Im Zuge der Build-Konferenz 2015 hat Microsoft sich mit Windows 10 ein großes Ziel gesetzt: Bis Mitte 2018, dem Beginn des Fiskaljahrs 2018, will Microsoft mit dem Betriebssystem eine Milliarde Geräte erreichen.
Bislang hat man sich auf der ersten Etappe recht gut geschlagen und es binnen eines Jahres geschafft, auf 350 Millionen Geräten vertreten zu sein, sprich etwas mehr als ein Drittel in einem Drittel der Zeit. Zwar wurde angenommen, dass das Momentum am PC-Markt nach dem kostenlosen Upgrade-Jahr langsamer werden würde, aber andere Faktoren hätten dies kompensieren können. Einerseits aktualisieren Unternehmen ihre Maschinen meist ohnehin wesentlich später, andererseits sollte Microsoft mit dem angeblichen Surface Phone im Frühjahr 2017 einen Senkrechtstart in den Smartphone-Markt hinlegen, so zumindest die Erwartung.
Nun hat Microsoft in einem Statement an ZDnet verlauten lassen, dass man das Milliarden Geräte-Ziel nicht erreichen wird können. Schuld daran sei laut Angaben des Unternehmens die geänderte Strategie am Smartphone-Markt, aus dem man sich im Jahr 2015 zurückgezogen hat.
Hohe Erwartungen in Lumia, aber geringe Erwartungen in Surface Phone?
Microsoft hat zuvor bereits den eigenen Rückzug aus dem Smartphone-Markt die Schuld gegeben, allerdings war damals der Zusammenhang logischer. Damals ging es darum, dass Microsoft nur 2,3 Millionen statt 8 Millionen Geräte in einem Quartal verkaufen konnte. Das macht auch Sinn, denn ohne Marketing lässt sich kaum etwas verkaufen.
Dieser neuen Aussage zufolge ist die Differenz zwischen aktiver Teilnahme am Markt und dem Rückzug davon dafür verantwortlich, dass das Ziel verfehlt wird. Das sind pro Quartal nur knapp 6 Millionen Geräte und würden sich zwischen FY16, das Mitte 2015 begann, und FY18, das Mitte 2018 beginnt, maximal auf nicht einmal 116 Millionen Geräte summieren, allerdings nur, wenn man von der Tatsache absieht, dass Windows 10 Mobile erst 2 Quartale nach dem Desktop-System auf den Markt kam.
Es entbehrt jeglicher Logik, dass Microsoft offenbar erwartet, dass man nach Präsentation des Surface Phone Anfang 2017 diesen Rückstand, den man sich durch fehlendes Marketing und der Einstellung der Lumia-Reihe selbst eingebrockt hat, nicht wieder gut machen wird können. Man hat nämlich den Markt vorläufig verlassen, weil sich die Lumias eben nicht den Erwartungen entsprechend verkauft haben. Man rechnet damit, dass man nach der Präsentation des Surface Phone keine 72 Millionen verlorene Verkäufe wieder gut machen kann. Selbst, wenn man annimmt, dass Microsoft 2016 kein einziges Lumia-Smartphone verkauft hat, betrüge die Differenz zum Vergleichsquartal 2015 „nur“ 100 Millionen Smartphones. Die Rechnung ist natürlich sehr simpel und die Zahlen dürften etwas variieren, allerdings steht uns nur der Vergleich zwischen Q1 2015 und 2016 offiziell zur Verfügung, daher wird hier ausgegangen, dass die Zahlen in den anderen Quartal konstant sind.
Die Erwartung sollte aber sein, dass man nach Präsentation der zukünftigen Smartphone-Hoffnung, also wohl dem Surface Phone, diese Differenz wett zu machen versucht und mehr Smartphones verkauft als mit der Lumia-Reihe, die man selbst als Misserfolg eingestuft hat. Natürlich ist aus Microsofts Sicht das potenzielle Surface Phone schon dann kein Misserfolg, wenn es weniger Verlust macht als die Lumia-Sparte. Da man nun aber ohnehin alle Lumia-Mitarbeiter entlassen hat, wird dies auch nicht sonderlich schwer sein.
Die mobile Windows-Plattform wird dies aber nicht wesentlich vorwärts bringen, wenn man nach Präsentation des Surface Phones ebenso viele Geräte verkauft, wie man es bei den Lumias gemacht hat. Nur, dass es in Zukunft für Microsoft billiger ist, diese zu produzieren, da nun 1800 Mitarbeiter weniger daran arbeiten. Die mobile Windows-Plattform bringt nämlich dieselbe Verbreitung wie zu Lumia-Zeiten nicht weiter. Wenn das nämlich der Plan ist, hätte man die Lumia-Reihe aus Sicht der Nutzer gar nicht einstellen müssen.
Quelle: ZDnet