Microsoft lässt die eigene mobile Plattform schon seit Ende 2015 sehr langsam ausbluten – sehr zur Enttäuschung der eigenen Fans, welche der Plattform über Jahre treu gewesen sind. Es kommen kaum neue Geräte auf den Markt, was Microsoft auch aktiv zu verhindern versucht, ältere, aber immer noch ausreichend leistungsfähige Geräte werden nicht weiter versorgt und das Upgrade auf Windows 10 Mobile wird Nutzern verwehrt.
Microsoft torpediert Windows 10 Mobile mit allen Mitteln.
Was steckt dahinter?
Das kann Teil eines Plans sein, aber auch Resignation. Während enttäuschte Nutzer wohl auf Letzteres tippen würden, ist das nicht sehr wahrscheinlich, vor allem in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen. Wir haben nochmals aktiv zurückgeblickt, um zu sehen, wie es um die Zukunft von Windows 10 auf mobilen Geräten steht.
Was sagt Microsoft selbst?
Wirklich konkrete Aussagen gibt es selbst von Microsoft zu dem Thema nicht. In der Vergangenheit wurde zwar versichert, dass man Windows 10 Mobile nicht aufgeben werde und während man dies noch nicht angekündigt hat, deuten die Taten des Unternehmens auf das Gegenteil hin. Im Juli 2015 hat Microsoft-Chef Satya Nadella größere Änderungen angekündigt, was die eigene mobile Strategie betrifft.
Auf lange Sicht werden Microsoft-Geräte für Innovationen stehen, neue Gerätekategorien kreieren und für das Windows-Ökosystem die Möglichkeit bieten, sich noch breiter aufzustellen. Die Neuerfindung wird vor allem die Mobilität des Benutzererlebnisses betreffen über die gesamte Gerätefamilie, auch Smartphones.
– Satya Nadella
Lasst mich dazu sehr klar sagen: Wir fühlen uns verpflichtet, Windows 10 auf mobilen Geräten mit ARM-Prozessoren anzubieten. Wir arbeiten aktuell an der nächsten Generation unserer Produkte.
Die Mobilität des Windows 10-Benutzererlebnisses bleibt kern unserer More Personal Computing-Ambitionen.
– Terry Myerson, April 2016
Was sagen die Fakten?
Viel schlauer wird man nicht, wenn man die Faktenlage betrachtet. Microsoft torpediert Windows 10 Mobile schon seit Monaten durch Entscheidungen, welche die Fans schlichtweg nicht nachvollziehen können. Windows 10 Mobile ist nicht mehr Teil des rs_prerelease-Entwicklungszweigs von Microsofts Windows-Team. Ein echtes Redstone 3-Update werde es für Windows 10 Mobile also nicht geben, sondern ein feature2-Update, welches die Plattform „in Rente“ schicken soll. Das schmerzt langjährige Windows Phone-Nutzer sehr und ob die Fanbase dies verzeihen wird, kann nur die Zukunft zeigen.
Gleichzeitig scheint Microsoft an diesem Versprechen, die Mobilität des Windows-Ökosystems ins Zentrum zu stellen, im Hintergrund langsam weiterzuarbeiten. Man wird das Gefühl nicht los, dass weiterhin etwas geplant ist, Microsoft aber nicht zu früh damit an die Öffentlichkeit will, um keine falschen Hoffnungen zu wecken.
Ein Versprechen hat Microsoft aber bereits gemacht und zwar wird man Windows 10 auf ARM-Prozessoren bringen, erneut. Diesmal allerdings das volle Desktop-System samt Kompatibilität zu traditionellen x86-Desktop-Programmen. Dieses System wird auf Hardware laufen, die von einem Snapdragon 835-SoC, der in neuen High-End Smartphones verbaut wird. Vorerst dürften Tablets und Convertibles mit den neuen Prozessoren erscheinen, doch es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein bis auch kleinere Tablets bis hin zu Smartphones versorgt werden.
Microsofts Windows-Chef Terry Myerson gab im Dezember 2016 bekannt, dass Windows 10 für ARM für Geräte ab 6-Zoll geplant ist. Ein HP Elite x3 mit Snapdragon 835 wäre demnach ausrüstbar mit vollem Windows 10. Die Grenze zwischen Smartphone und Desktop solle verschwimmen, ließ der Microsoft-Manager wissen.
Was sagen die Gerüchte?
Genau das. Microsoft soll laut Insidern an der Composable Shell, kurz CShell, arbeiten, welche das Interface von Desktop, Smartphone und Fernseher in einem System vereint. Das wird, so das Gerücht, das Windows 10 Mobile-Interface als Modus in Windows 10 integrieren, so wie der Tablet-Modus derzeit ein Teil des Desktop-Systems ist. Microsoft soll mit Redstone 3 damit beginnen, an dieser Zusammenführung der Plattformen zu arbeiten und angeblich sogar mit dem mobilen System und nicht der Xbox starten. Man hat bereits mit dem OneCore den Kern aller Systeme zusammengeführt. Der nächste Schritt wäre das Interface.
Windows 10 Mobile wird ab Redstone 3 nicht mehr sein, so scheint es zumindest jetzt. Der Nachfolger wird Windows 10 sein, ein System, für alle Endgeräte und Formfaktoren.
Nachlese: Keine Endzeitstimmung notwendig
Unsere Meinung zu dem Thema ist jene, dass Microsoft das Überleben von Windows 10 ohne Präsenz am mobilen Markt nicht sichern kann. Wenn Windows langfristig relevant bleiben soll, muss der PC zum Smartphone werden. Dank der technischen Entwicklung ist das schon heute möglich und Microsoft muss nur noch die Software entsprechend anpassen.