Die großen Traditionshersteller Dell, HP, Lenovo und Co. kümmern sich aktuell sehr stark auf den High-End Markt ab 800 Euro. Wirklich viel Programm gibt es aber im Preisbereich zwischen 250 und 700 Euro nicht mehr, war dies doch einst der Butter und Brot-Bereich aller Hersteller. Mit diesen Kategorien machte man das Geld, Premium-Devices zählten zur Ausnahme, schließlich war dieses Segment Apple-Territorium. Man hat sich nun aber dort erfolgreich zur Wehr gesetzt und mit Convertible-Notebooks eine neue Kategorie definiert, die Apple bislang nicht bedienen kann. Entsprechend ist aber auch die Nachfrage nach diesen neuen Funktionen im Preisbereich unter 800 Euro gestiegen und bislang können die Hersteller damit nicht aufwarten.
Alternativen bauen lediglich China-Hersteller und das seit Monaten. Ein solches Gerät haben wir uns aus China bestellt und wollten es über die kommenden Wochen testen. Direkt vorab sei gesagt: Das Voyo VBook V3 ist defekt.
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Gerät ist defekt: Die dunkle Seite des China-Imports
Tatsächlich konnten wir es nur vier Tage lang nutzen bevor das Display den Geist aufgab. Das Notebook kann aufgeladen und eingeschaltet werden, jedoch nicht das Display. Dieses bleibt permanent schwarz und ist offensichtlich defekt.
Es dürfte damit zusammenhängen, dass das Kabel zwischen Mainboard und Display die Strapazen des 360-Grad-Scharniers einfach nicht standhält und womöglich sogar beim Versand bzw. der Verzollung beschädigt wurde.
Solche Fehler kommen vor, nicht nur bei China-Geräten. Vor Produktionsfehlern ist kein Hersteller gefeit, weswegen das zumindest in Einzelfällen wirklich kein Urteil über die Qualität erlaubt. Bei Microsoft gibt es die, aber auch bei Acer, Lenovo und Co.
Wichtig ist dann aber, wie die Hersteller und Händler damit umgehen. Im Onlinehandel ist es innerhalb von 14 Tagen kein Problem, denn ihr könnt das Gerät einfach retournieren. Im Handel gibt es grundsätzlich eine Gewährleistung, die ihr in den ersten 6 Monaten beanspruchen könnt und daraufhin eine Garantie, wo solche Fehler in den meisten Fällen behoben werden.
Wer aus China bestellt, der kann sich auf solche Dinge nicht verlassen. Es gibt nicht wirklich eine Möglichkeit, Gearbest zur Verantwortung zu ziehen und die Garantie vom Hersteller kann man genauso vergessen.
Was hilft, ist einerseits den Support von Gearbest zu kontaktieren, andererseits natürlich den Zahlungsanbieter. Üblicherweise ist der Support von Gearbest sehr entgegenkommend, sollte jedoch etwas schiefgehen, seid ihr durch eine Zahlung über PayPal abgesichert. Bis zu 180 Tage nach dem Kauf könnt ihr den Käuferschutz nutzen und sofern ihr dort erklärt, dass das Gerät defekt ist und diesen Umstand entsprechend dokumentiert, beispielsweise durch ein YouTube-Video, könnt ihr damit rechnen, euer Geld auch zurückzubekommen. Unserer Erfahrung nach ist PayPal sogar schneller bei der Arbeit als so mancher Support deutscher Hersteller.
Wir möchten hiermit allerdings auch auf die Gefahren, des China-Imports hinweisen. Die Geräte müssen nicht immer funktionieren und ihr müsst dafür sorgen, dass ihr in dem Fall ausreichend geschützt seid, sodass ihr euer Geld nicht aus dem Fenster werft.
Dennoch möchten wir euch unseren ersten Eindruck vom Voyo Vbook V3 nicht vorenthalten, denn trotz des Problems, welches erst nach einigen Tagen auftrat, konnten wir uns einige Zeit mit dem Gerät beschäftigen.
Verarbeitung und Design
Für ein 13-Zoll Notebook ist das Voyo Vbook V3 sehr groß und es zählt von der Fläche sicherlich zu den größten aktuellen 13-Zoll Laptops auf dem Markt. Grund dafür ist der ziemlich breite Rand rund um das Display, wo unten auch ein kapazitiver Windows-Button Platz findet. Es ist nur wenige Millimeter kürzer als ein normales 14-Zoll Gerät und nur etwas mehr als einen Zentimeter weniger breit. Es ist also definitiv kein Dell XPS 13 2-in-1.
