Microsoft hat nun damit begonnen, eine neue Kampagne gegen Software-Piraterie sowie den Kauf und Verkauf von Product Keys aktiv zu vermarkten. Heute sind die gefälschten Datenträger mit gefälschten Zertifikaten aus der Ära „PC-Fritz“ kein Thema. Stattdessen werden Product Keys für unglaublich wenig Geld über Amazon, eBay und andere Handelsplattformen verkauft.
In dem von Microsoft produzierten Video gegen Piraterie will das Unternehmen den Nutzern ins Gewissen reden. „Gehe den geraden Weg.“, heißt es in dem 30 Sekunden langen Clip. Der Werbespot unter dem Motto „Bleib echt“ versucht an Nutzer zu appellieren, jedoch wird kein konkretes Produkt des Unternehmens darin angesprochen. Lediglich Outlook.com ist kurz im in dem durchaus gut produzierten Video zu sehen. Im Gegensatz zur „Windows 7 Ultimate Pirate Edition“ aus dem Jahr 2011 ist es jedenfalls kein Clip zum Fremdschämen. Ja, dieser Clip stammte offiziell von Microsoft.
Auf den dazugehörigen Seite der Kampagne erklärt Microsoft, welche Arten von erworbenen Software-Produkten legal und illegal sind. Darin gibt das Unternehmen einige Tipps zum Erwerb von Software, wobei man darin auch eingestehen muss, dass der Verkauf gebrauchter Software unter bestimmten Voraussetzungen legal ist. Obwohl auch Product Keys dazugehören, warnt das Unternehmen ausdrücklich davor, bloße Product Keys über das Internet zu erwerben.
Sind Windows Product Keys legal?
Während Microsoft eine offizielle Windows 10 Pro-Lizenz über den Store für regulär 259 Euro verkauft, bekommt ihr einen Produkt bei Amazon bereits ab 3 Euro. Wie geht das?
Die meisten Product Keys, die momentan über das Internet verkauft werden, stammen aus OEM- oder Volumenslizenzen. Hierbei handelt es sich um Softwarelizenzen, die gebündelt mit Hardware in großer Menge an Computerhersteller oder Unternehmenskunden verkauft wurden. Laut einem Urteil des BGH im Jahr 2000 dürfen OEM-Lizenzen abgekoppelt von Hardware verkauft werden. Obwohl es von den Händlern nicht ausgewiesen wird, handelt es sich im Regelfall um Gebrauchtware. Gebrauchte Software darf zwar in Deutschland ohne Weiteres verkauft werden, allerdings besteht für den Händler die Nachweispflicht, dass keine Kopie dieser Software woanders gleichzeitig weiterverwendet wird. Der Verkäufer muss also sämtliche Vorbesitzer der Lizenz kennen und ausweisen können, was ganz selten der Fall ist.
Über die Händler erwerbt ihr im Regelfall keine Lizenz bzw. ein Nutzungsrecht, sondern nur einen Aktivierungsschlüssel. Dieser Product Key ist nicht gleich eine Lizenz, argumentiert Microsoft. Aber: Er funktioniert nur dann, wenn er nicht bereits verwendet wurde, womit Microsoft im Grunde selbst sicherstellt, dass die oben genannten Bedingungen für den Verkauf von Software, eingehalten werden. Wenn ein Vorbesitzer die Software noch nutzt, könnt ihr den Key ja schließlich nicht verwenden. Sowohl der Kauf als auch der Verkauf sind aktuell rechtlich unproblematisch, solange die Keys aus OEM- oder Volumenslizenzen stammen. Es ist eine gänzlich andere Sache, wenn die Keys aus Diebstählen stammen. Als Kunde könnt ihr das allerdings nicht wissen.
Als Kunde habt ihr folgendes Problem: Da ihr im Grunde kein Nutzungsrecht erwerbt und sich der Key entweder noch in Verwendung befindet oder aufgrund festgestellten illegalen Erwerbs von Microsoft deaktiviert wird, dann habt ihr von Microsoft keinen Anspruch auf eine reguläre Lizenz. Dadurch, dass diese Keys allerdings absurd günstig sind, könnt ihr 100 Stück erwerben und kommt günstiger durch als eine reguläre Windows-Lizenz bei Microsoft zu erwerben.
Quelle: Microsoft