Das Jahr 2020 soll für Microsofts Xbox-Abteilung zumindest laut den aktuellsten Gerüchten ein sehr Spannendes werden. Das Unternehmen plant unter dem Codenamen Xbox Scarlett nämlich eine ganze Gerätefamilie für die nächste Konsolengeneration auf den Markt zu bringen.
Dazwischen liegt allerdings noch ein ganzes Jahr und mit der E3 2019 im Juni die größte Gaming-Messe vor uns. Phil Spencer hat bereits eine große Show versprochen, bei der man trotz des erwartungsgemäß eher unereignisreichen Konsolenjahres nicht den Sparstift ansetzen will.
Xbox Maverick: Geld sparen ist nur ein Vorwand
Dennoch könnte es im Zuge der diesjährigen E3 2019 oder sogar schon ein bisschen früher nur ums Geld sparen gehen. Mit der Xbox Maverick-Konsole, so der aktuelle, interne Codename, soll das Unternehmen noch im Jahr 2019 eine Xbox One ohne Laufwerk vorstellen wollen. Der vermeintliche Grund: Eine Verringerung der Herstellungskosten sowie des Preises. Microsoft wird nämlich angeben, dass eine überzeugend große Prozentzahl an Xbox-Spielern ohnehin bereits exklusiv auf digitale Games setzt und, dass das Angebot dank des Xbox Game Pass nun ohnehin größer ist denn je. Wenn Xbox Maverick kommt, dann auch ebendiese Argumente.
Dadurch, dass das Laufwerk von den meisten Spielern ohnehin nicht benötigt wird, streicht man es nun optional aus einer neuen Variante der Xbox One S. BluRay-Laufwerke sind zwar tatsächlich keine günstige Komponente, aber es ist fraglich, ob die Xbox One ohne Laufwerk schon zum Start günstiger sein kann als der Straßenpreis einer aktuellen Xbox One S. Geld zu sparen, das kann man also gut und gerne als Vorwand nehmen für einen Release der Konsole.
Xbox Maverick: Darum geht es wirklich
In Wahrheit geht es jedoch um eine ganz andere Sache, um etwas, das gelernte Marketiers gerne Neudeutsch als Consumer Education bezeichnen. Microsoft bringt mehr als ein Jahr vor der nächsten Generation eine Disk-lose Xbox-Konsole auf den Markt. Kunden wird damit das Konzept einer Konsole ohne Laufwerk nähergebracht. Man hat damit zudem auch mehr Zeit, Kunden beizubringen, wie das mit Game Exchange, sprich der Übertragung von Disk- in Digital-Versionen von Games funktionieren wird, wie man künftig Games beziehen kann und welche Vorteile sich möglicherweise durch den Digitalkauf ergeben.
Vorteile? Nun, abgesehen vom ökologischen Argument, das wir sicher an der einen oder anderen Stelle hören werden, wenn auch vielleicht nicht von Microsoft selbst, sowie des lästigen Wechselns von CDs beim Spielen, ist zum Beispiel eine Rückkehr zum „Online-Zwang“ denkbar, wodurch das Ausleihen von Spielen an Freunde möglich gemacht werden könnte. Oder Microsoft bietet an, im Xbox Store erworbene Games zu handelsüblichen Disk-Preisen gegen Gutscheine zurückzukaufen. An dieser Stelle möchte ich aber klar darauf hinweisen, dass es sich hierbei um reine Spekulation meinerseits handelt.
Scarlett Testumgebung
Anstatt also mit Xbox Scarlett vollkommen „disklos“ ins kalte Wasser zu springen, kann Microsoft erstmal mit Maverick ohne allzu großes Risiko den Markt ausloten. Man wird die Xbox One ohne Laufwerk dafür nutzen, die Akzeptanz des Marktes für ein solches Produkt zu prüfen. Wie groß wird die Aufregung von Spielern und Medien? Klein genug, um eine nächste Generation ganz ohne Laufwerk auf den Markt zu bringen?
