Hardware

ASUS NovaGo mit Windows 10 ARM – Erster Eindruck, Performance und Infos zu 64-bit

mit Bildern von Mario Pampel – Postproduction.

Während des Microsoft Device Day in Wien konnten wir uns einen ersten Eindruck vom wahrscheinlich ersten Always Connected PC machen, welcher in Deutschland und Österreich auf den Markt kommen wird.

Beim ASUS NovaGo handelt es sich um ein Qualcomm Snapdragon 835-betriebenes 13,3-Zoll Convertible-Notebook. Es verfügt über eine LTE-Verbindung, wird mit Windows 10 im S-Modus ausgeliefert und soll laut dem Hersteller eine Akkulaufzeit von bis zu 22 Stunden bieten.

Etwas mehr Klarheit zu 64-bit Anwendungen

Windows 10 ARM unterstützt die Emulation von x86-Anwendungen, bei denen es sich hauptsächlich um klassische Desktop-Programme handelt. Noch ist die Universal Windows Plattform einfach nicht genug ausgereift, um Desktop-Programme vollständig ersetzen zu können und zudem setzen viele Unternehmen nicht auf die neue Plattform. Hierzu zählen so gut wie alle Programme, die man aus dem Internet herunterladen kann, wie zum Beispiel Chrome, Firefox, Photoshop, WinRAR und viele mehr. Aber auch im Microsoft Store in Windows 10 finden sich mittlerweile viele Desktop-Programme, darunter Spotify, Krita, Notepad++, WhatsApp Desktop oder Office 365-Suite.

Diese Anwendungen können unter Windows 10 ARM emuliert werden und viele davon sind in der alltäglichen Nutzung vieler Anwender unverzichtbar. Unklar ist allerdings, wie weit diese Unterstützung reicht. Qualcomm ließ während der CES 2018 in Las Vegas verlauten, dass auch 64-bit Programme laufen werden. Wenig später hat Microsoft eine offizielle Liste der Einschränkungen von Windows 10 ARM veröffentlicht und darunter fand sich auch, dass keine 64-bit Programme laufen werden.

Wie sich nun herausstellt, ist beides ein wenig falsch. Windows 10 Pro auf den Geräten ist 64-bit basiert. ASUS hat uns zudem erklärt, dass 64-bit Programme zwar grundsätzlich laufen, es allerdings aufgrund der Inkompatibilität zu ARM64-Treibern in gewissen Anwendungen zu Problemen kommen kann. Wenn ein 64-bit Programm also auf Treiber zugreift, die auf der 64-bit Architektur basieren, werden sie nicht lauffähig sein. Ausprobieren konnten wir das während der Messe nicht, da man uns die Installation höflich untersagte. Man muss allerdings auch die Frage stellen, ob denn tatsächlich 64-bit Programme aktuell auf einem ultradünnen Notebook für unterwegs benötigt werden. Zum Arbeiten unterwegs reichen Chrome, Office und einige kleinere Desktop-Programme wie Zenkit in der Regel aus.

Performance

Was wir hingegen kurz austesten konnten, war die Performance des ASUS NovaGo in der Konfiguration mit 4 Gigabyte RAM und 128 Gigabyte SSD. Natürlich konnten wir keinen üblichen Alltagstest durchführen mit 20 geöffnet Chrome-Tabs und Multitasking, jedoch haben wir unser Bestes gegeben, um zumindest einige Richtwerte anbieten zu können.

Wir starteten nämlich einfach Word 2016 und Excel 2016 auf den Geräten und haben schlichtweg die Startzeit gemessen: In 5,12 Sekunden startet Word, während Excel auf 6,29 Sekunden kommt. Zum Vergleich: Auf einem Notebook mit einem Intel Core i5-7200U startet Word in unter 2 Sekunden und Excel braucht ebenso lange. Von den Startzeiten dieser Programme ist es fühlbar langsamer, allerdings nicht wirklich bei der normalen Bedienung. Die Einstellungen von Windows 10, Edge, der Store, die Systemsteuerung und der Geräte Manager starten praktisch sofort. Man hat nicht den Eindruck, dass es von alltäglichen Aufgaben allzu schnell überwältigt werden kann.

Von einem derart kurzen ersten Eindruck kann man natürlich nur wenig sagen und um eine längere Nutzung bei realistischen Bedingungen werden wir nicht herumkommen.

Design und Verarbeitung – Alles Camouflage

Äußerlich wirkt das ASUS NovaGo wie ein ganz normales Zenbook des Herstellers. Es ist schlank, leicht und in ein solides Metallgehäuse gehüllt. Das Scharnier lässt sich sehr flüssig um 360-Grad drehen und das Display steht beim Tippen stabil.

