Eine der momentan interessantesten Patentstreitigkeiten ist jene zwischen Apple und Qualcomm. Anfang dieses Jahres verklagte Apple den Chiphersteller über eine Milliarde US-Dollar, welche Qualcomm angeblich nicht zahlen wollte, weil Apple laut Qualcomm falsche Angaben gegenüber südkoreanischen Behörden gemacht hatte, welche Qualcomm daraufhin abgestraft hatten.
Das Kartellamt in Südkorea kam nämlich zum Schluss, Qualcomm würde wichtige Patente nicht fair an andere Hersteller lizenzieren. Apple sieht das genauso, denn Qualcomm würde seinen Prozessor-Kunden Rabatte auf andere Patente anbieten und da Apple nicht dazugehört, zahle der Konzern fünf Mal mehr als andere Unternehmen.
Qualcomm fordert iPhone-Verkaufsverbot
Qualcomm ließ sich die Vorwürfe natürlich nicht gefallen und verklagte Apple direkt mehrfach, womit man zumindest Intel ins Spiel gebracht hatte.
iPhone 7 ist nicht gleich iPhone 7
Apple verbaut in iPhone 7-Modellen nämlich zwei unterschiedliche LTE-Chips. Der Chip von Qualcomm bietet eine weitaus bessere Performance und ermöglicht höhere Download- und Upload-Geschwindigkeiten. Um beide Modelle gleich zu halten, drosselt Apple aber die Performance des Qualcomm-Chips. Dennoch bieten die Qualcomm-iPhones eine etwas bessere LTE-Performance.
Apple hat es Qualcomm untersagt, über diesen Unterschied zu den Intel-Chips zu sprechen, was dem Unternehmen natürlich nicht passt. Qualcomm ist der Meinung, dass die eigene Technologie mehr wert ist als jene von Intel und fordert auch von Apple einen fairen Preis dafür.
iPhone-Verkaufsverbot
Zudem wollte Qualcomm über ein weiteres Gerichtsverfahren Druck auf Apple ausüben, indem man sechs Patente gefunden hat, gegen die Apple mit dem iPhone 7 verstößt. Es handelt sich um Technologien, welche die Performance sowie die Akkulaufzeit verbessern sollen und um Patente von Qualcomm. Dafür habe man von Apple bisher keine Lizenzgebühren erhalten und fordert deshalb direkt, den Verkauf von iPhones zu stoppen.
Intel, Microsoft und Google auf Seiten Apples
Dass Intel sich selbstverständlich hinter Apple stellen wird, dürfte von Anfang an klar gewesen sein. Qualcomm hat die eigenen Produkte angegriffen und dagegen wehrt man sich. In einem Statement behauptet Intel, der einzige verbleibende Konkurrent von Qualcomm im Modem-Markt zu sein und dass Qualcomm mit dem Verkaufsverbot von iPhones diese Konkurrenz beiseite schaffen könnte.
Intel ist allerdings nicht aufgrund der Qualität der eigenen Produkte im iPhone vertreten, schließlich ist man Qualcomm da weit unterlegen, sondern wahrscheinlich nur als Druckmittel, um die Preise zu senken.
Interessanter ist allerdings die Beteiligung von Microsoft und Google in diesem Fall, die nämlich selbst langjährige Partner von Qualcomm und Konkurrenten von Apple sind. Die Erhältlichkeit des iPhones und anderer Smartphones zu fairen Preisen sei gefährdet. Qualcomm würde so das eigene Monopol vergrößern und könne weiteren Druck auf Apple ausüben, heißt es von Intel, Microsoft, Amazon, Samsung, Facebook und Google.
Unterdessen droht Intel Microsoft und Qualcomm mit einer Klage, weil man das eigene Monopol im Desktop-Bereich wegen Windows 10 ARM gefährdet sieht.
Quelle: Reuters