen.

Schlecht ist dies keinesfalls, jedoch wirkt es etwas einfallslos. Für Kunden oder Unternehmen, die lediglich Windows Phone in Betracht ziehen, ist es allerdings eine sehr feine Abwechslung zum Lumia 640 oder Lumia 950, das im Vergleich zum Lumia 650 wirken, als seien sie von einem anderen Unternehmen gebaut worden. Es ist nicht nur hochwertig, sondern macht auch einen sehr robusten Eindruck. Bei einem unabsichtlichen „Drop-Test“ aus Hüfthöhe auf einen Steinboden landete es direkt auf dem Display und rotierte einige Male an den Kanten. Kein Kratzer war zu sehen, das Display noch völlig intakt. Die Fotos im Artikel haben wir nach dem Sturz aufgenommen.

Display:

Microsoft Lumia 950 im Test Front Display

Das Design ist nicht die einzige Stärke des Lumia 650, generell hat Microsoft darauf geachtet, dass sämtliche Komponenten, die der Nutzer sieht, sehr hochwertig wirken und dazu zählt auch das Display. Das verbaute 5-Zoll AMOLED-Panel löst mit HD auf und ist daher knapp unter dem 300ppi-Wert. Scharf genug sind die Inhalte dennoch und Probleme beim Lesen kleinerer Texte hat man deswegen keine. Bei der Farbdarstellung, Blickwinkelstabilität und Helligkeit zeigt das Display seine wahre Qualität: Die Farben sind trotz der verwendeten Technologie nicht zu übersättigt, Inhalte sind aber sehr schön darauf zu erkennen, auch aus spitzem Winkel. Die Helligkeit ermöglicht eine problemlose Bedienung draußen, auch im direkten Sonnenlicht, was normalerweise nicht zu den Stärken von AMOLED-Displays zählt. Als Schwäche ist zwar die Körnung zu nennen, die auf Farbflächen bei sehr, sehr genauer Betrachtung bemerkbar ist, allerdings ist diese weit geringer ausgefallen als beim Lumia 735 und im Alltag nicht bemerkbar.

Kamera:

Kameratechnisch scheint das Lumia 650 ident ausgestattet zu sein wie sein Vorgänger und daher durchaus solide. Die gewünschten Motive sind stets korrekt im Fokus, jedoch ist die Fokussierung nicht unbedingt schnell. Die Farbreproduktion ist sehr realistisch, auch im Innenraum kann die Kamera überzeugen. Es ist zwar gewisses Rauschen zu erkennen, welches sich aber in Grenzen hält. Einzig die Schärfe ist nicht unbedingt überragend, reicht allerdings sehr gut aus. Uns konnte die Kamera daher durchaus begeistern.

Audio:

Microsoft Lumia 950 im Test Front Lautsprecher

Beim Lumia 650 verbaut Microsoft die Lautsprecher an der Front und während die verwendete Einheit nicht unbedingt sehr gut ist, kann der Sound dennoch durchaus überzeugen. Dadurch, dass die Lautsprecher stets oben und zum Nutzer gerichtet sind, eignet sich das Gerät sehr gut für Medienwiedergabe, selbst, wenn die Lautsprecher bei höherer Lautstärke durchaus zu rauschen beginnen. Sie sind allein durch ihre Position an der Front lauter als bei anderen Smartphones in diesem Preisbereich.

Performance:

Microsoft Lumia 950 im Test Rückseite Microsoft Logo

Nach den ersten Blicken auf die Spezifikationen des Lumia 650, muss ich zugeben, dass ich etwas enttäuscht war. Nur ein Snapdragon-Prozessor aus der 200er-Reihe klang nicht nach einem Performance-Wunder und in vieler Hinsicht war es das auch nicht. Im alltäglichen Gebrauch hat es mich jedoch nicht enttäuscht, denn es ist durchaus flott. Windows 10 Mobile ist jetzt für das Lumia 650 wesentlich besser optimiert, als es das beispielsweise zum Launch des Lumia 950 war.

