Tag für Tag verlagern Unternehmen ihre Geschäftsprozesse in die Cloud. Junge und dynamische Startups steuern kreative Ideen für innovative Technologien bei. Rechenzentren verteilt über die ganze Welt entstehen und Anbieter des Cloud-Computing schneidern individuelle Lösungen für Kunden zurecht. Cloud-Computing ist erwachsen geworden.
Am 04. August 2016 veröffentlichten die Kollegen von Bloomberg Businessweek ein Interview mit Satya Nadella, CEO von Microsoft. Er sprach die Probleme des Unternehmens an, machte aber auch auf Chancen und die gute Position von Microsoft aufmerksam und bekannte sich zum Ende hin noch einmal deutlich zum Cloud-Computing:
If companies don’t change, they’re not going to be around.
Mit dem Hintergrundwissen, dass Satya Nadella vor seiner jetzigen Position bereits aktiv die Cloud-Sparte von Microsoft mitgestaltet hat, ist seine Aussage nicht sonderlich verwunderlich. Und doch hat mich diese zum Anlass gebracht, einen etwas ausführlicheren Artikel über die aktuelle Position von Microsoft im Cloud-Computing zu schreiben.
Cloud-Computing
Definition
Um in die Thematik des Cloud-Computing jedoch richtig einsteigen zu können, benötigt es erst einmal eine handfeste Definition. Gartner, der wohl bekannteste Anbieter für Marktforschungsergebnisse und Analysen in der IT-Welt, titelt in etwa wie folgt:
Cloud-Computing beschreibt einen „[…] Stil der Datenverarbeitung, in dem skalierbare und elastische IT-Ressourcen in Form einer Dienstleistung über das Internet bereitgestellt werden“.
In dieser Definition finden sich drei elementare Eigenschaften wieder, die das Cloud-Computing ausmachen:
Einerseits beschreibt das Wort „skalierbar“, dass die über das Netzwerk – meistens das Internet – bereitgestellte IT-Infrastruktur dynamisch verwendet werden kann: Das bedeutet, dass der Nutzer beispielsweise nur exakt so viel Rechenkapazität in Anspruch nimmt und bezahlt, wie er benötigt.
Andererseits können die in Anspruch genommenen Dienste „elastisch“ – also an den Bedarf angepasst – genutzt werden: Zum Beispiel kann der Kunde seine Rechenkapazität (nahezu) beliebig konfigurieren und muss in diesem Fall auch nur für diejenigen Komponenten und Leistungsfähigkeit bezahlen, die er schlussendlich nutzen möchte.
Letztendlich fällt in der Definition noch das Wort „Dienstleistung“, welches viele unserer Leser sicherlich mit „as a Service“ assoziieren können. Dienstleistungen dieser Art stellen einen wesentlichen Unterschied zu den „klassischen“ Vorgehensweisen in der IT-Branche dar: Früher wurde eher Hardware und Software gekauft anstatt sie heutzutage zu mieten. Einen ausführlichen Artikel hierzu haben wir bereits dem Thema „Windows as a Service (WaaS)“ gewidmet.
Abgrenzung
Inzwischen hat sich der Begriff „Cloud-Computing“ als Buzzword entwickelt und wird oft fälschlicherweise für andere Themen verwendet: Big Data, Data-Mining, Data-Warehouse, Business Intelligence (BI), Internet of Things (IoT) und Industrie 4.0 können zwar allesamt mit Cloud-Computing in Verbindung gebracht werden, stellen jedoch ein grundsätzlich anderes Konzept dar.
Cloud-Computing beschreibt die Bereitstellung einer IT-Infrastruktur über ein Netzwerk. Dagegen können genannte Dienste/Vorgänge auf dieser gegebenen Infrastruktur laufen; diese werden über das Netzwerk an uns übertragen, damit wir als Nutzer des Cloud-Computing damit arbeiten können.
Infrastruktur-Modelle
Insgesamt bestehen vier Infrastruktur-Modelle, aus denen ein Unternehmen die für das Unternehmen erforderliche und benötigte IT-Infrastruktur wählen kann. Das „klassische“ Modell nennt sich „On Premise“ und setzt das eigenständige Kaufen und Zusammenstellen von Infrastruktur, Plattform und Software durch ein Unternehmen voraus.
Im Gegensatz zum „On Premise“-Modell werden die verbleibenden drei Modelle in Verbindung mit Cloud-Computing eingesetzt: Blau hinterlegte Bestandteile werden hierbei vom Unternehmen verwaltet, wogegen sich bei den grün hinterlegten Bauteilen der Anbieter der Cloud-Plattform um die Realisierung und Wartung kümmert.
