In dieser Anleitung zeigen wir euch Schritt für Schritt, wie ihr Windows 10 X auf jedem beliebigen Gerät installieren könnt. Hervorragende Kandidaten wären euer altes Notebook, oder ein günstiges Windows-Tablet. Hauptsache die darin verbaute Hardware ist einigermaßen auf Augenhöhe der Zeit.
Windows 10 X ist eine neue Version von Windows, die in Zukunft ihre Verwendung auf günstigen Notebooks findet. Das neue System hebt sich durch komplett neu programmierte Elemente vom bisherigen Windows 10 ab. Aus diesem Grund besteht ein hohes Interesse daran, dass System einmal selbst auszuprobieren. Doch anders als klassische Betriebssysteme liefert Microsoft das neue Windows 10 X nicht als installierbare ISO-Datei aus. Stattdessen muss man ein eigenes Image erstellen, welches für das jeweilige System zugeschnitten ist. Als wäre man ein Computer-Hersteller, der ein ein vorgefertigtes Windows für das Gerät einrichten möchte.
Anforderungen
- Anwender:
- Sicherer Umgang mit der Eingabeaufforderung.
- Erfahrungen mit der Installation von Betriebssystemen, zwecks Booten vom USB-Stick.
- Ein paar Stunden Zeit.
- Host-System (auf dem wir das Image anfertigen):
- Windows 10 muss mindestens in der Version 2004 installiert sein, am optimalsten wäre die neuste Insider-Version.
- 20 Gigabyte freien Speicherplatz für das Image sowie die PE-Umgebung.
- Einen leeren USB-Stick mit mindestens 8 GB Speicherplatz.
- Gast-System (auf dem das System installiert wird):
- Muss Systeme vom USB-Stick booten können.
- Secure Boot muss im UEFI deaktivierbar sein.
- Mindestens 100 GB Speicherplatz auf dem Speichermedium, worauf später das System installiert werden soll.
- Zur Einrichtung benötigt Windows 10 X eine Internetverbindung via LAN-Kabel / USB-C.
- Im Bestfall einen installierten DCH-Grafiktreiber.
Schritt 1: Vorbereitungen treffen, Tool herunterladen
Der erste Schritt zur Installation von Windows 10 X auf jedem beliebigen Gerät besteht in dem Download eines Tools. Es wurde entwickelt von Albacore und vereinfacht den Prozess erheblich.
Ihr müsst die ersten beiden Schritte auf dem Gast-System ausführen. Falls es sich um ein schwaches Gerät handelt, empfiehlt sich den Ordner des Tools samt extrahierten Treibern auf euren Arbeitscomputer zu übertragen. Dort führt ihr dann mit den weiteren Schritten fort, welche erheblich von einer höheren Prozessorleistung profitieren.
- Ladet euch das Windows Device Image Creator-Tool hier herunter (MEGA).
- Es handelt sich um eine .7z-Datei namens MiniKit1. Diese entpackt ihr mit einem Archivierungsprogramm, empfohlen sind WinRar oder 7 Zip.
- Falls eine NVIDIA-Grafikkarte verbaut ist, empfiehlt sich der Download des folgenden Patches: Download NvidiaFix .zip (MEGA)
Zur Installation zieht ihr die beiden enthaltenen Dateien in den entpackten Ordner aus Punkt 2. - Innerhalb der entpackten Version von MiniKit1 befinden sich viele Dateien. Unser Hauptaugenmerk liegt bei DevImgGen.exe. Diese solltet ihr auf dem Computer ausführen, auf dem ihr Windows 10 X installieren möchtet.
Schritt 2: Treiber exportieren und Konfiguration erstellen
Windows 10 X kommt vollständig ohne vorinstallierte Treiber aus. Damit das System starten kann, müssen wir unsere Gerätetreiber in das Image einbinden. Bei diesem Prozess greift uns das soeben heruntergeladene Tool unter die Arme.
- Führt DevImgGen.exe aus.
- Wählt die erste Option Export drivers from this PC.
- Im nächsten Bildschirm könnt ihr den Pfad beim Standardwert belassen und einfach auf Start export klicken.
- Nachdem der Export abgeschlossen wurde, bietet einem das Tool direkt den nächsten Schritt an.
Wir nehmen die Hilfe gerne an und klicken auf die frisch erschienene Schaltfläche Build an image with the exported driver set. - Erneut könnt ihr alles bei den Standardeinstellungen belassen und auf Process drivers klicken.
- (Optional) Falls ihr nun auf eurem Arbeitscomputer fortführen möchtet, übertragt den gesamten Ordner des Tools darauf.
Schritt 3: Windows 10 X-Image herunterladen
Damit wir Windows 10 X überhaupt installieren können, benötigen wir als nächstes die Systemdateien.
- Ladet euch den UUPMediaCreator von GitHub herunter.
