Editorial

Apple iPhone 7: Wenn der Glaube bröckelt

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Apple hat im Zuge des gestrigen Special Events in Anwesenheit zahlreicher Journalisten aus der ganzen Welt seine neuen Produkte vorgestellt, allen voran das neue iPhone 7 und iPhone 7 Plus. Es sind Produkte, die selbst den Glauben eines langjährigen Microsoft-Fans bröckeln lassen. Das liegt allerdings nicht am Produkt, es kommt einfach zu einem günstigen Zeitpunkt. Mitverantwortlich für diesen Effekt ist nämlich jenes Microsoft, das gegenüber seinen Smartphone-Kunden völlig kalt und emotionslos geworden ist.

Seit mehr als einem Jahr wird Windows 10 Mobile lediglich in Blogposts nebenbei erwähnt, über soziale Netzwerke spricht man nun ebenfalls nicht mehr mit dem Nutzer und neue Hardware ist nicht in Sicht. Insgeheim hoffen Fans zwar auf das Surface Phone, aber offiziell gibt es nichts. Microsoft spricht nicht mit uns. Man könnte aber. Project Scorpio gibt es auch erst ab Ende 2017, angekündigt wurde es bereits. Wieso nicht auch das Surface Phone?

iPhone 7 und iPhone 7 Plus

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All das liegt in weiter Ferne, wenn Apple seine Produkte zeigt. Die beiden Geräte sind wahrlich kein technologischer Durchbruch. Es war ein durchschnittlicher iPhone-Launch. Es gibt keine neuen Displaygrößen, das Design der Smartphones hat sich nicht drastisch verändert und wirkliche Innovationen, die es nie zuvor in einem Smartphone gab, blieben aus.

Apple macht aber, was es am besten kann: Man nimmt vorhandene Technologien, integriert sie in ein verständliches Interface, packt die Erklärungen in schöne Marketingsprache und verkauft es als einzigartige Funktionen des neuen Produkts.

Das Design des neuen iPhone 7 ist eine logische Evolution des iPhone 6S. Neben den neuen Farben Schwarz und Diamantschwarz besteht die einzige Änderung darin, dass der Streifen aus Polykarbonat nun entlang der oberen Kante verläuft und nicht mehr unter der Kamera. Außerdem ist das Apple-Logo nun in der jeweiligen Farbe des Gehäuses gehalten und nicht mehr silber. Die Kamera steht weiterhin vor, wie auch beim Vorgänger.

Kamera: Deshalb behält man Manager im Unternehmen

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Darin liegt auch einer der größten Unterschiede des iPhone 7 und iPhone 7 Plus im Vergleich zum iPhone 6S. Bei der Kamera unterscheiden sich die neuen Modelle, aber zuerst die Gemeinsamkeiten: Beide besitzen einen 12 Megapixel-Sensor mit einer Blende von f/1.8, optische Bildstabilisierung und einen 4-fach LED-Blitz. Das iPhone 7 Plus verfügt zusätzlich über eine weitere Kamera, welche ebenso mit 12 Megapixeln auflöst, aber ein Teleobjektiv besitzt. Mit einer Blende von f/2.8 ist dieses zwar weniger lichtstark, aber ermöglicht einen optischen Zoom. Der Nutzer kann mit nur einem Klick in der Kamera-App zwischen den beiden Kameras wechseln.

Apple hatte in Sachen Kamera ordentlich Aufholbedarf auf Samsung, LG und natürlich Microsoft. Die gezeigten Bilder wirken sehr vielversprechend, allerdings fehlten noch einige Beispiele, die den Dynamikbereich beanspruchen. Dies ist die große Stärke des Lumia 950 und ein Vergleich wird hier definitiv interessant.

Apples neu erlangte Stärke im Kamera-Bereich könnte damit zusammenhängen, dass man Ende 2014 Nokias „Kamera-Experten“ Ari Partinen von Microsoft geholt hat. Er dürfte einen sehr großen Beitrag dazu geleistet haben.

Hardware

Abseits der Kamera, welche für Apple ein großer Schritt vorwärts ist, bringt das neue iPhone keine allzu großen Neuerungen. Erwartungsgemäß wurde die 3,5-Millimeter Kopfhörerbuchse entfernt, welche durch den proprietären Lightning-Port und Bluetooth ersetzt werden soll, ein neuer QuadCore-Prozessor betreibt das Smartphone nun und es ist IP67 spritzwasser- und staubresistent.

Schlusswort: Volle Fahrt voraus!

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Das iPhone 7 ist nun sicherlich eines der besten Smartphones der Welt, darüber muss nicht gestritten werden. Das waren die Vorgänger schließlich auch. Dieses Event zeigt uns Windows Phone-Nutzern allerdings, von welcher Bedeutung Kommunikation sein kann.

Wer ein iPhone 7 kauft, der muss vertrauen, dass Hersteller kompatible Lightning-Kopfhörer herstellen werden, dass die Soundqualität über Bluetooth auf demselben Niveau bleibt, dass man in Zukunft dennoch eine Auswahl hat. Das sind für Musik-Fans sehr wichtige Kriterien.

Microsoft könnte es sich niemals leisten, einen proprietären Audio-Port bei eigenen Smartphones zu verbauen. Apple kann das und deswegen ist es auch eine kleine Machtdemonstration. Was Microsoft aber auch kann, ist den eigenen Kunden zu zeigen, dass es keinen Grund zum Wechsel gibt, dass es neue beeindruckende Hardware geben wird, dass man nicht daran denkt, das System aufzugeben. Joe Belfiore war ein Meister darin. Dieses Signal fehlt nun gänzlich.

Viele Windows Phone-Nutzer vergleichen die Situation ihres Systems mit einem sinkenden Schiff, bekunden damit entweder ihren Abgang oder ihre ewige Treue. Einen wirklichen Grund dafür gibt es nicht. Das System wird Microsoft zweifellos nicht aufgeben, aber langsam wird dieses Schiff wieder Fahrt aufnehmen müssen, denn sonst wird es niemanden geben, der bemerkt, dass es im Hafen anläuft.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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