Oftmals muss man sich die berechtigte Frage stellen, ob denn der Windows Store tatsächlich ein geschlossener Ort ist. In der ersten Jahreshälfte von 2016 begann Microsoft mit der eigenen „Qualitätsoffensive“ für den Window Store, doch allzu lange schien diese nicht anzuhalten und heute wirkt sie nur mehr wie ein Lippenbekenntnis.
Piraterie, die Erste
Vor einigen Jahren hatte Microsoft bereits ein Problem mit Piraterie, nämlich schon zu Windows Phone-Zeiten. Damals gab es den Trend, dass Spieler häufig eine kostenpflichtige App aus dem Windows Store luden und diese einfach als neue App in den Windows Store stellten. Diese Anwendungen, meist Spiele, passierten problemlos die Zertifizierung und Kontrolle durch Microsoft, woraufhin sie kostenlos im Windows Store zu haben waren. Für Entwickler, die sich die Mühe gemacht haben, eine gute App in den ohnehin stark unterbesetzten Store zu stellen und es gewagt haben eine Cent dafür zu verlangen, war das eine sehr unerfreuliche Situation, da die Anwendungen oftmals auch mehrere Wochen gelistet blieben.
Qualität der Apps
In den Jahren darauf hatte Microsoft vor allem am PC große Probleme mit Apps von niedriger Qualität. Unzählige „Word-Viewer“ befinden sich im Store, Fake-Apps, die oftmals bekannte Namen fehlender Anwendungen hatten, zum Beispiel „Snapchat“, dann allerdings höchstens eine Anleitung enthielten oder gar nur einen Wikipedia-Eintrag. Diese zum Großteil wertlosen Anwendungen kosteten meist etwas und sollten auf diese Art und Weise nur den Nutzer um sein Geld prellen.
Das Problem hatten wir in vorherigen Artikeln bereits mit scharfen Worten kritisiert und die Situation hat sich zumindest etwas gebessert. Es gibt tatsächlich weniger Fake-Apps im Store, doch auch nicht so wenige, dass Microsoft sich damit rühmen könnte. Viele Apps sind nach Baukastenprinzip zusammengezimmert und wurden irgendwie in den Store geschleust, um dort für den Ersteller unwissende Kunden zu prellen. Bei mehr als 400.000.000 Windows 10-Nutzern hat Microsoft eine Verantwortung dafür, dass kein Schrott in den Store kommt, doch diese scheint man nicht wirklich erst zu nehmen.
Die Suche
Das größte Problem des Windows Stores sind allerdings nicht die schlechten Apps, denn diese gibt es im Google PlayStore auch. Es ist die Art, wie und wann die Apps dem Nutzer präsentiert werden. Wenn man im Windows Store nach einer App sucht, dann findet man entweder nicht das, wonach man sucht oder zusätzlich unzählige wertlose Optionen. Viel zu oft kramt der Windows Store einige „Apps“ heraus, die eigentlich in den Tiefen eines solchen App Stores verschwinden sollten und nur dann zum Vorschein kommen sollen, wenn man ganz bewusst nach den wertlosesten Anwendungen im Store sucht. Doch der Windows Store stellt sie ins Rampenlicht.
Suchen wir am Desktop unter Apps beispielsweise nach Excel, wie wir es im oberen Screenshot gemacht haben. Wir finden OneDrive, Office Online und Office holen sowie irgendwann Power BI von Microsoft. Alle anderen Apps haben nichts mit Microsoft zu tun, teilweise überhaupt nichts mit Excel, doch was fehlt? Genau: Excel. Weder Excel Mobile, noch die Desktop-Programme werden bei der Suche nach den Apps angezeigt. Weshalb? Wir suchen falsch. Unter „erhältlich für“ müssen wir nämlich „Mobile“ auswählen, obwohl es Excel Mobile auch für den PC gibt. Benutzerfreundlich geht jedenfalls anders.
Piraterie, die Zweite
Was ist der beste Ort, um Game of Thrones oder viele andere Serien und Filme kostenlos zu streamen? Der Windows Store. Sucht man nach kostenlosen Filmen oder Serien findet man unzählige Apps, die genau das gestatten. Teilweise sind es sogar exakt dieselben Apps, wo lediglich die Farbe der Schrift im Logo verändert wurde. Es ist eine derart große Menge solcher Apps im Windows Store zu finden, dass es höchst verwunderlich ist, dass es niemandem aufgefallen ist. Wie kann das sein?
Üblicherweise sind die Vertreter der Musik- und Filmbranche sehr schnell, wenn es um die Blockade von Webseiten geht, die möglicherweise Piraterie fördern. Ist der Windows Store für sie denn völlig irrelevant?
Schlusswort: Der Windows Store als sicherer Ort
Doch vor allem für Microsoft ist die Verfügbarkeit derartiger Apps im Windows Store ein großer Schaden, denn während das Unternehmen auf der einen Seite gegenüber Entwicklern und Endkunden versucht, den Store als sicheren Bezugsort für Apps zu vermarkten, lässt man auf der anderen Seite Anwendungen hinein, die genau das Gegenteil verursachen. Microsoft hat in der Vergangenheit gezeigt, dass man den Store aufräumen kann und es ist wieder einmal Zeit dafür.