Windows 20H1 wird das nächste große Funktionsupdate für Windows 10 Desktop. Gleichzeitig wird es wohl das spannendste bis jetzt, denn wir erwarten gravierende Änderungen. Beispielsweise ersetzt Microsoft den gesamten System-Unterbau durch einen neuen Kernel, in dem jahrelange Arbeit steckt. Somit erwartet uns die größte Systemänderung seit Vista.
Zur gleichen Zeit arbeitet Microsoft an einem neuen Betriebssystem, dem Nachfolger von Windows. Das Projekt nennt sich Core OS und besitzt als große Besonderheit einen modularen Aufbau. Einzelne Systemkomponenten lassen sich beliebig austauschen. Weitere Informationen dazu, erfahrt ihr in einem vorangegangenen Artikel von uns.
Während Core OS neue Formfaktoren betreiben wird, bleibt Windows Desktop unberührt erhalten für klassische PC-Anwender. Darunter fallen Gamer, Videoproduzenten oder Animatoren. Etwas Modularität wird der Desktop-Version wohl dennoch spendiert. Wir haben exklusiv für euch die letztens Insider-Builds analysiert und halten interessante Entdeckungen bereit.
Notepad und Cortana: Auslagerung als Apps
Bereits mit Windows 1903 änderte Microsoft die Art und Weise, wie Windows mit digitalen Assistenten kooperiert. Cortana wurde aus der Suche entfernt und zu einer zusätzlichen Komponente degradiert. Per Stimmaktivierung bei gesperrtem Gerät lassen sich nun auch Store-Apps aktivieren, wie Alexa von Amazon. Im Endeffekt lässt sich Cortana durch Alexa ersetzen. Somit überrascht es wenig, dass in Windows 20H1 Cortana zu einer normalen, eigenständigen App wird. Möglicherweise wird sie sich auch per PowerShell-Befehl deinstallieren lassen.
Überraschender ist jedoch die Auslagerung von Notepad/Editor als eigenständige App. Microsoft begründet diesen Schritt durch die Bereitstellung von Updates für das Tool über den Store, sprich unabhängig vom restlichen System. Tatsächlich wurde Notepad in ein App-Paket verpackt, und die vorherigen ausführbaren Dateien im Windows-Ordner leiten nur noch auf das Paket weiter. Selbes tat man damals mit dem Rechner.
Anders als Cortana lässt sich Notepad tatsächlich deinstallieren.
Windows-Zubehör: Auslagerung in optionale Features
Im Startmenü existiert seit Jahrzehnten der Ordner Windows-Zubehör. Darin sind einige Tools enthalten, die nicht mehr wegzudenken sind. Beispielsweise WordPad, Paint, Schrittaufzeichnung und eben Notepad. Mit Windows 20H1 werden diese Tools als optionales Feature ausgelagert und lassen sich dadurch erstmalig deinstallieren.
Wir haben einmal den Test gemacht und alle optionalen Features deinstalliert. Übrig blieben nur noch drei Einträge und ich bin mir sehr sicher, dass diese sich zukünftig auch entfernen lassen.
Was könnte die Zukunft bringen?
Es ist abzusehen, dass sich zukünftig sehr viele alte Win32-Komponenten deinstallieren lassen. Snipping Tool, Zeichentabelle und Remotedesktopverbindung werden noch folgen. Möglicherweise lässt sich bald sogar die alte PowerShell und Eingabeaufforderung entfernen, um eingleisig mit dem neuen Windows Terminal zu fahren. Auch Microsoft Edge wird durch die Chromium-Version ersetzt, welche sich dann ebenfalls einfacher entfernen ließe.
