Amazon und Google sind schon lange damit beschäftigt, ihre eigenen Dienste mit Hardware zur Heimautomatisierung in die Wohnungen der Kunden zu bringen, um so eine Zentrale zu bilden für alle IoT-Geräte im Haushalt. Microsoft will angeblich auch in diesen Markt einsteigen und arbeitet Gerüchten zufolge bereits an einem Home Hub, worunter bislang ein einfacher Konkurrent von Amazons Echo vermutet worden war. Im Prinzip ein kleiner Lautsprecher mit einem Mikrofon und WLAN-Verbindung, der mittels Sprache bedient werden kann.
Home Hub ist ein Software-Feature
Nun sind einige Details zum Microsoft Home Hub veröffentlicht worden, welche darauf hindeutet, dass die Redmonder wesentlich mehr in Planung haben. Home Hub ist in Wahrheit ein Software-Feature, welches über die kommenden Windows 10-Updates hinweg weiterentwickelt werden soll. Mit dem Windows 10 Creators Update soll es erstmals in das System Einzug halten und erst 2018 mit dem Redstone 4-Update komplett sein.
Microsofts Home Hub soll aber dieselben Funktionen bieten, wie Amazon Echo oder Google Home, jedoch einen großen Vorteil bieten: Ein Display. Es soll vornehmlich auf typischen Wohnzimmer-PCs laufen, beispielsweise All-in-Ones oder 2-in-1-Geräten mit Touch-Display, jedoch könne es prinzipiell auf jeder Windows 10-Maschine laufen. Stift-Unterstützung sei aktuell auch Teil des Plans.
Microsofts Home Hub baut also auf Alexa und Google Home auf, jedoch soll es dieses Konzept erheblich erweitern. Nutzer sollen nicht gezwungen sein, lediglich auf Sprache für die Eingabemethode zu vertrauen, sondern sollen das Display nutzen können, um Infos schnell auf einen Blick abrufen zu können. Home Hub soll gemeinsam genutzte PCs wieder zurückbringen und auch praktischer gestalten. Neue Funktionen zum Teilen, neue Benutzerumgebungen und Schnittstellen sowie eine immer-aktive Cortana werde einen Konkurrenten für Amazon und Google darstellen.
Wie funktioniert Home Hub?
Der traditionelle Windows-Desktop, der von allen Familienmitgliedern gemeinsam verwendet wird, ist seit Jahren nicht mehr in Mode. Stattdessen haben sich persönliche mobile Geräte etabliert, seien es Notebooks, Tablets oder Smartphones. Microsoft hat eingesehen, dass Benutzerkonten einfach nicht mehr zeitgemäß sind und die Redmonder wollen mit Home Hub das Benutzererlebnis erheblich verbessern.
Mit Microsoft Home Hub würden Nutzer einen PC ohne Passwort entsperren können, jedoch gleichzeitig Zugriff auf Daten, Apps, Dokumente und Lesezeichen bieten, welche Nutzer mit der Familie freigegeben haben. Es werde auf den PCs neben den normalen Benutzeraccounts auch einen Familienaccount geben, der permanent aktiv ist. Dieser Account kann sämtliche Inhalte sehen, welche für die Familie freigegeben wurden. Das gilt natürlich auch für Kalender.
Loggt man sich mittels Windows Hello ein, kann ein Mitglied der Familie auf seinen persönlichen Account zugreifen und dort sowohl den privaten Kalender, als auch den Familienkalender abrufen. Sobald sich ein Nutzer ausloggt, werden sämtliche privaten Daten wieder versteckt.
Dieses Benutzererlebnis werde ich auch über Smartphones erstrecken, heißt es und zwar über iOS, Android und Windows 10 Mobile. Anwendungen, die für die Familie vorgesehen sind, können so beispielsweise von Kindern installiert werden, andere hingegen nicht.
