Microsoft hat mit Windows Phone 7 das Metro-Design eingeführt, welches zumindest im digitalen Raum das Flat Design begründet hat. Als Flat Design werden Elemente bezeichnet, welche auf eine sehr einfache, „flache“ Art und Weise von der Realität nachgebildet sind und nicht fotorealistisch oder skeuomorphistisch.
Bis Windows Phone 7 fand das Flat Design im digitalen Bereich kaum Anwendung. Apple nutzte damals für das Design der eigenen Anwendungen vor allem fotorealistische Elemente, welche Oberflächen und Texturen aus der Realität übernahmen. Microsofts Ansatz im Jahr 2011 unterschied sich grundlegend von allem, was in Sachen Software bis dato gemacht wurde. Mit Windows 8 brachte man das Metro Design, welches das Flat Design zur Grundlage hatte, auch in das Desktop-Betriebssystem und die Beliebtheit der neuen Oberfläche war bekanntlich nicht besonders groß.
Immer wieder wurden Gründe dafür gesucht und hauptverantwortlich dürfte die Tatsache sein, dass Windows 8 eine derart drastische Abkehr von Windows 7 brachte, dass sie Nutzer einfach nicht nachvollziehen konnten. Die Wissenschaft hat allerdings die Unterschiede zwischen „normalem“ und dem Flat Design untersucht und kam zu einem sehr interessanten Ergebnis.
Laut einer Studie der Normal Nielsen Gruppe macht es das Flat Design schwerer für Nutzer, gewisse Aufgaben zu erledigen, wenn sie mit dem Interface nicht vertraut sind. Für die Studie wurden Webseiten im normalen und im Flat Design angefertigt, welche sich bis auf die Oberfläche der Bedienelemente nicht unterscheiden. Buttons waren im normalen Design hervorgehoben, von einander getrennt und mit 3D-Effekten verziert, während sie im Flat Design nur eingefärbt und sonst lediglich aus Text bestanden, wie es für diese Designsprache typisch ist.
Man fand heraus, dass Nutzer beim Flat Design durchschnittlich 22 Prozent länger brauchten, um eine Aufgabe zu erledigen und 25 Prozent mehr Elemente betrachteten. Sie mussten genauer suchen, um erkennen zu können, welche Elemente klickbar sind und welche nicht. Sie hatten auch weniger Vertrauen in ihre Entscheidung, wenn sie die Elemente gefunden hatten, um tatsächlich darauf zu klicken. Auf der Wärmekarte ist klar ersichtlich, dass die Nutzer der Flat Design-Seite rechts sogar die Fußzeile der Seite nach möglichen Navigationselementen durchkämmen, während beim normalen Design dafür keine Notwendigkeit bestand. Die Nutzer waren auf den wichtigen Teil der Seite fokussiert.
Bei Windows 10 zeigt sich dies weiterhin bei einigen Elementen, wo Nutzer schlichtweg nicht sicher sind, ob sie darauf klicken können oder nicht. Sie erkennen häufig keine „Klickbarkeit“ und entdecken dadurch keine neuen Funktionen. Beispielsweise liefern die Buchstaben in der App-Liste kaum Anreiz, darauf zu klicken, obwohl dadurch das Auffinden von Apps wesentlich einfacher gestaltet wird. Es deutet sich allerdings an, dass Microsoft ohnehin etwas Abstand nimmt vom flachen Design mit dem neuen Fluent Design System. Dieses bringt vor allem ein wichtiges normales Designelement zurück und zwar die Tiefe, womit Nutzern gezeigt wird, was eine höhere Bedeutung hat als reiner Text.
Quelle: Normal Nielsen / via mspu