Wünschenswert, jedoch unwahrscheinlich, stellt eine optionale Entfernung der Systemsteuerung dar. Viele Nutzer wünschen sich seit Ewigkeiten, dass das Urgestein endlich vollständig entfernt wird. Im Zuge der Entwicklung von Windows Core OS wird Microsoft auch die neuen Einstellungen nochmal stark erweitern. Der Arbeitsaufwand würde sich allerdings nicht rentieren, denn es gibt vereinzelt Momente, bei denen der Zugriff auf die Systemsteuerung doch von Nöten wird. Auch wenn es nur alte Treiber sind.
Zusammenfassung: Windows 10 schlägt seine Vorgänger in der Konfigurierbarkeit!

Optionale Features werden zukünftig eine größere Rolle unter Windows spielen. Deswegen verbesserte man diesen Punkt in den Einstellungen stark.
Windows 10 trägt den Titel, sehr viel Bloatware an Board zu haben. Dies wird sich mit Windows 20H1 endgültig ändern. Noch nie in der Geschichte von Windows NT ließen sich Komponenten, wie Paint oder Editor, deinstallieren. Zuletzt war dies bei der Installation von Windows 98 möglich, bei dem man wirklich genau auswählen konnte, was auf den Rechner soll.
Windows 20H1 wird somit ein Hauch von der Modularität seines Nachfolgers abbekommen.
Wirklich guter Artikel! Ich persönlich hoffe, dass das nur ein kleiner Vorgeschmack auf Modern/Core OS sein wird. Dann hoffentlich auch ohne Win32-Altlasten.
Danke. Jop, wird es 🙂
Nachteil als Vorteil hervorgehoben?
Da wird damit geworben, daß Notepad nun nicht mehr dabei ist und andere Programme wie Paint optional sind.
Dabei ist es ein Nachteil.
Denn bisher konnte man unter Windows davon ausgehen, daß diese Programme seit Windows 95 immer dabei sind.
Notepad gar seit mindestens WIndows 3.0. Und MSPaint hieß dort nur anders: PBrush.
Das hatt etwas mit Abwärtskompatiblität zu tun. Es gibt soviel bessere Editoren als Notepad. Zum Beispiel Notepad++. Aber Notepad ist bereits auf dem System installiert.
Und genauso wie man sich als Entwickler auf APIs verlassen kann, auf die ich bei jedem Windows zugreifen kann, gibt oder gab es bestimmte Programme, die immer dabei sind.
Will zum Beispiel ein Entwickler eines Programms, aus dem Programm raus, die beigefügte Readme-Datei aufrufen, dann konnte er bisher einfach ein Notepadfenster öffnet, in das die Datei geladen wird.
Ein solches Programm wird in zukünftigen Windows-Versionen dann also nicht meher die Readme direkt anzeigen können, sondern ein „It looks like Notepad is not installed. Would you like to install it?“-Dialog anzeigen.
Und sollte Notepad erst noch aus dem Internet runtergeladen werden müssen, dann wird die Anzeige des Readmes komplett scheitern, wenn der Rechner offline ist.
„Beispielsweise ersetzt Microsoft den gesamten System-Unterbau durch einen neuen Kernel, in dem jahrelange Arbeit steckt.“
Wie ich hier schon mehrfach schrieb, hoffe ich an der Stelle wieder, daß zumindest der Kernel OpenSource seind wird. Denn Windows ist das letzte größere Betriebssystem, wo selbst der Kernel ClosedSource ist, was erhebliche Nachteile hat.
Je mehr sich Windows von Win32 trennt und seine „altlasten“ loswird und damit auch seine Abwärtskompatiblität ablegt, desto mehr müssen sie sich mit den anderen Betriebssystemen messen. Dann reicht es nicht mehr, der alte Platzhirsch zu sein. Denn Windows wird ja aktuell gerade WEGEN seiner Abwärtskompatiblität genutzt.