- Extrahiert die Zip-Datei.
- Shift + Rechtsklick auf den extrahierten Ordner und wählt PowerShell-Fenster hier öffnen aus.
Selbstverständlich funktioniert Open in Windows Terminal ebenfalls. - Kopiert den für euren Prozessortypen geeigneten Befehl und fügt ihn mittels Rechtsklick in das PowerShell-Fenster ein.Für 64-Bit/X86-Prozessoren:
.\UUPDownload.exe -o dlfolder -s Lite -t amd64 -r External -b Dev -a CB -c fe_release_10x -v 10.0.20279.1002 -z TestFür ARM64-Prozessoren:
.\UUPDownload.exe -o dlfolder -s Lite -t arm64 -r External -b Dev -a CB -c fe_release_10x -v 10.0.20279.1002 -z Test - Der Download-Vorgang benötigt je nach Internetverbindung ein bis drei Stunden. Die ungefähre Downloadgröße beträgt 5 Gigabyte.
Falls das Script mal hängen bleibt, kann man den aktuellen Dateidownload mittels STRG + C abbrechen. Außerdem speichert das Tool zum Glück seinen Downloadfortschritt, wodurch sich bei einem zweiten Durchlauf auch rot markierte Manifest-Fehler nachholen lassen. - (Optional) Führt den Befehl aus Schritt 4 am besten nochmal aus, damit das Skript ggf. aufgetretene Fehler nachholt.
Nachdem Download sollte der Ordner dlfolder innerhalb des UUPMediaCreators erscheinen. Darin enthalten ist ein Unterordner, benannt nach der Windows-Buildnummer. Navigiert zu diesem Ordner, denn mit ihm führen wir nun fort.
Schritt 4: Image bearbeiten
Im vierten Schritt dieser Anleitung müssen wir die Ordnerstruktur des Download-Ordners so verändern, dass sie vom Tool anerkannt wird.
- Downloadet overlay.zip (GitHub).
- Verschiebt den gesamten Ordnerinhalt in den Unterordner von dlfolder, worin unser 5 Gigabyte schweres Windows 10 X-Image liegt.
- Führt die Datei fixup.bat aus. Das Tool läuft in sekundenschnelle durch und verändert maßgeblich die Ordnerstruktur.
- Benennt den Ordner FM in FMFiles um.
- Es fehlen noch ein paar .xml-Dateien für den FMFiles-Ordner. Diese müssen wir leider allesamt selbst finden. Dazu machen wir Gebrauch von der Suchfunktion des Windows Explorer.Gibt die jeweils untenstehenden Begriffe in das Suchfeld oben rechts ein. Der Explorer sollte nach kurzer Wartezeit eine .cab-Datei als Suchergebnis auflisten. Innerhalb der Cab befindet sich eine .xml-Datei, dessen Name unserem Suchbegriff gleicht. Diese schiebt ihr dann in den FMFiles-Ordner. Wiederholt werden muss der Prozess für alle vier Dateien!Suchbegriffe:
- WindowsCoreInternalOnlyFM
- WindowsCoreNonProductionFM
- ModernPCSelfhostFM
- ModernPCNonProductionFM
Schritt 5: Image mit der erstelleten Konfiguration zusammenführen
- Führt erneut die DevImgGen.exe aus, doch wählt diesmal die dritte Option aus.
- Gebt folgende Dateipfade an:
Pick a folder containing OS packages – navigiert in den entpackten Ordner des UUPMediaCreators und wählt den Unterordner von dlfolder, den wir gerade mit den FMFiles befüllt haben.
Where you want to save the image? – Sucht euch ein Dateiformat, Ablageordner sowie Dateinamen für euer fertiges Windows 10 X Image aus. Wenige Zeilen weiter unten findet ihr eine Entscheidungshilfe bezüglich des Dateiformats.
Pick a folder containing driver configuration packages – hier navigiert ihr zu dem Ordner, in dem die DevImgGen.exe liegt und wählt den Ordner mit dem Namen MyDevice aus.Entscheidungshilfe für das Windows 10 X Image-Format:
VHDX – für den Einsatz innerhalb einer virtuellen Maschine. Erlaubt das direkte Booten von diesem Abbild. Einfach als Festplatte einbinden.
FFU – für den Einsatz zur direkten Installation auf einem Gerät. Dieses Image überträgt man auf einen USB-Stick und installiert es via WinPE-Umgebung. - Die Checkbox Set up display fallback ist optional. Es wird dennoch empfohlen, die Option anzuhaken. Vor allem falls ihr keinen Grafiktreiber installiert habt oder Windows 10 X auf einer virtuellen Maschine nutzen möchtet.
