Der heimische Computer ist nicht immer nur ein reines Gerät zur Unterhaltung. Viele Menschen arbeiten im Home Office und nutzen dabei parallel ihren privaten PC. Doch auch Hobbyisten haben immer häufiger professionelle Ansprüche, insbesondere, wenn sie in ihrer Freizeit oder als selbstständige Nebenbeschäftigung kreativ tätig sind.
Zumeist gehen sie dabei autodidaktisch vor und eignen sich ihr Wissen nach und nach an. Nicht selten sind Enthusiasten und Freelancer in ihren Fähigkeiten den Profis mindestens ebenbürtig und können hervorragende Arbeit ableisten. Auch ihre Ausrüstung steht dem Inventar von professionellen Studios in nichts nach.
Grafik- und Webdesign, Video- und Audioproduktion oder CAD: Wer sich am Rechner künstlerisch betätigt, hat sehr spezifische Anforderungen an das Arbeitsgerät. Wer vielleicht an einem solchen Hobby Interesse hat und einsteigen möchte, könnte hier erfahren, auf was man beim Ausrüsten des Arbeitsplatzes grundsätzlich achten sollte. „Grundsätzlich“ deshalb, weil dieser Ratgeber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Detailfragen und -anmerkungen könnt ihr gerne in den Kommentaren an die anderen Leser richten!
Der Rechner als Grundlage
Wenn der Windows-PC zum Arbeitsgerät wird, selbst, wenn nur der Spaß an der Sache im Vordergrund steht, steigen die Anforderungen an die Leistung automatisch. Wenn man viele Stunden lang an einer Sache arbeitet werden Ladezeiten und Ruckler zu einer Tortur.
Daher sollte die Leistung des Rechners, vor allem bezüglich Prozessor, Arbeitsspeicher und gegebenenfalls Grafikkarte auf jeden Fall ausreichend gewählt werden. Dabei kann man sich gut an den empfohlenen Systemanforderungen der Software orientieren, die hauptsächlich verwendet werden soll. Auch SSD-Speicher ist praktisch Pflicht, da er die Ladezeiten deutlich verringert.
Da eure Daten sehr wichtig sind, wenn viel Arbeit darin steckt oder sogar Geld damit verdient wird, sollten diese auf jeden Fall richtig gesichert werden. OneDrive ist dafür eine gute Möglichkeit, die vor allem bei kleineren Datenmengen genutzt werden sollte.
Wer riesige Datenvolumen abspeichert oder lieber guten, alten physischen Speichermedien vertraut, kann sich auch überlegen, zwei Festplatten im RAID-Level 1 Verbund zu nutzen. Gut angesehene Anbieter für geeignete NAS-Lösungen sind Synology und QNAP. Alle Daten werden dann automatisch auf der zweiten Festplatte gespiegelt. Somit ist immer ein top aktuelles Backup vorhanden.
Worauf man ebenfalls achten sollte: Sobald es etwas professioneller zugeht, sollte man beim Betriebssystem ebenfalls auf die Professional-Variante anstatt Home oder Windows 10 S setzen. Windows 10 Professional hat mit BitLocker ein Verschlüsselungsfeature, das sehr vorteilhaft für die selbstständige Arbeit ist.
Je nachdem, welche Art der medialen Arbeit man durchführen möchte, kommen sehr spezifische Anforderungen dazu, die man dringend beachten sollte. Hier gilt häufig: Wer dies nicht von Anfang an beachtet, aber immer tiefer in die Materie eintaucht, kommt häufig nicht umhin nachzukaufen.
Grafik, Fotografie und so weiter
Wer fotografiert oder digitale Grafiken entwirft, benötigt als erstes einmal einen Rechner, der die Mindestanforderungen für die jeweilige Software erfüllt. Programme wie Photoshop sind glücklicherweise nicht besonders Hardwarehungrig und laufen auf fast allen aktuellen PCs.
Einige Funktionen benötigen dringend die 3D-Beschleunigung einer dedizierten Grafikkarte. Für normale 2D Pixel- oder Vektorgrafiken ist jedoch keine besonders schnelle, teure Karte notwendig. Wichtig ist nur, dass eine vorhanden ist, da sonst diverse Features von Photoshop nicht richtig funktionieren.