Beim Design ließ man sich zweifellos vom Lenovo Yoga 2 Pro inspirieren, eines jener Geräte, die den Convertible-Notebook-Trend mit ausgelöst haben. Das Scharnier ist ähnlich, die Seiten ebenfalls schwarz und die Ober- und Unterseite ist in einem grellen Orange gehalten. Selbst farblich wollte man sich also nicht allzu weit von Lenovo entfernen, aber es gibt eine dezentere graue Variante. Die orange Oberfläche ist in ein Soft-Touch-Material gefüllt, das übrige Notebook besteht aus hartem Polykarbonat. Dabei kommt auch nicht die billigste Sorte des Kunststoffs zum Einsatz und so ist es durchaus hochwertig verbaut für seinen Preis. Die Spaltmaße gehen völlig in Ordnung, es klappert nicht und allzu leicht lässt es sich an keiner Stelle eindrücken. Passt also völlig!
Betrachtet man nur den unteren Teil des Notebooks, so wird auffallen, dass das Voyo Vbook V3 auch nicht wirklich dick ist. Der USB 3.0-Port passt noch recht locker rein, auch HDMI wäre möglich gewesen, aber ein Ethernet-Port wäre schwierig gewesen. Dennoch ist das Gerät insgesamt nicht sonderlich dünn und leicht, denn die Displayeinheit ist per Augenmaß nur etwa halb so dick wie die Tastatureinheit! Ich habe seit langem kein Notebook gesehen, bei dem Das Display selbst dicker ist als einige Millimeter.
Für ein kompaktes Notebook ist es sehr schwer, aber das Gewicht geht unserer Meinung nach gerade noch in Ordnung.
Display
Für ein 320 Euro-Gerät kann sich die gesamte Hardware sehen lassen, aber besonders das Display kann unserer Meinung nach beeindrucken. Es handelt sich um ein solides IPS-Panel mit guten Blickwinkeln, welches erfreulicherweise auch mit FullHD auflöst. Unserer Meinung nach sollte FullHD bei Geräten unter 500 Euro zum Standard gehören, denn erst darauf ist Produktivität wirklich möglich.
Die Helligkeit ist in Ordnung und reicht aus, wenn man das Gerät vor einem Fenster verwenden will. Draußen bei Sonnenlicht wird es schwierig, aber das ist typisch für Touch-Geräte. Die Oberfläche wirkt leicht entspiegelt, sodass sie Licht etwas weniger spiegelt als mein Spectre x360 oder ein Surface Pro 3.
Das Highlight des Voyo Vbook V3 ist allerdings tatsächlich der integrierte Digitizer und der mitgelieferte Stift. Dieser muss aufgeladen werden, jedoch haben wir bislang nicht testen können, wie lange eine Ladung hält. Er erlaubt das Schreiben auf dem Display, unterstützt auch Palm Rejection, also die Erkennung, ob die Handfläche auf dem Display ist, jedoch ist er nicht druckempfindlich. Wenn man den Stift beim Schreiben kurz vom Display entfernt, schriebt dieser für einen Moment weiter und man unter Umständen noch eine zusätzliche Linie. Das ist störend, aber dass es für 320 Euro überhaupt einen Stift gibt, ist bereits erfreulich.
Tastatur und Touchpad
Ein großes Manko bei den China-Geräten sind im Regelfall die Eingabegeräte, wo die Hersteller gutes Geld sparen können, indem sie die Komponenten nicht von den „Mainstream“-OEMs einkaufen.
Entsprechend schwach sind vor allem die Touchpads der Geräte und das Voyo Vbook V3 ist da keine große Ausnahme. Während es bei schnelleren Bewegungen durchaus gut reagiert und auch Scrollen sehr zuverlässig funktioniert, hat man gelegentlich bei kleineren Icons Probleme, diese zu erreichen und die neuen Windows 10-Gesten werden überhaupt nicht unterstützt. Interessanterweise ist es auch bei diesem Gerät so, dass das Touchpad während des Tippens auf der Tastatur nicht deaktiviert ist, daher unabsichtliche Berührungen durchaus möglich sind, sodass man dabei die Zeile wechseln kann. Beim Voyo Vbook V3 kommt dies aber wesentlich seltener vor als beim Trekstor SurfBook W1, da das Touchpad einfach anders positioniert ist.
