Mit Anfang 2018 ist der Groove Music Pass offiziell eingestellt worden. Microsoft hat damit den eigenen Musik-Streamingdienst vom Markt genommen und hat eine Ära beendet. Der Grund dafür könnte Spotify gewesen sein.
Microsoft hat mit dem Zune Pass schon im Jahr 2006 einen eigenen Musikstreamingdienst gestartet. Zum Vergleich: Spotify startete den eigenen Dienst erst zwei Jahre später. Obwohl sich die Marke nie etablieren konnte, lebte Zune in irgendeiner Form immer weiter. Nach der Einstellung von Zune wurde das Musik-Abonnement in Xbox Music Pass umbenannt, um am Ende noch Groove Music Pass zu heißen. Microsoft hatte lange bevor Spotify beliebt werden sollte schon einen Musik-Streamingdienst am Laufen.
Im Oktober 2017 kündigte Microsoft dann sehr überraschend an, dass der Groove Music Pass mit 2018 endgültig eingestellt wird. Wenige Monate zuvor hatte man noch die Pässe aggressiv über die Microsoft Rewards vermarktet. Zudem war auch angedacht, Nutzern künftig ein Familienabo als Konkurrenzprodukt zu Spotify anzubieten. Aus alledem wurde allerdings nichts. Groove Music starb 2018. Die Frage nach dem Grund ist nicht endgültig geklärt. Oftmals wurde ein Zusammenhang mit der Lumia-Reihe vermutet, doch die ersten Lumia-Smartphones wurden schon ab Ende 2016 nicht mehr produziert. Warum hätte man das Produkt derart aggressiv weitervermarkten sollen, wenn die Zukunft ohnehin ungewiss war?
Spotify-Partnerschaft als wahrer Grund?
Wahrscheinlich musste Groove Music sterben, um eine Partnerschaft zwischen Microsoft und Spotify auf die Beine zu stellen. Als Microsoft nämlich noch mit Groove Music auf dem Markt vertreten war, gab es praktisch keine Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen. Obwohl Microsoft nur ein sehr kleiner Spieler im Musik-Streaminggeschäft war, könnte Spotify die Konkurrenzsituation mit dem Software-Riesen aus Redmond missfallen haben.
Plötzlich kamen die Apps: Xbox, Windows Store und Cortana-Skills
Im Juni 2017 hat Spotify das eigene Desktop-Programm für den Windows Store angekündigt. Zwei Monat darauf, also erst im August 2017, wurde die zuvor jahrelang PlayStation-exklusive Spotify-App für die Xbox One angekündigt. Und auch der Harman Kardon Invoke mit Cortana kam im Oktober 2017 auf den Markt, selbstverständlich mit einem integrierten Spotify-Skill.
Die Xbox One ist seit 2013 auf dem Markt und Spotify war von Beginn an PlayStation-Nutzern vorbehalten. Erst vier Jahre später entschied sich der Anbieter mit Sitz in London dazu, eine eigene App auf die Microsoft-Konsole zu bringen. Weshalb so spät und weshalb ausgerechnet in dem Jahr, wo Microsoft das Ende des eigenen Streamingdienstes einläutet? Wie bei jeder guten Verschwörungstheorie müssen wir fragen: Zufall?
Microsoft empfahl Spotify
Und genau rund um diese Zeit kündigt Microsoft an, dass man Groove Music begraben wird. Und das Beste noch: Microsoft empfahl Nutzern explizit den Wechsel zu Spotify. Der Dienst, der bislang ein Konkurrent war, wurde sogar als eingeblendete Werbung in der Groove Music-App empfohlen.
Konkurrierende Dienste wie Deezer boten damals wie heute eine deutlich besser und länger unterstützte Universal App im Store an. Von Microsoft wurde der französische Anbieter jedoch ignoriert. Das Unternehmen entschied sich bewusst dazu, Spotify hervorzuheben. Dasselbe macht man auch heute nicht mit Android oder iOS obwohl Millionen von Windows Phone-Nutzern mit einem plötzlich nicht mehr weiter entwickelten System zurückgelassen werden.
Starb Groove Music für Spotify? Sehr wahrscheinlich.
Beweise hierfür gibt es nicht. Die beiden Unternehmen haben ihre Partnerschaft zudem drei Monate vor der Bekanntmachung der Einstellung von Groove Music angekündigt, natürlich gänzlich ohne Erwähnung irgendwelcher Konditionen dieser Abmachung. Dass es diese gegeben hat, dürfte unumstritten sein. Ob sie die Groove-Einstellung beinhalteten? Wahrscheinlich.
Aus heutiger Sicht scheint es jedoch Sinn zu ergeben, dass Spotify Microsoft wohl dazu bewegt hat, den eigenen Groove Music-Dienst einzustellen. Im Nachhinein kann man angesichts Microsofts Geschichte als Teil der Musikbranche natürlich etwas wehmütig werden, dass damit eine Ära vorbeigegangen ist. Andererseits muss man sagen, dass Microsoft auch zweifellos dabei versagt hat, den Dienst trotz des auch zeitlichen Vorsprungs zu Spotify an den Kunden zu bringen.
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