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Instagram ist kaputt: So kann es noch gerettet werden

Instagram ist kaputt. Die Facebook-Tochter hat sich in den letzten Jahren, wie auch Facebook selbst, zu einem Moloch entwickelt, über das selbst die Entwickler keine Kontrolle mehr zu haben scheinen. Das soziale Netzwerk, welches als Plattform zum Teilen von Fotos mit Freunden begann, ist nun für die meisten aktiven Nutzer eine von Werbung und irrelevanten Postings überfüllte App.

Warum Instagram?

Instagram war zu Beginn ganz einfach: Nutzer konnten quadratische Fotos veröffentlichen und somit ihre Erinnerungen mit Freunden teilen, die ihnen folgten. Andere Nutzer konnten folgen, kommentieren und mit gefällt mir markieren. Es war das Gegenteil von Facebook und Twitter. Es war nicht umfangreich an Funktionen, leicht zu bedienen und bot Nutzern trotzdem den Effekt der „sofortigen Social Media-Befriedigung“ in Form von vielen Likes und Followern.

Instagram Stories und Direktnachrichten kamen hinzu, um Nutzern die Möglichkeit zu bieten, auch etwas weniger bedeutende Momente für eine kurze Zeit mit Freunden zu teilen und mit Freunden kommunizieren zu können. Das sollte den Feed von misslungenen Essen-Fotos freihalten und das ist auch gelungen.

Instagram bietet aber einen großen Vorteil gegenüber Facebook: Selbst, wer im echten Leben ein „Niemand“ ist, kann auf Instagram zumindest subjektiv zu einer Berühmtheit werden. Die richtigen Hashtags, einige gelungene Fotos oder ein einzigartiges Thema bringt schnell eine Menge Follower. Beschleunigt wird der Prozess zusätzlich dadurch, das seit einiger Zeit auch Hashtags gefolgt werden kann.

Instagram ist kaputt: Teil 1 – Unternehmen

Das wissen allerdings nicht unbedingt reguläre Nutzer zu verwenden, sondern vor allem Unternehmen. Ein guter Social Media-Manager kann die Präsenz eines Konzerns auf Instagram binnen kurzer Zeit mit wenig Geld deutlich verstärken und damit auch das Image aufpolieren. Entsprechend schnell haben sich Konzerne der Plattform verpflichtet, um ihr Image zu definieren. Xbox Deutschland leistet großartige Social Media-Arbeit und bemüht sich um einen „volksnahen“ Auftritt, wo man Xbox als einen Spieler wie jeden anderen darstellt. Man erzählt eine Geschichte.

Social Media für Unternehmen

Noch deutlicher wird das bei Microsofts offiziellem englischsprachigen Account. Er betont die Mitmenschlichkeit des Konzerns, die Investitionen in erneuerbare Energien, Inclusive Design, Diversität und modernste Innovationen. Man merkt hier sehr schnell: Die Produkte Windows, Surface, Xbox, Cloud sowie Office kommen überhaupt nicht vor.

Interesse gegen Marketing

Zwei bis drei Postings und vier bis fünf Stories pro Tag mit gezielter Bewerbung des interaktionsstärksten bzw. populärsten Beitrags. So funktioniert Instagram Social Media für Unternehmen. Instagram ist für einen gelernten Social Media-Manager ein Kinderspiel.

Reguläre Nutzer folgen vielen Unternehmensaccounts, entweder aufgrund des ohnehin bereits vorhandenen Interesses für ein Thema oder aufgrund der zweifellos interessanten Postings. Das Problem ist, dass bei der Menge an Posts von Unternehmen die Beiträge von Freunden, der Familie oder von wirklich interessanten Accounts untergehen. Daran sind aber die Unternehmen nicht Schuld. Sie müssen posten und können nicht wie eure Freunde nur zweimal im Monat etwas von sich geben.

Instagram ist kaputt: Teil 2 – Der Algorithmus

Das wäre natürlich ein geringeres Problem, wenn der Algorithmus von Instagram nicht wäre. Vorab die Funktionsweise: Instagram erkennt von selbst, welche Postings für euch interessant sein könnten. Das ist im Grunde ganz einfach: Wurde ein Posting in kurzer Zeit von mehr Nutzern mit gefällt mir markiert, ist er wahrscheinlich auch für euch relevanter. Dieses Posting erscheint höher im algorithmischen Feed.

Instagram erkennt im Regelfall auch die Postings eurer Freunde daran, dass die Accounts weniger als 5.000 Follower haben und keine Unternehmensprofile sind. Diese Posts werden euch im Feed noch etwas weiter oben angezeigt. So glaubt die Facebook-Tochter, die Nutzer bei der Stange halten zu können.

