Lenovo versucht sich in letzter Zeit durch eine Reihe von Funktionen von anderen Herstellern abzuheben. Einerseits gehört dazu, dass man die 900-Serie an Flaggschiff-Notebooks von Grund auf neu positioniert hat als absolute High-End Notebooks ohne Kompromisse. Daneben wirbt man allerdings mit einigen innovativen Zusatzfunktionen, die man unter dem Deckmantel der „künstlichen Intelligenz“ seinen Nutzern verkauft.
Was sind „AI-Features“ bei einem Laptop?
Die Funktionen haben in Wahrheit nichts mit künstlicher Intelligenz zu tun, allerdings ist es gerade so in Mode, wirklich jede Technologie irgendwie mit AI oder Machine Learning in Verbindung zu bringen. Das Lenovo Yoga C940 erbt beispielsweise ein „AI-Feature“ des Yoga S940, welches der Hersteller „Zero Touch“ nennt. Im Wesentlichen erkennt das Notebook, ob der Nutzer davor sitzt oder nicht. Auf diese Weise kann das Lenovo Yoga-Notebook bei Abwesenheit gesperrt werden, Videos pausieren oder das Display wieder einschalten, wenn der Nutzer zurückkehrt. Das bezeichnet Lenovo als „AI Feature“. Technisch gesehen nutzt man schlichtweg Umgebungslichtsensoren, um eine heran- oder abtretende Person zu erkennen. Setzt sich ein Hund vor das Lenovo Yoga S940 auf den Schreibtisch-Sessel, dann geht das Notebook auch an. Wir könnten unter Umständen von Machine Learning sprechen, wenn das Notebook so Mensch und Tier unterscheiden könnte, aber auch selbst dann nicht von einer KI.
AI = if-else-Anweisungen
Es ist aber zweifellos ein Industrietrend, heutzutage alles und jeden als künstliche Intelligenz zu bezeichnen. Dass Lenovo hier einer simplen if-else-Anweisung den AI-Anstrich verleiht, das sollte man dem Hersteller daher nicht übelnehmen. Vielmehr ist es lobenswert, dass Lenovo solche Funktionen überhaupt implementiert. Ob nun AI oder nicht, nur Lenovo bietet diese Features und man hebt sich so von der Konkurrenz ab.
Mit dem neuen Lenovo Yoga C940 erweitert man diese Suite an „AI-Funktionen“. Weiterhin vorhanden ist das Verschleiern des Hintergrunds in Videotelefonaten, die Möglichkeit, während der Nutzung externer Displays basierend auf den Fokus des Nutzers das aktive Display zu wechseln und davor zu warnen, wenn jemand dem Anwender bei der Arbeit über die Schulter guckt. Diese Funktionen erbt das Yoga C940 allesamt von seinem Laptop-Äquivalent, dem Yoga S940.
Q-Control
Neu ist dafür der Intelligent Cooling Mode, wozu uns Lenovo in der Pressemeldung ein nichtssagendes Buzzword nach dem anderen liefert.
Über die Tastenkombination FN+Q kann der Anwender das Lenovo Yoga C940 in den Intelligent Cooling Mode umschalten. In diesem Modus wird die Kühlung sowie die Performance des Rechners basierend auf den Bedürfnissen des Nutzers optimiert. Selbstverständlich verpackt Lenovo den Begriff „Machine Learning“ gekonnt in denselben Absatz der Pressemeldung, wo man dieses Feature ankündigt. Dieser Modus habe die Möglichkeit, die Akkulaufzeit des Notebooks dynamisch zu verbessern, indem die „thermischen Eigenschaften“ des Computers beobachtet und basierend darauf – selbstverständlich mithilfe von künstlicher Intelligenz – der Lüfter gesteuert wird. Das ist ein sinngemäßes Zitat aus der Lenovo-Pressemeldung und wüsste ich es nicht besser, dann hätte ich jetzt absolut keine Ahnung, was das bedeutet. Aber ich weiß eben ganz genau, was Lenovo mit dem Intelligent Cooling Mode meint und zugegeben, es ist ein ziemlich cooles Feature.
Was geschieht denn nun tatsächlich, wenn ein stolzer Besitzer des „AI-betriebenen“ Lenovo Yoga C940 die Q-Control aktiviert? Jedenfalls nichts, was auch nur ansatzweise mit AI zu tun hat. Das Notebook kann erkennen, vermutlich dank einer Kombination aus Sensoren, ob es am Schreibtisch oder auf einer weichen Oberfläche, zum Beispiel einem Bett, liegt. Befindet es sich am Bett, schraubt man die Performance herunter, da die aktive Kühlung mit den Lüftern ohnehin ineffizient wäre.
Lenovo bietet nützliche Zusatzfunktionen
Ganz unabhängig davon, wie sehr ich diese falsche Bezeichnung als „AI-Features“ missbillige, so sind die im Lenovo Yoga C940 enthaltenen Zusatzfunktionen zweifellos innovativ und auch nützlich. Man muss anerkennen, dass Lenovo seinen Kunden damit praktische Features anbietet, welche die anderen Hersteller nicht haben.
Der Intelligent Cooling Mode ist für die meisten Anwender sicherlich eine praktische Funktionalität, die ihren Dienst im Hintergrund verrichten kann. Wenn man das Gerät nämlich im Bett verwendet, verhindert dieser Modus kontraintuitiv zum üblichen Kühlungsverhalten des Systems, dass die volle Performance abgerufen und die Lüfter sinnlos durchdrehen. Im Bett braucht man im Regelfall ohnehin selten die volle Leistung des Geräts. Genauso ist auch das Pausieren von Videos und das Einschalten des Bildschirms beim Annähern zum Notebook ein Nice-to-Have.
Quelle: Lenovo