Darüber hinaus ist ein guter Bildschirm das A und O für jegliche Grafikarbeit. Dabei gibt es verschiedene Faktoren, die in die Entscheidung einfließen:
Größe: Eine aktuell häufig gewählte Bildschirmdiagonale sind die 27 Zoll. Diese ist groß genug, dass auch komplexe Software mit vielen Bedienelementen noch Platz für die Grafiken lässt, ohne überfüllt zu wirken. Gleichzeitig ist er noch nicht so groß, dass er bei einem normalen Sitzabstand unübersichtlich wird.
Auflösung: Die Full-HD-Auflösung 1.920 x 1.080 ist prinzipiell der Minimum-Standard. Da 4K immer mehr an Relevanz gewinnt, sind jedoch QHD (2.560 x 1.440) und volle 4K (3.840 x 2.160) immer häufiger vertreten.
Panel und Farbechtheit: Die meisten günstigen Monitore verfügen über ein TN-Panel. Diese sind dank ihrer schnellen Reaktionsraten eher für Spieler gedacht, ambitionierte Grafiker sollten daher zu einem IPS-Panel greifen. Diese sind zwar teurer, können jedoch mit einer deutlich besseren Farbtreue aufwarten. Diese wird beispielsweise in Relation zum gesamten AdobeRGB-Farbraum angegeben. Je höher die Prozentzahl ist, desto präziser wird jede Farbe angezeigt, 99 Prozent ist hier ein Wert, nach dem man sich richten kann.
Bildwiederholfrequenz: Je höher diese ist, desto sauberer stellt der Monitor Bewegungen dar. Dadurch wird das Bild angenehmer für die Augen. Modernere Monitore erreichen anstatt der standardmäßigen 60 häufig 144 oder 240 Hertz. Für die Arbeit an unbewegten Bildern ist ein Monitor mit einer erhöhten Hertzzahl nicht dringend notwendig.
Für 3D-Modellierung in CAD-Programmen wird jedoch eine leistungsfähige Grafikkarte benötigt. Doch da CAD-Programme etwas anders funktionieren als Computerspiele, sind gewöhnliche Gaming-Karten nicht unbedingt optimal. Für die Arbeit mit 3D-Modellen werden dafür von NVIDIA spezielle Chips hergestellt, diese erkennt man am Namen „Quadro“.
Sowohl bei Grafikkarten als auch den CAD-Programmen gibt es verschiedene Ausführungen, die für unterschiedliche Anwendungsarten geeignet sind. Daher ist es wichtig, sich vor dem Kauf genau zu informieren, welche die richtige Karte ist und welches Tool passt. Dafür gibt es Softwareanbieter, die individuell beraten können, damit keine teure Fehlinvestition passiert.
Audio und Musik
Wer mit Ton arbeitet, also beispielsweise Musik aufnimmt oder digital produziert, bewegt sich in einem völlig anderen Spektrum. Gerade unter Audiophilen hören die Diskussionen um die optimale Ausstattung nie auf (viele Grüße ans Hifi-Forum), da sich ab einem bestimmten Niveau die Unterschiede in einem für Laien kaum wahrnehmbaren Bereich befinden.
Der Computer wird dann zur DAW (Digital Audio Workstation). Auf dieser sollten sämtliche Meldungstöne und sonstige störende Hintergrundfunktionen wie automatische Update-Programme ausgeschaltet werden, damit vor allem die Aufnahme von Spuren nicht gestört werden kann.
Auch der PC selbst sollte mit Bedacht auf die Audiobearbeitung konstruiert werden. Keine zu laut drehenden Lüfter sollten den Klang stören, weshalb ein zusätzlicher CPU-Lüfter dringend empfehlenswert ist. Dazu gibt es noch für einen fairen Aufpreis gedämmte Gehäuse.
Bezüglich der Ausstattung sollte Folgendes beachtet werden:
Audiointerface: Praktisch eine externe Soundkarte, die sowohl wichtige Anschlussarten wie eine 6,35 mm-Klinke als auch eine stark verbesserte Tonqualität bringt. Es gibt sie in allen Preisklassen, aber schon recht günstige Geräte sind eine Verbesserung.
