Hardware

Fitbit Charge 2 Test: Schöner Fitnesstracker mit Genauigkeitsfehlern

Als Windows 10 Mobile-Nutzer hat man aufgrund der schwachen Unterstützung durch die Hersteller nicht recht viele Optionen, wenn es um smarte Begleitgeräte geht, darunter auch Smartwatches oder Fitnesstracker. Garmin, Fitbit und Microsoft bieten Windows 10- und Windows 10 Mobile-Apps an, für das Xiaomi Mi Band gibt es eine inoffizielle App und Runtastic hat weiterhin nur eine Windows Phone 8-App.

App & Ökosystem

Die Fitbit Charge 2 ist nun seit einigen Monaten auf dem Markt und dank einer sehr vorbildlich gepflegten App funktioniert diese auch unter Windows 10- und Windows 10 Mobile. Während sie aufgrund der langsamen Animationen vor allem am Smartphone oftmals etwas langsam ist, funktioniert diese außerordentlich gut und einen Absturz habe ich bislang nicht erlebt. Die Anwendung bietet sehr viele Funktionen, aber sie sind großartig organisiert und die einzelnen Kategorien sind wundervoll gestaltet. Als Nutzer findet man sich leicht zurecht und muss nie lange suchen. Ein besseres Interface für eine Fitness-App haben wir bislang nicht gesehen.

In der Anwendung könnt ihr die gesammelten Daten in einer feinen Übersicht einsehen, beispielsweise die Herzfrequenz im Laufe des Tages, eure Schritte, zurückgelegte Etagen und verbrannte Kalorien. Außerdem wird euer Schlaf analysiert und in einer schönen Übersicht dargestellt. Fitbit will aber mehr sein als ein Dashboard zur Anzeige von Daten, sondern dem Nutzer aktiv dabei helfen, eigene sportliche Ziele zu erreichen, beispielsweise auf das Idealgewicht zu kommen. Entsprechend eurer Größe, des Gewichts und anderen Parametern wird ein Kalorien-Budget errechnet und ihr könnt Lebensmittel eintragen, die ihr täglich zu euch nehmt. Dabei könnt ihr aus einer großen Datenbank an Lebensmitteln wählen, müsst also im Regelfall die Kalorien nicht suchen oder berechnen.

Sämtliche Daten werden nicht lokal am Gerät gespeichert, sodass ihr diese immer dabei habt. Am PC könnt ihr Fibit also auch zur Synchronisierung von Daten mit der Uhr verwenden, sofern Bluetooth vorhanden ist, oder die Daten einfach einsehen, analysieren oder verwalten. Dieselbe App gibt es für Windows 10 Mobile, sodass ihr alles auch von unterwegs erledigen könnt.

Mängel: Keine Benachrichtigungen, kein GPS

So gut die App unter Windows 10 und Windows 10 Mobile auch ist, so viel besser sind die Alternativen für Android und iOS leider. Aufgrund fehlender GATT-Unterstützung in Microsofts Betriebssystem können Daten zwischen dem Smartphone und der Uhr nicht synchronisiert werden. Dazu zählen beispielsweise Benachrichtigungen über Anrufe und SMS sowie GPS-Tracking, das am Smartphone stattfindet. Obwohl man es vor einigen Monaten bereits versprochen hatte, wurde die Funktionalität über den Notification Listener immer noch nicht implementiert. Selbst die inoffizielle App für das Xiaomi Mi Band 2 nutzt diese API schon seit Monaten und hat Smartwatch-Benachrichtigungen mit Windows 10 Mobile ermöglicht. Weshalb Fitbit es nicht schafft, ist uns ein Rätsel. Mit dem Windows 10 Creators Update kommt GATT-Unterstützung dann tatsächlich und spätestens dann gibt es keine Ausreden mehr, weshalb die Funktionalität noch nicht da ist.

Verarbeitung und Design

Nun aber zur Hardware der Fitbit Charge 2, welche einerseits in Band und den Tracker selbst unterschieden werden muss. Das Silikonarmband in der Größe L passt mir beim drittletzten Loch, jedoch habe ich auch recht schmale Handgelenke. Für Frauen bzw. generell Menschen mit dünneren Handgelenken gibt es das Band auch in einer kleineren Anfertigung. Befestigt man die Uhr so, dass bei der Handunterseite noch ein Finger Platz hat, so ist das Silikonband auch recht komfortabel zu tragen. Schnallt man es enger, so ist zwar bei mir das Tracking der Herzfrequenz genauer, aber es ist dabei einfach ungemütlich zu tragen. Das Silikonband selbst sieht aber keineswegs billig aus, dafür sorgt auch die raue Oberfläche, mit der man es versehen hat.

Das Gerät ist sehr schlicht und man muss sagen, durchaus schön. Man kann sich mit der Fibit Charge 2 im Alltag durchaus blicken lassen. Das Gehäuse besteht seitlich aus Aluminium, worauf einfach eine schwarze Glasplatte für das Display gelegt hat. Tatsächlich besteht die Oberfläche des Displays aus einem hartbeschichtetem Kunststoff, den wir im Zuge unseres Tests bei Alltagsverhältnissen nicht zerkratzen konnten. An der Unterseite liegt der Herzfrequenzssensor mit seinen beiden pulsierenden grünen LEDs, der von schwarzem Polykarbonat umfasst ist.