Sehr wahrscheinlich entwickelt Microsoft die nächste Generation der Xbox-Konsole jetzt schon sowohl mit als auch ohne Laufwerk. Abhängig vom Ergebnis des Experiments mit Maverick könnte Scarlett womöglich auch ganz ohne Disk-Unterstützung auskommen.
Xbox Maverick: Optional und risikolos, aber nicht zwingend günstiger
Man könnte die Xbox One ohne Laufwerk grundsätzlich auch als Experiment bezeichnen, das allerdings im Gegensatz zu manchen anderen Versuchen praktisch keinerlei Risiko einschließen muss.
Xbox Maverick wird nämlich noch ein Produkt der aktuellen Konsolengeneration sein und hardwareäßig vollständig auf der Xbox One S basieren. Somit muss dafür nicht eigens Hardware entwickelt werden, sondern es gibt allein eine einzige Streichung. Die Ersparnis durch die Entfernung des BluRay-Laufwerks wird sich in Microsofts Bilanz jedoch ohnehin kaum auswirken. Einerseits wird eine Xbox One ohne Laufwerk am Ende der aktuellen Konsolengeneration sich nicht plötzlich überproportional gut verkaufen. Stattdessen dürfte Xbox Maverick im besten Fall einen kleinen Teil der Xbox One S-Verkäufe für sich beanspruchen.
Andererseits dürfte das Produktionsvolumen der Xbox Maverick somit sehr niedrig und die Herstellung des Produkts proportional teurer sein. Wie viel günstiger die Herstellung im Endeffekt dann wirklich sein wird, ist natürlich schwer abzuschätzen. Ich persönlich rechne aber nicht damit, dass sich die Produktion der Xbox One ohne Laufwerk so spät noch auszahlt.
Xbox Maverick: Preisfrage
Was ich denke, ist allerdings völlig belanglos. Es geht nämlich nicht immer zwingend darum, Geld zu verdienen. Denn dieses Experiment ist Microsoft mehr wert als Geld. Der Preis von Xbox Maverick hängt so gut wie gar nicht mit der Ersparnis zusammen, die sich durch die Entfernung des Laufwerks ergibt. Der Preis wird davon abhängen, wie weit Microsoft bereit ist, Verluste in Kauf zu nehmen, um die Konsole zu subventionieren.
2019 wird laut Phil Spencer bei Xbox kein Sparstift angesetzt, aber in Bezug auf die Subventionierung der Xbox Maverick-Konsole möchte ich das nicht so recht glauben. Immerhin sprechen wir hier von einem eher experimentellen Low-Volume-Produkt ganz am Ende seines zumindest vom Kunden empfundenen Lebenszyklus. Schließlich rechnen wir 2020 immerhin schon mit der nächsten Generation. Auch, wenn durch die Digitalkäufe dieses Geld sehr wahrscheinlich schnell wieder reinkommen wird, ruiniert sich Microsoft eher nicht die Quartalsbilanz für Xbox Maverick.
Die Xbox One S mit 500 Gigabyte Speicher kostete in den USA zum Start 299 US-Dollar, sank allerdings recht schnell wieder im Preis. Heute liegt der Straßenpreis der Konsole bei rund 200 Euro mit dem doppelten Speicher und eben mit Laufwerk. Angebotspreise haben es teils schon bis zu 150 Euro-Marke geschafft.
Diese Preise wird Microsoft zum Start nicht unterbieten können und wollen. Angesichts der Ersparnis und einer kleinen Subventionierung dürfte die Xbox One ohne Laufwerk zum Start zwischen 229 und 269 US-Dollar kosten. Das ist allerdings kein wirkliches Geheimnis oder gar eine exklusive Info. Alles darüber würde bedeuten, dass die Produktion der Maverick-Konsole sogar ähnlich teuer wie jene der Xbox One S zum Start ist.