Grüße
theuserbl
Der Entwickler konnte kein Notepad-Fenster öffnen. Er hat die Datei aufgerufen, anhand der im Betriebssystem festgelegten Parameter. Und das OS startete dann den Editor der als Standard für txt-Files vordefiniert war. In Zukunft wird dies dann LibreOffice, MS-Office oder sonst etwas sein. Oder aber es geht ein Fenster auf, dass den Anwender darüber informiert, dass kein Programm zum Öffnen vorhanden ist und ihn dann zum Store weiterleitet. Dort kann er sich dann den Editor herunterladen, um die Datei anzuzeigen.
Hört sich ja alles ganz prima an. Und was ist, wenn das Gerät offline ist?
Naja das Gerät wäre ja nur betroffen, wenn es irgendwann das Update mal eingespielt bekommen würde. Wenn es offline ist, wird es das wohl kaum selbst machen. Ein Update z.B. via Stick erfolgt in der Regel nicht durch den User, sondern durch entsprechendes Personal. Das sollte dann diese Besonderheiten wissen und die optionale App dann entsprechend installieren.
Schreibe ich es auch hier noch mal.
Es wird ja nicht immer so programmiert, daß das entsprechende Programm für eine txt-Datei genutzt wird.
Manchmal gibt es auch einfach ein
system(„C:\\windows\\system32\\notepad.exe README.txt“);
im Programm.
Ist zwar unschön, aber es läuft auf allen Windows-Versionen.
Man könnte noch C:\windows durch %SystemRoot% ersetzen, falls es woanders installiert wurde.
Aber letztendlich konnte man bisher von der Existenz von Notepad ausgehen.
Man kann auch nur wegen einer Abwärtskompatibilität zu 30 Jahre alten Geräten ewig an alten Zöpfen festhalten … irgendwann muss einfach mal Schluss damit sein. Es sollte zumindest für diejenigen, die diese Abwärtskompatibilität nicht brauchen, möglich sein, darauf zu verzichten. Was aber natürlich auch heißen muss: standardmäßig ist der Mist nicht installiert, nur wenn ich ihn doch noch brauche, weil ich einfach nicht davon loskommen will, dann installier ich mir halt den Dreck wieder …
Ich kann dieses ewige Gejammere nicht mehr hören … ist genauso schlimm wie diejenigen, die behaupten Windows 7 wäre um Welten besser als Windows 10 … Aufwachen ist angesagt …
Finde die Entwicklung sehr gut, habe das ganze Zubehör fast nie gebraucht. Wenn dadurch das System schlanker wird, um so besser.
Um wieviel Megabyte, oder sind es Kilobyte, geht es denn? Dieses Argument ist bei diesen Mini-Tools Blödsinn, tschuldigung. Daß Microsoft solche „Win32 Desktop only“ Tools aus dem Standardimage raus haben will um das Betriebssystem noch mehr Geräte-unabhängig zu bekommen, ist ja nachvollziehbar. Nur wenn der Firma das unterstützen anderer Gerätearten als Desktop/Notebooks so wichtig ist, wieso killt sie dann gezielt die einzige andere am Markt relevante Gerätekategorie Smartphone? Ohne diese ist es leider sinnlos geworden, beim Betriebssystem das anno 2012 eigentlich sinnvoll angegangene Ziel weiter zu verfolgen, Geräte-unabhängig zu sein. Da müsste Microsoft oder deren Hardware Partner schon auch dazu passende Geräte zur Hand haben. Ohne solche wird das nichts und bleibt eine Totgeburt.
Daß Microsoft mit der Vorgehensweise die kleinen Windows Mobilgeräte und insbesondere Smartphones aufzugeben voll in die Kacke gelangt haben, haben ja selbst Gates und Nadella bereits eingeräumt. Tja, Quartalszahlen alleine retten die Firmenstrategie eben nicht auf Dauer…
hi950 (ich tippe gerade vom 950XL), mein Kommentar war nicht so substanziell gedacht wie Deine Antwort.
Ich finde das Wort Totgeburt übrigens unsäglich, ebenfalls Tschuldigung. So hat eben jeder seine Ansichten…