Microsofts Windows-Chef Terry Myerson ist raus aus Microsoft. In der wohl bisher größten Umstrukturierung unter Satya Nadella wird die Windows & Devices-Gruppe ordentlich umgekrempelt. Hierzu zählt auch, dass Terry Myerson geht… bzw. gehen muss.
Terry Myerson zählt zu den engsten Vertrauten von Satya Nadella und galt in seiner Position als nicht wegzudenken. Sein Einfluss bei Microsoft war enorm, weshalb es umso überraschender ist, dass er nun nach über 20 Jahren das Feld räumt. Sehr zur Freude vieler, vieler Mitarbeiter und einiger Medienkollegen, die ihn kannten. Er galt als stur und beratungsresistent, beides Eigenschaften, die ihn laut vielen zu einem schlechten Manager machten.
Eine andere Sicht der Dinge
Der langjährige Microsoft-Journalist Paul Thurrott gibt in seinem Blog eine interessante andere und sehr persönliche Perspektive auf Terry Myerson wieder. Er sieht ihn als „guten Mann“ mit echter Begeisterung für das Produkt, der allerdings zum Bauernopfer von Nadellas Unternehmensstrategie wurde.
Terry Myerson wurde im Jahr 2014 zum Leiter der Windows-Sparte ernannt und ihm wurde die klare Aufgabe gegeben, jenes Chaos zu beheben, das Steven Sinofsky mit Windows 8 hinterlassen hatte. Myerson und Belfiore präsentierten im Jahr 2014 eine erste Vision von Windows 10 und diese war im weitesten Sinne das, was sich auch die Nutzer gewünscht hatten. Natürlich funktionierte seit 2013 nicht alles, besonders das, was in irgendeiner Form mit dem Nokia-Kauf in Verbindung stand.
Nadellas neue Strategie
Im Jahr 2018 entwickelt sich Windows 10 in eine andere Richtung als es noch zum Release im Jahr 2015 schien. Windows nimmt unter Microsoft-Chef Satya Nadella eine untergeordnete Rolle im Unternehmen ein. Der große Fokus liegt auf der Cloud und AI und Myerson soll seine Schwierigkeiten damit gehabt haben, sich mit dieser neuen Strategie anzufreunden und Windows nur als Vehikel zu sehen, um die anderen Kategorien zu stärken.
Terry Myerson wollte das nie so, schreibt Thurrott. Für ihn soll immer nur wichtig gewesen sein, das beste für Windows zu machen. Er soll aber gezwungen gewesen sein, gewisse – auch schlechte – Änderungen an Windows 10 vorzunehmen, um Nadellas große Vision für das Unternehmen voranzutreiben. Nadellas Strategie wurde dann auch noch von den Aktionären sehr begrüßt und das war argumentativ wohl eines der größten Probleme für Myerson. Die Buzzwords Cloud, AI und Blockchain sind das neue Microsoft, schreibt Thurrott. Windows ist das alte Microsoft und Myerson ist in gewisser Weise dort stehen geblieben.
„Terry machte das Beste daraus.“
Thurrott vermutet, dass das wohl ein Grund dafür ist, dass Myerson gehen musste. Die neue Experiences & Devices-Sparte soll Nadellas Vision für Windows weiter definieren und Joe Belfiore wird dafür verantwortlich sein, diese Ziele umzusetzen.
Zu seinen Aufgaben wird zählen, Windows 10 mit jenem „Nonsens“ zu füllen, der in den jüngsten Windows-Versionen zum Betriebssystem dazugekommen ist. Thurrott schreibt, dass auch Belfiore wohl kaum sehr davon begeistert ist, Windows 10 in die Zukunft des werbefinanzierten, AI- und Cortana-Betriebssystems zu führen, die Nadella dafür vorgesehen hat.
Terry wurde laut dem Microsoft-Insider ein „Scheißjob“ gegeben und er hat das Beste daraus gemacht und ist so lange geblieben, wie er nur konnte.
Schlusswort
Thurrotts Blogpost ist eine harte Abrechnung mit Microsoft-CEO Satya Nadella und seiner Strategie für Windows 10. Vor allem aber ist es eine ganz andere Perspektive auf die Person Terry Myerson, die ich als wirklich teilenswert erachte.
Auch, wenn ich persönlich nicht alle Aspekte von Thurrotts Meinung teile. Joe Belfiore als ehemaliger Chef von Windows Phone und die neue, noch stärkere Position von Panos Panay könnten auch neue Chancen für Windows im mobilen Bereich bedeuten und beide können mit Software und innovativen Geräten, die Zukunft von Windows 10 gestalten.