Home Hub als virtuelle Kühlschranktür
Ein Teil dieser Home Hub-Software in Windows 10 wird ein Willkommensbildschirm sein, wo ein Wochenkalender, eine Einkaufsliste sowie Notizen angezeigt werden können. Der Heim-PC soll hauptsächlich da sein, wenn man ihn braucht und ansonsten eher im Hintergrund agieren. Die meiste Zeit über soll er tatsächlich nur nebenbei informativ sein, einen an gewisse Dinge erinnern. Dieser PC soll gewisse praktische Aufgaben erledigen können, ohne, dass sich der Nutzer davor hinsetzen und einloggen muss.
Ein wichtiger Bestandteil von Home Hub wird natürlich Cortana sein, welche permanent zuhören würde. Nutzer können damit Erinnerungen speichern, eine Wettervorhersage erfragen, Nachrichten verlesen oder Musik abspielen. Mit Home Hub soll auch Microsofts persönliche Assistentin wachsen und zwar werde sie den Kontext einer Familie verstehen lernen. FamTana, wie sie angeblich intern genannt wird, soll im Gegensatz zu Google Home nicht nur einem Nutzer dienen können.
Home Hub für Heimautomatisierung
Außerdem wird natürlich für Nutzer wichtig sein, wie die eigenen IoT-Geräte (Internet of Things) angesteuert werden können und auch in Sachen „Connected Home“ soll Microsofts Home Hub gut verbunden sein. Beispielsweise sollen Lichter, die Heizung und andere automatisierte Heimelektronik darüber bedienbar sein.
Die Connected Home-App, welche Microsoft plant, werde mit sämtlichen Geräten kommunizieren können, welche OCF und OpenT2T unterstützen, sprich sämtliche aktuellen smarten Heimgeräte. Demnach werde es beispielsweise möglich sein, direkt über Home Hub die Philips Hue-Lichter zu bedienen. Windows 10 werde jedoch auch in der Lage sein, automatisch neue smarte Geräte zu erkennen, sobald diese mit dem Netzwerk verbunden werden.
Home Hub Hardware
Um das beste Benutzererlebnis bieten zu können, wird natürlich auch entsprechende Hardware vorausgesetzt. Es wird erwartet, dass Microsoft seine OEMs jetzt schon dazu anspornt, All-in-Ones zu bauen, welche für Home Hub geeignet sind. Diese sollen Ende 2017 dann auch auf den Markt kommen und sollen sich auch designmäßig am modernen Wohnzimmer orientieren.
Zeitplan und Einschätzung
Mit Redstone 2, sprich dem Creators Update, sollen bereits erste Home Hub-Funktionen in Windows 10 integriert sein, heißt es. Mit Redstone 3 und 4 sollen bereits weitere Funktionen folgen und es wird damit gerechnet, dass die nun beschriebenen Features bis 2018 in das System Einzug halten werden.
Auf so lange Sicht Vorhersagen zu treffen in der Technologiebranche ist jedoch alles andere als leicht. Was wir heute zu glauben wissen, könnte bei Microsofts bereits längst vom Tisch sein. Man muss also damit rechnen, dass sich auch Microsofts Idee von Home Hub im Laufe der Zeit verändern könnte.
Was die aktuellen Informationen betrifft, so ergibt die Geschichte zweifellos einen Sinn. Dass Microsoft den Heim-PC stärken und in den Bereich der Heimautomatisierung einsteigen will, dürfte niemanden wirklich verwundern. Man hat sich damit schließlich auch ordentlich Zeit gelassen. Die Informationen sind zwar sehr ausführlich, wir sind aber noch etwas skeptisch und würden daher nicht jetzt schon in großer Freude ausbrechen. Es ist zweifellos ein vielversprechender Plan, aber es kann sich noch eine Menge ändern.
Was haltet ihr von Home Hub? Würde es für euch, einen Heim-PC interessant machen?
Quelle: WindowsCentral