Lautsprecher: Ein guter Studio-Kopfhörer ist zwar bereits ein wichtiger Schritt, aber wer Musik produziert, sollte dringend einen Satz Stereo-Studiomonitore verwenden. Nur so wird sichergestellt, dass beim Mixen alles richtig wahrgenommen wird. Anlaufstelle Nr. 1 ist diesbezüglich das Musikhaus Thomann.
Raumeinrichtung: Um die richtige Akustik zu erreichen, sollte der Arbeitsraum zumindest um den Arbeitsplatz herum so ausgestattet werden, dass Schall absorbiert wird. Mit günstigen Schaumstoff-Absorbern, die an Wänden und Decke angebracht sind, kann man bereits viel erreichen. Wer auf einem höheren Niveau arbeitet, benötigt zusätzlich Bassfallen für sehr tiefe Frequenzen.
Videoproduktion
Bei der Arbeit mit Bewegtbildern, zu denen für gewöhnlich noch Ton hinzukommt, hat man nun die Kombination der beiden Medien auf dem Tisch. Für den Videoschnitt muss jedoch ein wesentlich leistungsfähigerer PC her als bei der Arbeit mit 2D-Grafiken.
Vor allem Arbeitsspeicher und Festplattenkapazität werden schnell ausgereizt, aber auch die Prozessorleistung ist für das Rendern von sehr hoher Bedeutung. Besonders in Zeiten von 4K-Videos hat man es mit sehr großen Datenmengen zu tun (von einer GoPro-Kamera benötigt das Rohmaterial etwas über 450 Megabyte pro Minute) wodurch auch der Prozessor gute Arbeit leisten muss.
Ein moderner Mehrkern-Prozessor der Ryzen-Baureihe von AMD oder Intel Core i5, i7 oder i9 und acht oder besser 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und eine dedizierte Grafikkarte mit mindestens 4 GB Grafikspeicher sollte dabei die Basis bilden.
Auch wenn extreme Datenmengen auch heute noch auf klassischen HDD-Festplatten abgelegt werden, ist eine SSD auch im Videoschnitt-Rechner absolut Pflicht. Windows, die Daten und Programme, die man gerade nutzt, sollten sich für eine bestmögliche Arbeitsgeschwindigkeit darauf befinden, der Rest kann auf einer HDD „brach“ liegen.
Beim Monitor gelten ähnliche Anforderungen wie bei der Bildbearbeitung. Farbtreue und eine große Arbeitsfläche sind auch hier wichtiger als schnelle Reaktionszeiten. Besonders, wer mit flachem Rohmaterial aus Profi-Kameras arbeitet, ist auf eine perfekte Farbwiedergabe und einen gut kalibrierten Bildschirm angewiesen.
Ideal sind auch zwei Monitore die parallel betrieben werden. Die Grafikkarte kommt ins Spiel, wenn viele computergenerierter Bildinhalte (CGI) beispielsweise aus Adobe After Effects verwendet werden. Dann ist eventuell auch eine Quadro-Karte von Vorteil. Für gelegentliche, kleinere Effektarbeit reicht eine Gaming-Karte.
Schlusswort
Wie schon eingangs angedeutet, erheben wir an dieser Stelle keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dieser Beitrag fasst nur gewisse Erfahrungswerte zusammen. Allen Ratschlägen gemein ist, dass sie eine grundlegende Struktur in der Vorgehensweise voraussetzen. Wer wahllos den digitalen Warenkorb füllt, kauft zweimal oder gibt zu viel aus.
Wir freuen uns übrigens schon auf eure Ergänzungen, Tipps usw.
Bildquellen:
Bild 1 (Titelbild): rupixen / pixabay.com
Bild 2: oripdx / pixabay.com
Ergaenzung : Das entsprechende Gegenstueck zu einer Nvidia Quadro von AMD hoert auf den Namen AMD Radeon PRO.
Das Titelfoto ist ein MacBook Pro… ?