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Versagt Microsoft bei der Qualitätssicherung von Windows Updates?

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Das Anniversary Update für Windows 10 ist nun seit Ende letzten Jahres in Arbeit und es ist eines der meistgetesteten Betriebssystemversionen in der Geschichte des Unternehmens. Microsoft hat ein Entwicklerteam, das am Upgrade arbeitet, tausende Mitarbeiter rund um den Globus, die interne Builds testen, eine eigene Abteilung zur Qualitätssicherung bestehend aus professionellen Testern und noch dazu 5 Millionen Mitglieder im Windows Insider-Programm, also eine unglaublich große Zahl an direkten, aber auch indirekten Feedback durch Telemetriedaten.

Dennoch: Der Rollout des Windows 10 Anniversary Updates verlief alles andere als unproblematisch. Erst gab es Schwierigkeiten mit hängenbleibenden Systemen, später wurde bekannt, dass die Verbindung eines Amazon Kindle Paperwhite oder Voyage den PC zum Absturz bringt. Erst kürzlich ist bekannt geworden, dass zahlreiche Webcams mit Windows 10 nicht mehr funktionieren. Hat Microsoft also ein Problem in der Qualitätssicherung?

Qualitätssicherung hat versagt

Zu einem gewissen Teil haben Microsofts Prozesse zur Qualitätssicherung definitiv versagt, denn die beschriebenen Probleme sind keine kleinen Bugs, sondern schwerwiegende Systemfehler. Sie hätten in den 8 Monaten zuvor irgendwo bemerkt werden müssen. Microsoft hat eine Verantwortung vor 400 Millionen Kunden und solche Fehler darf man sich nicht erlauben. Selbstverständlich können Fehler passieren, das ist nur menschlich. Die Qualitätssicherung hätte aber dafür sorgen müssen, dass solche massiven Bugs im System bemerkt werden. Es ist unvorstellbar, dass ein Versagen der Webcam, des Systems bei Verbindung eines Kindle-Readers und regelmäßiges Einfrieren über Monate niemandem aufgefallen ist.

Microsoft Release-Prozesse funktionieren

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Während Microsoft sicherlich daran arbeiten muss, das gesammelte Feedback besser zu verwerten innerhalb der sehr kurzen Release-Zyklen, ist vor allem die Reaktion entscheidend. Im Falle des Anniversary Updates hat Microsoft alles richtig gemacht.

Microsoft hat nämlich ein sehr ausgeklügeltes System, wie Updates in Wellen ausgerollt werden. Zuerst werden einfache Konfigurationen bedient, sprich, PCs, Notebooks und Tablets, auf denen das Windows 10 Anniversary Update mit größter Wahrscheinlichkeit fehlerlos funktionieren wird. Danach werden im Laufe des Rollouts weitere Systeme getestet und sobald bei einer bestimmten Gruppe ein Fehler auftritt, wird das Upgrade für ähnliche Systeme gestoppt und erst dann wieder ausgerollt, wenn das Problem behoben wurde. Somit ergibt sich bei jedem Rollout eine Liste aus Konfigurationen, die bekanntermaßen fehleranfällig ist und eine, die Updates ganz ohne Probleme installiert. Daraus folgt ein sehr langsamer, aber auch zuverlässiger Rollout.

Dass Microsoft tatsächlich einen solchen Prozess nutzt, um das Update auszurollen, mag man offiziell zwar nicht verkünden, aber es reicht ein Blick in die Foren, aber auch in die Zahlen zur Verteilung des Windows 10 Anniversary Updates. Ende August, etwa 20 Tage nach Beginn des Rollouts, war das Anniversary Update auf nur 16 Prozent aller Windows 10-Geräte installiert. Das sind nur 65 Millionen PCs von 400 Millionen. Microsofts Release-Prozesse funktionieren also perfekt.

Aus Fehlern lernen

Es ist davon auszugehen, dass Microsoft mithilfe des verfügbaren Feedbacks, aber auch durch die Analyse der Release-Prozesse eine Menge lernen wird, wie man in Zukunft Updates noch zuverlässiger zum Nutzer bringen kann. Es wäre nämlich höchst unerfreulich, wenn trotz des vielen Feedbacks die kürzeren Release-Zyklen einen negativen Effekt auf die Stabilität des Systems hätten.

Microsoft hat diesmal bewiesen, dass die eigene Reaktion auf die Schwierigkeiten mit dem Upgrade größere Schäden vermeiden konnte. Für ein Unternehmen dieser Größe beweist man außerordentliche Agilität. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass Microsoft in Zukunft solche Fehler schon im Ansatz verhindern kann, sodass keine Reaktionen notwendig sind. Eine klarere Kommunikation mit dem Nutzer wäre an dieser Stelle ebenfalls hilfreich.


via thurrott.com

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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