Lange haben Fans der Mafia-Serie auf einen weiteren Teil warten müssen. Nach dem Abschluss eines meiner Meinung nach großartigen zweiten Teils waren gefühlte Ewigkeiten dazwischen. Nun ist Mafia 3 aber endlich da und zwar für Xbox One, PC und PlayStation. Wir haben für euch die PC-Version durchgespielt und einen Test dazu verfasst sowie ein Video angefertigt, das meine Meinung dazu widerspiegelt.
Mafia 3 – Review Video
Mafia 3 – Setting
Was das Setting betrifft, hätten die Entwickler keine bessere Zeit wählen können. Mafia 3 spielt im Jahre 1968 in einem fiktiven Ort namens New Bordeaux, der dem damaligen New Orleans nachempfunden ist. Die Entwickler haben sich große Mühe gegeben, um den Zeitgeist möglichst genau wiederzugeben und das ist auch sehr gut gelungen. Es wurde auf viele Details geachtet, welche aus heutiger Sicht typisch für die 70er-Jahre waren. Der omnipräsente Rassismus gegen sämtliche Bevölkerung, die nur annähernd dunkelhäutig ist, die Existenz des Klu Klux Klans, die Ermordung von Martin Luther King, all das wird in den Dialogen mit anderen Charakteren, im Radio und selbst von miteinander redenden Passanten thematisiert. Das Setting fängt diese Zeit hervorragend ein.
Mafia 3 – Story
Das wäre eine solch gute Grundlage für ein außerordentlich gutes Game, jedoch scheitern die Entwickler an der Umsetzung. Die Story ist zu einem sehr großen Teil sehr monoton ausgefallen und so wiederholen sich Missionen zu häufig. Praktisch jeder Spielabschnitt beginnt mit dem Auftrag, mit einem Informanten zu reden, um dessen Informationen über einen Unterboss jenes Mannes zu erlangen, den euer Charakter, Lincoln Clay töten will. Ihr schädigt also das Geschäft dieses Unterbosses so weit, dass er gezwungen ist aus seinem Versteck hervorzukommen. Daraufhin müsst ihr den Boss „konfrontieren“, was bedeutet, dass Lincoln Clay, selbst Elitesoldat aus dem Vietnam-Krieg, alle Wachen alleine erledigt und den schließlich auch den Boss. Daraufhin greift ihr zum Telefon, ruft einen eurer Verbündeten und dieser übernimmt dann schließlich den Laden.
Beinahe jede Mission läuft so ab und erst in den letzten 5 von 30 Spielstunden nimmt die Story von Mafia 3 richtig Fahrt auf. Die Missionen verändern sich, wenn es darum geht, eine wichtige Person auszuschalten und das wiederum macht es am Ende etwas interessanter. Vorher muss man als Spieler aber durch die spielerische Hölle und zwar leider nicht aufgrund der Schwierigkeit, sondern wegen der unglaublichen Langeweile, die beim vierten Mal spielen der praktisch identischen Mission zwingend auftritt.
Die Cutscenes zwischen den Gameplay-Sequenzen sind hervorragend gemacht und bringen einige Emotionen wieder zurück, aber schon nach kurzer Zeit wird dieser Effekt bereits von den sich wiederholenden Missionen zerstört. Erst gegen Ende wird es dann nochmals recht spannend, aber, ob man als Spieler den Willen hat, durchzubeißen, um es tatsächlich zu erleben, daran habe ich meine Zweifel. Wer nur das Ende gesehen hat, wird denken, was für ein großartiges Spiel es doch ist. Wer die ersten 25 Spielstunden durch hat und das Ende noch nicht kennt, hat begründete Zweifel, ob das Weiterspielen noch einen Sinn hat.
Mafia 3 – Gameplay
Wenn sich schon die Story beinahe andauernd wiederholt, hätten die Entwickler zumindest für ein abwechslungsreiches Gameplay sorgen müssen, aber auch hier: Fehlanzeige. Ihr habt die Wahl, ob ihr leise im Stealth-Modus oder wild mit einem Maschinengewehr durchspaziert. Die Gegner-KI ist bei den Schusswechseln aber wesentlich intelligenter, sodass diese Spielweise doch etwas mehr Abwechslung bietet.
