Selbstfahrende Autos sind die Zukunft. In absehbarer Zeit wird es möglich sein, dank der auch heute schon sehr fortschrittlichen Systeme ein Auto praktisch ohne Fahrer auf seinen Weg zu schicken. In heutigen Fahrzeugen sind die adaptiven Tempomate mit Spurhalteassistenten auf einigen Straßen sogar schon praktisch eigenständige Systeme. Das sind zudem längst keine Luxus-Features einer S-Klasse, sondern beliebte Extras eines Skoda Octavia.
Diese Systeme funktionieren im Regelfall auch gut. Die Problematik ist allerdings jene, dass diese selbstfahrenden Systeme, egal, wie fortschrittlich sie auch sein mögen, eines nicht haben: Selbstbewusstsein. Diese Funktionen sind sich nicht ihrer selbst sowie ihrer Grenzen bewusst. In dem von WindowsArea.de vor einiger Zeit getesteten Volvo XC40 schaltet sich das semi-autonome Fahren zum Beispiel ohne vorherige Vorwarnung an den Nutzer einfach aus, wenn es überfordert ist. Der Autopilot eines Tesla macht auch Fehler und es sind bereits Unfälle passiert, die nicht hätten passieren dürfen.
Keine Spielraum für Fehler
Die heutigen Systeme schätzen nämlich eine Situation ein und entscheiden daraufhin, welche die beste Aktion ist. Wenn vor einem selbstfahrenden Fahrzeug ein anderes Fahrzeug steht, wird es erkannt und es wird abgebremst. Das Problem ist allerdings dann, wenn das System das stehende Fahrzeug nicht erkennt. Das selbstfahrende Auto hat momentan keine Möglichkeit, Unsicherheiten oder Mehrdeutigkeiten im Straßenverkehr zu erkennen. Solche Situationen gibt es aber zweifellos, besonders dann, wenn sich ein anderer Verkehrsteilnehmer offensichtlich sehr falsch oder ungewöhnlich verhält.
Heute muss in der vorher beschriebenen Situation mit dem stehenden Fahrzeug der Fahrer reagieren, aber woher weiß der Fahrer, was das Auto sieht und was nicht? Woher weiß der Fahrer, dass das System gerade in dieser Situation nicht sicher ist?
Microsofts AI-System für selbstfahrende Fahrzeuge
Hierfür hat Microsoft nun in Zusammenarbeit mit dem MIT eine Technologie entwickelt. Das neue System soll in der Lage sein, mehrdeutige Situationen zu erkennen und somit potenzielle Fehlverhalten verhindern können. Das MIT beschreibt den folgenden Fall als Beispielhaft für das neu entwickelte System: Ein selbstfahrendes Auto fährt vor einem größeren, weißen Fahrzeug her. Das Fahrzeug im beschriebenen Fall kann nicht zwischen Einsatzfahrzeugen und PKWs unterscheiden. In mehr als 90 Prozent der Fälle ist das ein ganz normales und korrektes Verhalten. Die Forscher haben nun ein AI-Modell trainiert, welches basierend auf das Feedback des Fahrers in solchen Ausnahmesituationen lernen kann. Bewegt der Fahrer sein Fahrzeug aus dem Weg, lernt das System daraus.
Durch das trainierte Modell kann das selbstfahrende Fahrzeug einschätzen, wenn es in einer Situation nicht einhundert prozentig sicher ist und möglicherweise den Fahrer um mehr Achtsamkeit oder weiteres Feedback bitten. Wenn es also in Zukunft nochmals zu einer ungewöhnlichen Situation kommen sollte mit einem größeren, weißen Fahrzeug, wird das AI-System den Fahrer benachrichtigen. Die Autoren des Papiers schreiben, dass dieses System den selbstfahrenden Fahrzeugen im Grunde beibringen kann, zu wissen, was sie nicht wissen. Aktuelle Systeme wissen nicht, wann eine Situation für sie zu komplex oder mehrdeutig ist.
Dieses System von Microsoft und dem MIT hätte in Wahrheit deutlich früher entwickelt werden sollen und ein Einsatz in heutigen Fahrzeugen wäre zweifellos nützlich. Heutige Systeme schalten sich bei Überforderung im Regelfall nämlich einfach aus.
Quelle: MIT News