Das macht sich besonders bei der Nutzung von Systemapps bemerkbar, vor allem bei Microsoft Edge. Normalerweise werden nämlich die Seiten beim Wechseln eines Tabs neu geladen, was vor allem bei der Eingabe von Daten in Formulare recht unpraktisch war. Beim Lumia 650 ist mir das zu meiner Verwunderung kein einziges Mal passiert. Den „Fortsetzen…“-Bildschirm sah ich außerdem vergleichsweise seltener als beim Lumia 830. Solche Dinge sind reine Optimierungssache und da hat Microsoft gute Arbeit geleistet, es ginge allerdings auch besser. Windows 10 Mobile auf dem Lumia 650 funktioniert einfach und das ist erfreulich. Perfekt ist es nicht, aber man bekommt den Eindruck, dass Microsoft Fortschritte macht.

Microsoft Lumia 950 im Test Onscreen Buttons

Die Leistung des Geräts an sich ist allerdings nicht so beeindruckend und besonders bemerkbar macht sich dies bei Spielen. Lara Croft: Relic Run weist beispielsweise extrem lange Ladezeiten auf und läuft dann auch nicht ganz flüssig und selbst einfachere Titel, wie beispielsweise One More Line weisen durchaus einzelne Ruckler auf. Großen Spaß hat man an diesen Games daher nicht.

Akkulaufzeit:

Das Microsoft Lumia 650 bekommt einen um 500 mAh kleineren Akku verpasst als dessen Vorgänger, wirklich bemerkbar macht sich dies im Alltag allerdings nicht. Die Stand-By Zeit ist etwas geringer, was sich vor allem darin bemerkbar macht, dass man es nachts lieber nicht ausgesteckt lassen sollte. Bei normaler Nutzung kommt man problemlos einen Tag durch bei mittlerer Helligkeit und recht häufiger Nutzung von Instant Messaging und unterschiedlichen Apps. An bewölkten Tagen reicht selbst 25 Prozent Helligkeit, womit man abends rund 30 Prozent verbleiben.

Fazit:

Microsoft Lumia 950 im Test Rückseite Hand

Der Vergleich des Lumia 650 mit seinem Vorgänger, dem recht beliebten Lumia 640, drängt sich praktisch nur so auf, wirklich durchsetzen kann es sich allerdings nicht gegen seinen älteren Bruder. Die hochwertigere Haptik macht zwar ordentlich Eindruck und lässt das Gerät wie ein 400-Euro Smartphone wirken, jene Eigenschaften, die das Lumia 640 so überragend gemacht haben, teilt es nicht. Das Lumia 640 bot eine sehr gute Performance und Hardware für unter 150 Euro, was zu dem Zeitpunkt sehr wenige Android-Smartphones konnten.

Mittlerweile sind hochwertige Smartphones im Preisbereich unter 300 Euro überhaupt keine Seltenheit mehr, sondern eher die Regel. Die Zeiten von Samsungs klapprigen Galaxy Mini, Advance, Trend, Core oder Duos-Geräten sind vorbei. Das OnePlus X bietet für 269 Euro einen Snapdragon 801, 3 Gigabyte Arbeitsspeicher und ein FullHD-AMOLED Display. Das sind im Retail-Preis 40 Euro Unterschied. Zugegeben, OnePlus findet man nicht im nächstgelegenen Saturn, dafür aber Smartphones, wie das LG Zero, Sony Xperia M4 Aqua oder auch das Huawei P8 Lite. Sonys Xperia M4 Aqua ist ebenfalls sehr schick mit Metallrahmen und Glasrückseite und bietet einen Snapdragon 617-Prozessor, eine brauchbare Kamera und einen sehr großen Akku. Gleichzeitig kostet es weniger als das Lumia 650.

Microsoft Lumia 950 im Test Logo oben

Den Geschäftskunden-Markt kann Microsoft mit diesem Smartphone definitiv bedienen, allerdings nur, wenn das Unternehmen auf die mobile Windows-Plattform angewiesen ist. Microsoft hofft wohl, dass die Etablierung von Windows 10 in Unternehmen dazu führen wird, dass vermehrt universelle Unternehmens-Apps genutzt werden und das auch die mobile Windows-Plattform fördern wird. Eine sichere Wette ist dies allerdings nicht.

Das Lumia 650 ist ein schönes Smartphone, wirkt hochwertig und solide. Es vermisst allerdings jene Stärken, die Windows Phone bei den wenigen Kunden so beliebt werden ließen. Gute Hardware und eine Performance in einem Preisbereich, in dem kein anderes Gerät mithalten konnte. Hervorragendes Preisleistungs-Verhältnis ist das Stichwort und hier kann oder will das Lumia 650 nicht mehr mithalten.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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