Herzfrequenzmessung

Der wohl wichtigste Kaufgrund für die Fitbit Charge 2 ist allerdings nicht sein feines Äußeres, zentral ist für den Käufer wohl auch nicht unbedingt die App, wenn sie auch vor allem aus Sicht eines Windows-Fans ein echtes Highlight ist. Die meisten Kunden dürften über einen Kauf nachdenken, weil das Gerät einen Herzfrequenzmesser besitzt und man 24-Stunden-Tracking verspricht. Damit kann also der ganze Tag aufgezeichnet werden, sportliche Aktivitäten und sogar der Schlaf. Tatsächlich ist die Fitbit Charge 2 dank dem Sensor ein guter Begleiter für jeden, der sich im neuen Jahr vorgenommen hat, unnötige Pfunde zu verlieren oder einfach generell mehr Sport zu treiben. Das gesamte Ökosystem, also die App, die einstellbaren Ziele und die Erfolge motivieren einen, nicht auf diese Vorsätze zu vergessen.

Die Qualität der Messungen lässt aber etwas zu wünschen übrig. Ich trage die Fitbit Charge 2 etwa wie eine Armbanduhr, jedoch ist sie etwas fester umgeschnallt. Sie ist so befestigt, dass bei der Unterseite meines Arms gerade noch einen Finger durchpasst, aber nicht so locker, dass die Uhr durch rasche Handbewegungen wackeln würde. Bis zu einer Herzfrequenz unter 150 ist das Tracking noch sehr genau und weicht nicht sonderlich von gemessenen Werten mit Hand Grip-Sensoren ab. Wenn es dann aber in höhere Frequenzbereiche geht, kommt die Fitbit Charge 2 einfach nicht mit. Egal, wie viel ich laufe, die Fibit Charge 2 zeigte bei mehreren Trainings maximal eine Herzfrequenz von 150 an obwohl diese bei etwa 180 lag.

Nach einiger Internetrecherche stellte ich fest, dass viele Fitbit-Nutzer sich über dieses Problem beklagt haben und auf Empfehlung einer Fitbit-Mitarbeiterin zog ich das Gerät einige Zentimeter nach oben am Arm. Die Messung war tatsächlich etwas genauer und weichte nicht meist allzu sehr von unseren anderen Testergebnissen ab, zumindest bis zu einer Herzfrequenz von höchstens 160 Schlägen pro Minute. Oftmals unterschätzte das Gerät die tatsächliche Herzfrequenz und für manche Nutzer kann das durchaus gefährlich werden. Die Messung dürfte von Mensch zu Mensch unterschiedlich gut funktionieren, jedoch muss ich sagen, dass die Fitbit Blaze meine Herzfrequenz wesentlich genauer aufzeichnen konnte. Vor allem in anstrengenderen Sequenzen meines Trainings wurden komplett falsche Werte von der Uhr gemessen.

Schrittzähler

Das genaue Gegenteil lässt sich allerdings vom Schrittzähler behaupten, denn dieser war in unserem Test außerordentlich genau. Es kommt nicht allzu häufig zu fehlerhaften Aufzeichnungen, beispielsweise beim Essen oder anderen Handbewegungen.

Akkulaufzeit

Vier bis fünf Tage aktiver Nutzung sind mit der Fitbit Charge 2 tatsächlich möglich, jedoch fand ich es am einfachsten, das Gerät einfach täglich während des Duschens aufzuladen. Das Gerät ist ohnehin nur spritzwassergeschützt und nicht komplett wasserfest, daher würde ich es ohnehin riskieren, den Trecker beim Duschen zu tragen. Währenddessen lädt sich der Akku ausreichend auf, sodass ihr nie wirklich auf die Fitbit Charge 2 verzichten müsst. Bis das Gerät voll ist, müsst ihr es etwa eine Stunde lang laden, wenn das Gerät beinahe komplett leer ist.

Fazit

Für Windows 10 Mobile-Nutzer ist es alles andere als einfach, eine gute Smartwatch zu finden und auch bei Fitnesstrackern hat nicht unbedingt viel Auswahl. Leider wird Windows Phone beispielsweise auch von Branchengrößen wie Polar nicht unterstützt, einzig Garmin, Fitbit und Runtastic bieten offizielle Anwendungen an und sie alle konkurrieren nicht wirklich miteinander. Alternativen zur Fitbit Charge 2 für Windows 10 Mobile sind im selben Preisbereich schwierig zu finden, denn das Microsoft Band 2 ist teurer, genauso wie die meisten Geräte von Garmin.

Eine smarte Uhr, die Schritte recht genau messen und nachts den Schlaf aufzeichnen, ist auch das Xiaomi Mi Band 2 und das kostet mindestens 100 Euro weniger. Sie kann daneben im Gegensatz zur Fitbit Charge 2 auch Benachrichtigungen für Anrufe, SMS und andere Apps anzeigen, aber bietet dafür kein 24-Stunden-Tracking der Herzfrequenz.

Solange Fitbit keine Benachrichtigungen implementiert, ist sie unserer Meinung nach das Geld nicht wert und bietet keinen Mehrwert zu einem herkömmlichen Tracker, der im Normalfall die Herzfrequenz auch wesentlich genauer aufzeichnet. Da die aktuelle Fitbit Blaze dasselbe besser kann und nur etwa 20 Euro teurer ist, sollte man beim Kauf auch diese in Betracht ziehen. Benachrichtigungen sollen laut Fitbit beide Uhren irgendwann noch bekommen, sobald Microsoft GATT-Unterstützung ins System implementiert. Das dürfte aber die Probleme mit der ungenauen Aufzeichnung nicht beheben.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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