Daher ist es also durchaus für längere Arbeiten geeignet und die Tastatur ist zwar nicht sehr hochwertig verarbeitet, reicht aber durchaus aus. Den Samsung Galaxy A5 (2016)-Artikel konnte ich darauf wirklich problemlos schreiben. Für längeres Arbeiten also durchaus gut, solange man nur einfachere Aufgaben mit Word, Excel oder im Browser erledigt. Fotobearbeitung ist zumindest mit dem Touchpad etwas schwierig.
Performance & Akkulaufzeit
Der lüfterlose Intel Pentium N4200 der aktuellen Apollo Lake-Generation konnte im Test durchaus überzeugen, wenn auch nicht die Möglichkeit bestanden hat, Spiele oder leistungshungrigere Anwendungen zu testen. Microsoft Edge und andere Apps waren grundsätzlich sehr schnell, wenn auch der Browser bei aufwendigeren Seiten durchaus langsam wurde. Unsere Wahl war auf dem Voyo VBook V3 daher Opera, der eine sehr gute Performance bot. Generell war es im Alltag für grundlegende Anwendung durchaus schnell und es reichte für sämtliche Browser-Aufgaben problemlos aus, die ich erledigen wollte.
Dasselbe gilt für die Akkulaufzeit, welche wir mangels ausreichend Testzeit ebenfalls nicht wirklich ausprobieren konnten. Durchschnittlich kamen wir bei einfacheren Aufgaben, wie dem Surfen im Internet, auf etwa 6 bis maximal 7 Stunden. Wir arbeiteten dabei mit Opera auf mittlerer bis niedriger Helligkeit.
Vorläufiges Fazit: Schade drum!
Es gibt Geräte, vor allem aus China, die anfangs sehr vielversprechend wirken und sich dann während der Nutzung als Flop herausstellen. Dazu zählte beispielsweise das Trekstor SurfBook W1. Obwohl unser Modell des Voyo VBook V3 kaputtgegangen ist, fällt es mir schwer, das hier zu behaupten.
Denn während der Zeit, in der ich es tatsächlich nutzen konnte, hatte ich wenige Probleme damit und für den Preis hat es mir durchaus gut gefallen. Solange es also funktioniert, ist es ein gutes Gerät, das ich definitiv weiterempfehlen kann. Im Internet finden sich keine weitere Berichte von defekten Geräten, sodass ich an dieser Stelle von einem Einzelfall ausgehen will. Dennoch will und kann ich keine Kaufempfehlung abgeben, solange das einzige von uns getestete Gerät kaputt ist und erst, wenn es ein funktionstüchtiges Modell gibt, kann ich auch eine Bewertung abgeben. Wüsste ich aber, dass ich ein funktionierendes Voyo Vbook V3 bekomme, würde ich es nochmals kaufen.
Schlusswort: Alternativen fehlen
Wir stünden allerdings gar nicht vor der Problematik, ein Gerät aus China importieren zu müssen, wenn es in Deutschland so viel Convertible-Notebook-Hardware für den Preis zu kaufen gäbe. Gibt es aber nicht.
Das HP Pavilion x360 wird beispielsweise in den sinnvollen Einsteiger-Konfigurationen mit Pentium- oder Core i3-Prozessoren, 4 Gigabyte Arbeitsspeicher und FullHD-Display hierzulande gar nicht angeboten, sondern einzig und allein mit Intel Core i5 Kaby Lake und 8 Gigabyte Arbeitsspeicher, sodass es in einem Preisbereich von über 600 Euro kommt. Nicht jeder Nutzer braucht diese Leistung oder kann oder will es sich leisten, so viel für ein Notebook auszugeben. Wer ein 13-Zoll Convertible-Notebook für wenig Geld sucht, bekommt entweder das in Hellblau sehr hässliche Acer Spin 1 13 für minimal 499 Euro, das zwar ein FullHD-Touch-Display mitbringt, aber doch sehr mittelmäßig ausgestattet ist mit einem Intel Pentium-Prozessor, 4 Gigabyte Arbeitsspeicher und einer 128 Gigabyte großen SSD. Zudem hat es gar keine Stiftunterstützung und ist hellblau.
Es eröffnet sich hier ein Markt, den Hersteller viel zu wenig Beachtung schenken und das ist ein großer Fehler. War es einst genau dieses Segment, in dem die Windows-Hersteller ihr Geld verdient, so konzentriert man sich mittlerweile nur noch auf den High-End Markt.