ASUS nutzt die Möglichkeiten von Windows 10 ARM sehr klug. So ein Snapdragon 835-Mainboard ist deutlich kleiner als eine Platine mit Intel-Chip und benötigt zudem deutlich weniger Kühlung. Für manchen PC-Bauer wäre das Grund genug, um ein Gerät zu bauen, das so dünn ist wie eine SD-Karte. Nicht aber ASUS: Der Hersteller hat ein ganz durchschnittliches Notebook gebaut, wo bei anderen Herstellern selbst noch eine dedizierte Grafikkarte Platz fände. HP und Acer mögen sollten sich eine Scheibe davon abschneiden. Ein etwas dickeres Gerät für mehr Akkulaufzeit ist ein guter Kompromiss. Nicht jedes Notebook muss dünner sein als eine AAA-Batterie…

Und ASUS nutzt diesen Platz auch für einen enormen Akku, der eine Laufzeit von bis zu 22 Stunden ermöglichen soll. Laut den anwesenden ASUS-Mitarbeitern soll das Gerät 19 Stunden schaffen bei Netflix-Streaming mit LTE. Man will das auch ausprobiert haben. Auch an Anschlüssen fehlt es dem ASUS NovaGo im Grunde nicht: Es verfügt über USB Typ-A Anschlüsse und über einen vollwertigen HDMI-Port. USB Typ-C gibt es leider nicht, wobei man sagen muss, dass die Zielgruppe ohnehin noch nicht so weit ist. Nichtsdestotrotz wäre es klug gewesen, allein schon für die Testberichte, die genau das bemängeln werden.

Vorläufiges Fazit: Windows 10 ARM sucht die falschen Kunden

ASUS hatte das ASUS NovaGo auf dem Reise-Szenario während des Microsoft Device Day ausgestellt. Es richtet sich somit ganz besonders an Nutzer, die sehr viel reisen und eine Steckdose vielleicht einmal in 12 Stunden sehen. Immer verbunden, immer genug Strom und immer dabei.

Das ist grundsätzlich richtig, doch leider wird nicht allen Business-Kunden die Performance ausreichen. Illustratoren, Fotografen, Videoredakteure sind sowieso nicht die Zielgruppe, aber auch Versicherungsvertreter, viele Kleinunternehmer und selbst Social Media Manager, die nur im Web und mit Office arbeiten, werden meiner Erfahrung nach die Performance stärkerer Geräte vermissen. Ich nenne hier bewusst das Beispiel eines Social Media Managers, da diese sehr häufig mit enormen Excel- und PowerPoint-Dokumenten arbeiten mit teils mehreren hundert Folien. Selbst ein Core i5 Desktop-Prozessor der 6. Generation macht da nur widerwillig mit. Viele Business-Kunden werden daher abgeschreckt sein, denn für den Fall, dass man die Performance doch braucht, kann Windows 10 ARM zu wenig.

Windows 10 ARM: Perfekt für Studenten

ASUS scheint zu unterschätzen, dass es genügend ganz normale Kunden gibt, für die genau ein solches Gerät interessant ist. Vor allem sollte der Hersteller aber Studenten ins Visier nehmen. Natürlich nicht jene Studis an technischen Universitäten, die ohnehin ganz genau wissen, was sie benötigen, sondern eben durchschnittliche Endkunden. BWL, Rechtswissenschaften, Publizistik, Politikwissenschaften und ähnliche Studiengänge, deren Studenten weder Visual Studio noch Photoshop brauchen, sondern Chrome, Word, OneNote und PowerPoint.

Und wer schon einmal in einer Studentenwohnung war, der weiß auch, dass es dort zwar Internet gibt, allerdings ist das eine 20 Mbit-Leitung verteilt auf 400 Bewohner. Viel Spaß bei Netflix in FullHD.

Und diesen Nutzern einen Tarif anzubieten für 30 Euro im Monat mit 50 Gigabyte LTE inkl. Gratis-Notebook wäre doch ideal. Wenige Studenten haben 800 Euro auf der hohen Kante für einen Laptop, aber 30 Euro im Monat für zwei Jahre, sodass man immer und überall dank LTE „lernen“ kann, das kann man auch den nicht unbedingt wohlhabendsten Eltern noch verklickern. Vor allem, wenn die Alternative wäre, 500 Euro für einen klobigen 15-Zöller auszugeben mit Core i3-6006U, der auch nicht mehr Leistung, Akkulaufzeit oder Mobilität bietet. Denn mit dem ASUS NovaGo bekommt man nicht irgendeinen 15-Zoll Plastik-Laptop, sondern einen richtig schicken, edlen 13-Zöller mit Touchscreen, langer Laufzeit und ausreichend Leistung für den Alltag.

Microsoft sollte dringend mit Netzbetreibern sprechen, um dies in die Tat umzusetzen. Die wahre Innovation beim ersten iPhone war nämlich die Subventionierung durch den Netzbetreiber und diese braucht es nun auch erstmals bei Laptops.


Bildcredit:

Mario Pernkopf ist Berufsfotograf in Wien, gelernter Mediengestalter  und Illustrator. Er ist Geschäftsführer von Mario Pampel – Postproduction und Gründer der Agentur 3.16. Ihr könnt gerne seine Webseite mit einigen Beispielen seiner tollen Arbeit ansehen und ihm auf Instagram folgen.

Kontakt unter:

  • +436602939392
  • info@mario-pampel.com
  • www.mario-pampel.com
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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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