Die drei Modelle „IaaS“, „PaaS“ und „SaaS“ bauen aufeinander auf: Der Cloud-Anbieter stellt beim IaaS-Modell die Infrastruktur bereit; das Unternehmen bzw. der Kunde muss sich bei Verwendung dieses Modells selbstständig um die Plattform und die Software kümmern. Aufbauend inkludiert das Modell „PaaS“ die Plattform, sodass das Unternehmen nur noch die Software realisieren und pflegen muss. SaaS-Modelle beschreiben insofern bereits eine komplett lauffähige Software, wie beispielsweise Microsoft OneDrive.
Bedeutung des Cloud-Computing
Gartner Magic Quadrant: Microsoft in Pole-Position
Gartner veröffentlicht regelmäßig zu verschiedenen Themen sogenannte Magic Quadrants. Diese spiegeln die Position von Unternehmen in einem bestimmten Marktumfeld oder in einer bestimmten Kompetenz wider. So gibt es die Magic Quadrants auch für das IaaS- und PaaS-Modell, welche wir uns im Folgenden einmal genauer anschauen werden:
Ein Blick auf den Magic Quadrant der IaaS-Infrastruktur zeigt, dass Amazon mit Amazon Web Services in dieser Kategorie mit respektablem Abstand die Oberhand besitzt. Seit Mai 2015 hat Microsoft jedoch tatkräftig in ihr Cloud-Angebot investiert, sodass sich der Abstand inzwischen deutlich verringert haben dürfte. Google und weitere Anbieter folgen wiederum mit einem ebenso beachtlichen Abstand und werden von Gartner nicht mehr als „Leaders“ – also den Unternehmen mit einer möglichst vollendeten Vision und Ausführbarkeit – genannt.
Im Gegensatz zur IaaS-Infrastruktur ist Amazon – der größte Wettbewerber Microsofts im Cloud-Geschäft – gar nicht mehr vertreten. Dagegen werden Microsoft und Salesforce als leitende Unternehmen ausgezeichnet. Google ist bemüht, mitzuhalten, doch wird es aufgrund diverser Partnerschaften von Microsoft und Salesforce schwer haben, Fuß zu fassen.
Wie es Microsoft bereits in vielen anderen Bereichen tut, stellt sich der Konzern auch beim Thema „Cloud-Computing“ breit auf: Microsoft kann mit einer bereits vorhanden und stark verbreiteten Plattform – Windows – punkten. Seien es Office-Bestandteile wie E-Mails, Kontakte, Kalender oder Windows und ganze Systemlandschaften – die Integration der eigenen Produkte ist vorbildlich. So können die Redmonder nicht nur potentielle Kunden der IaaS-Infrastuktur bedienen, wie es bei Amazon der Fall ist. Vielmehr besitzt Microsoft die Möglichkeit, auf alle Kundenwünsche einzugehen.
Gartner Hype Cycle: Cloud-Computing ist in der Realität angekommen
Dass Microsoft so kräftig in das Cloud-Computing investiert, liegt an der rosigen Zukunft, die auch Gartner verspricht: Das Marktforschungsunternehmen veröffentlicht neben den Magic Quadrants regelmäßig sogenannte Hype Cycles. Wer den Begriff nicht kennt, kann sich die Funktion eines Hype Cycles jedoch schnell zusammenreimen: Dieser zeigt verschiedene Hypes eingeordnet in fünf verschiedenen Stadien – von dem Innovationsauslöser bis zum Erreichen der Normalität der Technologie.
Folgender Hype Cycle zeigt die aufkommenden Technologien auf:
Es ist festzustellen, dass das Thema „Cloud-Computing“ in dem Hype Cycle mit keinem einzigen Wort erwähnt wird (ausgenommen „Hybrid Cloud Computing“). Viele verschiedene und hier genannte Dienste, Applikationen und Technologien können jedoch über ein Netzwerk bereitgestellt werden, und zwar dynamisch und elastisch, also an den Bedarf angepasst. Das Cloud-Computing stellt also eine Bündelung dar, wie wir bereits am Anfang des Artikels festgestellt haben.
Nahezu alle aufgeführten Technologien werden – zumindest teilweise – über Clouds abgewickelt: Autonome Autos verbinden sich untereinander und tauschen Daten über die Cloud aus. Gegenstände des Bereichs „Internet of Things“ erhalten über die Cloud Befehle, um beispielsweise das Licht im Haus abzuschalten. Und mit der IBM Quantum Experience hat die Cloud sogar in das Quantum Computing Einzug erhalten.
Fazit
Für sowohl bereits existierende und etablierte Technologien als auch für Aufkommende stellt Cloud-Computing eine wichtige Komponente dar. Zukünftige Projekte von Microsoft können durch die Cloud substanziell unterstützt beziehungsweise erst realisiert werden. Microsoft trifft in diesem Bereich die richtigen Entscheidungen und das wird sich für die Zukunft auszahlen. Eine gute Basis ist mit Windows, Office und natürlich Microsoft Azure bereits geschaffen. Die Cloud ist die Zukunft Microsofts.
(Bild-)Quelle(n): Microsoft Presse, Gartner, Heise, IBM, Handelsblatt, Bloomberg Businesweek via MSPoweruser