Wer sich entscheidet, leise durchzugehen, hat leichtes Spiel, braucht aber wahrscheinlich länger und bei so monotonen Missionen, muss man das nervlich erst einmal verkraften können. Ihr versteckt euch beim schleichenden Angriff hinter einer Wand. Wenn zwei Gegner ein paar Meter vor euch plaudern, könnt ihr pfeifen, um sie auf eure Spur zu bringen. Dabei entfernt sich ein Gegner von seinem Kollegen und geht auf euch zu. Der andere bleibt stehen, macht Dehnübungen (nsfw) oder pfeift fröhlich. Wenn der eine Feind nun neben der Tür steht, könnt ihr ihn mittels Knopfdruck erledigen durch Erdrosseln, einen Schlag auf den Hinterkopf oder einen Kehlenschnitt.
Jener Kollege des Gegners, der knapp 5 Meter entfernt seine Dehnübungen macht, hat davon nicht Wind bekommen. Ihr versteckt euch also erneut hinter der Wand, pfeift den Gegner herbei und der ist auch trotz der Leiche nicht alarmiert, sodass ihr ihn auf dieselbe Weise erledigen könnt wie seinen Freund. Das lässt sich beliebig oft wiederholen, bei manchen Missionen sogar so oft, dass ihr ganze Leichenberge stapeln könnt.
Mafia 3 – Umsetzung
Ein sehr unerfreulicher Punkt, der bei PC-Spielen seit Jahren thematisiert werden muss, ist die Qualität der Programmierung. Im Falle von Mafia 3 haben sich die Vermutungen der Fans leider bewahrheitet. Ausgeliefert wurde das Game mit einem Framerate-Lock auf die 30 Bilder pro Sekunde. Wenige Tage später kam dann ein Patch heraus, der die Sperre entfernte. Dennoch war das Game weiterhin absolut Buggy und stürzte beinahe nach Beendigung jeder späteren Mission ab. Die Kollisionen sind völlig misslungen und so fährt man bei hoher Geschwindigkeit einfach durch ein Fahrzeug, Passanten oder andere Objekte. Das Skelett des Hauptcharakters zeigt sich des Öfteren und Passanten und andere Fahrzeuge verschwinden oft grundlos und tauchen plötzlich wieder auf. Einige Missionen scheitern daran, dass euer Partner nicht ins Haus kommt, da die Tür vor ihm verschlossen wird. Da dieser aber die nächste Tür öffnen muss, steckt ihr fest. „Checkpoint laden“ ist in Mafia 3 das vermutlich am meisten benötigte Feature und dieses funktioniert wenigstens so, wie es soll.
Die Performance ist ebenfalls alles andere als erfreulich und so lief das Game auf einem Intel Core i5 der vierten Generation und einer RX480 mit 8 Gigabyte bei mittleren Einstellungen flüssig, verzeichnete dennoch regelmäßige Framedrops auf 20fps. Bei hohen Einstellungen kam dies regelmäßig vor obwohl die Grafik vor allem bei Autofahrten nicht auf dem Niveau eines Triple A-Titels im Jahr 2016 ist. Dafür sind die Charaktere grafisch aber absolut gut gelungen.
Fazit
Die Entwickler haben ein unfertiges Game ausgeliefert mit einem Großteils monotonen Gameplay und einer zu 80 Prozent ebenso monotonen Story. Die Atmosphäre im Game sowie das Aussehen der Charaktere haben die Entwickler großartig hinbekommen, jedoch mangelt es an der übrigen Umsetzung. Die Entwickler hätten die Story entweder um einige Missionen verkürzen oder diese wenigstens etwas abwechslungsreicher machen sollen. Das gute Ende rechtfertigt unserer Meinung nach nicht ein ansonsten monotones Gameplay.