Quelle: Thurrott
Microsoft was ist aus dir geworden?
Nadella macht die Aktionäre glücklich, aber vergrault die Kunden und schickt sie zur Konkurrenz. Und wenn der letzte Kunde weg ist sind die Aktionäre auch nicht mehr glücklich.
Schade um das verschenkte Potenzial und die damals großartigen Visionen….
Also kein Surface Phone solange Nadella risikofrei für den Aktienkurs arbeitet.
Mir gefällt dieser Weg in Werbung und AI/Cortana-Nerv unter Windows überhaupt nicht.
Man wird ja jetzt schon ständig mit Tipps und Cortana bombardiert, die manche Funktionen nicht mehr freigibt bzw. die ohne dieses Ding nicht mehr funktionieren.
Lustig wird’s dann später noch, wenn man sein Surface zur Vorstandssitzung oder zum halten einer Präsentation bei einem großen Kunden mitbringt und dann mitten in der Präsi plötzlich ein Werbebanner erscheint, ein Tipp zur „besseren Nutzung“ aufploppt oder Cortana mithört, die Präsentation minimiert und anfängt, Edge zu starten und die Bing Suche mit unserem mit irgendeinem aufgegriffenen Wort zu bemühen…
Das kann auch jetzt schon passieren.
Aber ja, sollen sie nur so weitermachen… Die meisten Nutzer juckt das eh nicht und manche werden diese „Features“ sogar noch zu Tode feiern…
Ich hoffe wirklich, dass das nicht passieren wird…
Solange man alles deaktivieren kann, es also optional bleibt, und ea das System nicht zu träge und vollgestopft wird, hab ich persönlich damit kein Problem.
Wenn man das alles entfernen könnte, wäre es auch noch vertretbar. Aber das geht nunmal nicht alles…
„Zu seinen Aufgaben wird zählen, Windows 10 mit jenem „Nonsens“ zu füllen, der in den jüngsten Windows-Versionen zum Betriebssystem dazugekommen ist. Thurrott schreibt, dass auch Belfiore wohl kaum sehr davon begeistert ist, Windows 10 in die Zukunft des werbefinanzierten, AI- und Cortana-Betriebssystems zu führen, die Nadella dafür vorgesehen hat.“
Und das ist mitunter der Grund, warum mir, als langjähriger Fan, die Geduld mit MS gerissen ist. Es kommt nur unfertiger Quatsch, sooooon, first US, Privatkunden sind egal, Service wird gestutzt, Mitarbeiter entlassen… Das kann ich noch fortsetzen, aber empfinde ich als unnötig, da hier eigentlich alle gut informiert sein sollten.
Ich weiß, viele sind genervt von dem „Nadella ist schuld“, aber für mich ganz persönlich ist er das, mir hat er die Freude und das Vertrauen in die Marke, die Produkte und dem „Erlebnis“ genommen. Ich muss mich als Windows Phone Kunde selbst neu orientieren, mittlerweile freue ich mich sogar darauf, und bin damit vermutlich nicht alleine. Ob das auf lange Sicht gut für meinen PC ist, wird sich zeigen, ich habe in anderen Ecken schönere Alternativen gefunden. Ich denke bis auf die Xbox Sparte wird der „Nachwuchs“ mit dieser Gangart ein riesen Problem für das neue Microsoft. Immer mehr, gerade junge Menschen haben keinen PC mehr, wollen diesen auch nicht mehr und auch im Geschäftsbereich legen einige die MS Produkte zur Seite, weil auch Manager Privatkunden sind, die das nutzen wollen, was sie kennen. Ob die heilige Cloud das später retten kann, glaube ich nicht, da bei vielen Services oft jemand kommt, der es günstiger macht und dann ist das Ding schnell durch. Wer weiß, ob die Quanten-Computer nicht bald die Cloud irrelevant machen…
Schlussgedanke zu den Personalien: Wenn ich als Geschäftsführer weiß, ich plane große Änderungen, mit großen Einschnitten in die bisherige Philosophie, dann brauche ich Leute, die das mittragen. Dann kann ich keine alten Hasen auf ihnen unliebsame Stellen setzen und denken/hoffen, dass dann etwas grandioses herauskommt, weil diese Leute sind dann nicht mit voller Überzeugung und Herz dabei. So wird es auch dem Joe gehen…
Das Gedankenspiel, ob Terry Myerson nur als Bauernopfer diente hatte ich gestern auch, aber ich glaube nicht wirklich daran. Der Mann hat dafür gesorgt, dass Windows 10 als Desktop-Experience im Vordergrund steht und W10M versetzt veröffentlicht wurde. Ein Fehler wie er größer nicht sein konnte (mMn).