Nachdem vor einigen Tagen erste Informationen dazu durchgesickert sind, ist nun der Snapdragon 835 von Qualcomm im Zuge der CES 2017 offiziell angekündigt worden. Für uns ist der neue Chip deshalb so interessant, weil es der erste ARM-Prozessor sein wird, der in der Lage ist, Windows 10-Geräte zu betreiben und x86-Desktop-Programme zu emulieren.
Hardware & Performance
Der neue Octa-Core Prozessor bietet vier neue Kyro 280 Performance-Kerne mit einer Taktrate von 2,45 GHz und vier sparsame Kerne mit maximalen Taktrate von 1,9 GHz. Für die meisten Aufgaben sollten die letzteren vier Prozessorkerne über 80 Prozent der Zeit ausreichen, kündigte Qualcomm an. Die Kyro 280 Performance-Kerne sollten nur bei sehr aufwendigen Games, beispielsweise Virtual Reality, hinzugezogen werden. Für ausreichend Grafikleistung sorgt im Qualcomm Snapdragon 835-SoC ein Adreno 540 Grafikchip, welcher OpenGL ES 3.2, OpenCL 2.0, Vulkan und DirectX 12 unterstützt. Laut Qualcomm kann die neue GPU 60 Mal mehr Farben anzeigen und ist 25 Prozent schneller bei 3D-Rendering als das Modell im Vorgänger. Es gibt zudem Unterstützung für szenenbasiertes Audio, 4K Ultra HD Premium (HDR10) und 10-bit Farben. Der neue Prozessor ist auch kompatibel mit LPDDR4X-Arbeitsspeicher.
Höhere Effizienz, längere Akkulaufzeiten
Mit dem neuesten High-End-Prozessor steigt Qualcomm auf die 10 nm Fertigungstechnologie um, sodass einerseits die Größe der Chips nochmals reduziert, aber die Energieeffizienz und Performance erhöht werden kann. Der Chip ist nun insgesamt 30 Prozent kleiner als der Snapdragon 820, bietet aber eine um 40 Prozent höhere Energieeffizienz und 27 Prozent mehr Leistung. Qualcomm behauptet, dass mithilfe des neuen Chips ein Tag Sprechzeit am Telefon möglich sei, über fünf Tage Musikwiedergabe, über sieben Stunden Wiedergabe von 4K-Video per Stream oder mehr als drei Stunden Videoaufnahme in 4K. Der Snapdragon 835 braucht um 50 Prozent weniger Strom als der Snapdragon 801.
Wichtig in Smartphones ist mittlerweile allerdings nicht nur die Laufzeit, sondern die Möglichkeit, es binnen kürzester Zeit aufzuladen. Der Snapdragon 835-Chip bringt auch eine neue Generation des QuickCharge-Features mit. QuickCharge 4.0 unterstützt USB-C und USB-PD, bietet 20 Prozent schnellere Ladezeiten und 30 Prozent höhere Effizienz im Vergleich zum Vorgänger.
Fokus auf Kamera und Sicherheit
Im Kern arbeitet ein Spectre 180 ISP, der für die Verarbeitung der Bilder verantwortlich ist. Dank 14-bit Dual-ISP kann der neue Snapdragon 835-Prozessor Sensoren mit bis zu 32 Megapixeln unterstützen bzw. zwei Mal 16 Megapixel. Dank eines hybriden Autofokussystems kann der Prozessor zahlreiche Typen der Fokussierung unterstützen. Optischer Zoom, hardwarebeschleunigte Gesichtserkennung und HDR-Video-Aufnahme werden nun ebenfalls unterstützt. Maximal ist 4K-Video mit 30 Bildern pro Sekunde möglich, Videowiedergabe jedoch mit 60 Bildern pro Sekunde.
Außerdem neu im Snapdragon 835-Prozessor ist die Integration der eigenen Sicherheitsplattform Haven. Sie bietet eine sichere Umgebung für Authentifizierung des Nutzers über biometrische Scanner und Device Attestation.
Konnektivität
Als Kernkomponenten des Qualcomm Snapdragon 835 wird vom Chiphersteller die Unterstützung von LTE, Bluetooth 5.0 und optional 802.11ad WLAN genannt. Standardmäßig verbaut ist ein X16 Gigabit-LTE Modem sowie 2×2 802.11ac Wave-2 und 802.11ad Gigabit Wi-Fi, was den Chip zum ersten kommerziellen Prozessor macht mit Gigabit-Konnektivität für zuhause und unterwegs. Dank WLAN 802.11ad können Geschwindigkeiten von bis zu 4,6 Gigabit pro Sekunde erreicht werden, sofern das Netzwerk diese Geschwindigkeiten unterstützt.
Verfügbarkeit
Wer im Jahr 2017 also ein absolutes High-End Smartphone kauft bzw. auf eines der kommenden Windows 10 ARM-Geräte setzt, kann mit guten Akkulaufzeiten, starker Performance und solider Konnektivität rechnen. Das verspricht zumindest Qualcomm und wie gut man es halten kann, das wird die Zukunft zeigen.
Der Snapdragon 835 geht jetzt in Produktion und wird in den ersten kommerziellen Geräten noch in der ersten Hälfte dieses Jahres verbaut sein. Windows 10-Geräte werden ab der zweiten Jahreshälfte erwartet.
Quelle: Qualcomm