Instagram zeigt euch im Gegensatz zu Facebook alle Postings von allen Accounts an denen ihr folgt. Irgendwann werdet ihr beim Scrollen alle Posts gesehen haben, die WindowsArea, Mercedes Benz, Jaguar, Porsche, Microsoft, Xbox und eure Freunde gepostet haben. Aber bis ihr bei nur 25 Unternehmenaccounts nach einem Tag Inaktivität alle Postings durch habt, seid ihr sehr wahrscheinlich schon gelangweilt oder kommt drauf, dass ihr Besseres zu tun habt.

Posts im Feed verloren

Dabei überseht ihr oftmals das, wofür ihr in Wahrheit Instagram geöffnet habt: Ihr wollt sehen, was eure Freunde erleben und mit ihnen interagieren, so, wie das anfangs auch gut ging und vorgesehen war. Instagram bietet dafür in Wahrheit wirklich gute Werkzeuge.

Wie oft ist es euch allerdings passiert, dass ihr Postings von Freunden nach dem Neuladen der App im Feed einfach nicht mehr wiederfinden konntet? Wie oft habt ihr euch danach durch die langweilige Timeline an Fotos aus Bildkatalogen oder zu 80 Prozent misslungenen Memes wühlen müssen?

Instagram ist kaputt: Teil 3 – Werbung

Hinzu kommt natürlich, dass der Dienst überfüllt ist mit Werbung. Wer Pech mit dem Account hat, bekommt nach jedem vierten Posting eine Werbeanzeige zu sehen und nach jeder dritten Story. 25 Prozent eurer Instagram-Timeline bestehen somit aus Inhalten, für die ihr euch nicht einmal angemeldet habt.

Stellt euch vor, euer Email-Posteingang bestünde aus 25 Prozent Newsletter-Mails, für die ihr euch nie registriert habt. Natürlich muss Instagram die Operationen finanzieren, aber das ist in letzter Zeit etwas zu viel des Guten. Es ist allerdings, wie bereits erklärt, nur ein Teil des Problems von Instagram.

Instagram: So kann es gerettet werden

Instagram hat sich verselbstständigt. Der Dienst hat eine komplette Eigendynamik entwickelt, die der Betreiber nicht mehr kontrollieren kann. Die oftmals einzige Option für Nutzer, einen relevanten Feed zu bekommen, ist allen Nutzern zu entfolgen, die man nicht persönlich kennt. Das ist allerdings weder im Interesse von Instagram, noch der Nutzer. Denn gelegentlich will man ja auch Postings von Jaguar, Microsoft und Xbox Deutschland sehen können. Schließlich interessiert man sich dafür. Also ich zumindest. Das schöne an Instagram ist immerhin, dass euer Feed wahrscheinlich komplett anders ist.

Feed Sammlungen: Im Prinzip Kreise von Google+

Instagram bietet momentan die Möglichkeit, einzelne Postings zu speichern in Sammlungen. Meine Account-Sammlung besteht derzeit aus Memes, Autos, die ich mir nie leisten können werde, Orten, die ich gerne besuchen will, Style-Tipps und beeindruckenden Fotos, die ich gerne nachmachen würde. Sammlungen sind ein sehr persönliches Feature. Ein aktiver Instagram-Nutzer würde anderen Nutzern in Wahrheit nie all seine Sammlungen zeigen. Das ist eine sehr private Sache.

Dieses Prinzip sollte das Unternehmen ausweiten auf den Feed. Ich will eine Feed Sammlung für Autos, Technik und Fotografie. Eine andere Sammlung für Memes, lustige Bilder und Videos. Wenn ich aber Instagram öffne, will ich nur meine Standard-Timeline haben mit den Postings von meinen Freunden, meiner Familie und den Accounts, die mir am Herzen liegen.

Idealerweise sollte Instagram die Kontrolle über diese Feed-Sammlungen den Nutzern selbst geben. Ich wähle beim Folgen eines Nutzers aus, in welche Sammlung er kommt. Tue ich das nicht, hat der Account vorerst automatisch höchste Priorität und kommt in den Standard-Feed. Stören mich die Postings dieses Accounts oder passen sie kategorisch nicht, kann ich sie jederzeit so einfach in eine andere Sammlung verschieben wie man aktuell Postings speichern kann.

Im Grunde würden damit die Kreise von Google+ in Instagram weiterleben. Und es hätte auch einen Hauch von Pinterest. Für Instagram bietet es den Vorteil, dass man basierend auf diese Feeds relevante Postings leichter vorschlagen könnte. Fällt mir eine BMW-Werbung in meinem Jaguar-, Mercedes Benz- und McLaren-Feed auf? Nicht wirklich.

Die Feed Sammlungen, wie sie von mir vorgeschlagen werden, sind eine enorme Chance für Instagram. Sie sind eine Chance, die Instagram wohl oder übel ergreifen muss, wenn man dem Schicksal von Facebook entgehen möchte.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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