- Nachdem ihr auf Start building geklickt habt, öffnet sich ein Fenster der Eingabeaufforderung. Dort läuft ein Skript ab, das erneut einiges an Zeit beansprucht.Behaltet das Fenster bitte im Auge, denn bei mir pausierte sich das Skript mehrmals. Bei Albert nicht. Falls dies bei euch ebenfalls der Fall ist, was sich am nicht ändernden Status für mehrere Minuten erkennen lässt, vergewissert euch mittels Task-Manager. Bei 0% CPU sowie Datenträgerauslastung, kann man die Eingabeaufforderung mittels Enter-Taste aufwecken. Ihr müsst eine Menge Geduld mitbringen.Um den Prozess erheblich zu verschnellern, empfiehlt sich die Deaktivierung vom Echtzeitschutz des Windows Defenders. Dies sollte nur mit Bedacht geschehen!
Nachdem der Prozess abgeschlossen wurde, sollte das fertige Image in dem von euch ausgewählten Ausgabeordner in Form des gewählten Formats liegen. Alle weiteren erstellen Dateien einfach ignorieren.
Schritt 6: USB-Stick vorbereiten, um damit Windows 10 X auf einem realen Gerät zu installieren
Ab hier geht das Tutorial nur für die Leute weiter, die Windows 10 X als reales System auf einem Gerät installieren möchten. Falls ihr die VHDX für eine Virtualisierunslösung gewählt habt, dann endet ab diesem Punkt die Anleitung für euch. Achtet beim Start der VM darauf, dass ihr die VHDX als Festplatte einbindet.
Der sechste Schritt setzt den USB-Stick voraus. Er sollte unbedingt leer sein, ansonsten verliert man alle darauf gespeicherten Dateien. Zudem sollte die Gesamtgröße mindestens 8 Gigabyte umfassen. Wir formatieren den USB-Stick in zwei Partitionen, damit wir auf einer WinPE und auf der anderen die ffu-Datei installieren können.
- Steckt den USB-Stick in euren Computer.
- Öffnet die Windows Eingabeaufforderung.
- Gibt folgende Befehle ein, außer die Kommentare in den Klammern:
- diskpart
- list disk (listet alle installierten Datenträger eures Computers auf)
- select disk X (X sollte euer USB-Stick sein, den ihr in der Liste ausfindig macht)
- clean
- create partition primary size=2048
- active
- format fs=FAT32 quick label=“WinPE“
- assign letter=P (erstellt die Partition namens WinPE mit dem Laufwerksbuchstaben P. Falls dieser bei euch belegt ist, wählt einen anderen. Merkt euch den Buchstaben)
- create partition primary
- format fs=NTFS quick label=“Images“
- assign letter=I (gleiches wie bei P, nur diesmal heißt die Partition Images)
- exit
- Schaut nun im Windows Explorer unter Dieser PC nach, ob die Laufwerke F und P aufgetaucht sind.
Schritt 7: ffu-Image + WinPE auf dem USB-Stick bereitstellen
Anders als be iISOS kann man nicht von einer ffu-Datei booten. Diese muss mittels einer Windows PE-Umgebung auf ein Laufwerk übertragen werden. Dazu laden wir uns nun die WinPE-Umgebung herunter, installieren sie auf unseren USB-Stick und verschieben noch das ffu-Image darauf.
- Begebt euch auf diese Seite (Microsoft Docs), um Windows ADK samt dem Windows PE-Plugin herunterzuladen.
Download the Windows ADK
Download the Windows PE add-on for the ADK - Führt adksetup.exe aus und installiert das Programm auf euren PC. Bei der Auswahl der Features reicht einzig und allein der Haken bei den Bereitstellungstools / Deployment Tools.
- Führt adkwinpesetup.exe aus und installiert die Erweiterung. Sie benötigt circa. 5,5 Gigabyte freien Speicherplatz.
- Startet eure Windows-Installation zur Sicherheit einmal neu.
- Im Startmenü erscheint der neue Eintrag Umgebung für die Bereitstellungs und Imageerstellungstools. Führt diesen als Administrator aus (Rechtsklick -> Mehr -> Als Administrator ausführen).
- Gibt folgende Befehle ein:
- copype amd64 C:\WinPE_amd64
- MakeWinPEMedia /UFD C:\WinPE_amd64 P: (kopiert die WinPE auf das Laufwerk P: (WinPE). Falls ihr vorhin einen anderen Buchstaben gewählt habt, dann tragt diesen ein).
- Bestätigt die auftauchende Warnung, dass ihr alle Daten auf dem Datenträger verliert, mit J.
- Kopiert eure bei Schritt 5 erstellte .ffu-Datei auf das Laufwerk I: (Images) via Windows Explorer.
Schritt 8: ffu-Image auf den PC kopieren (Windows 10 X auf eine Festplatte installieren)
Der letzte Schritt dieser Anleitung findet in der Windows PE-Umgebung statt. Etwas ungünstig hierbei ist das englische Tastaturlayout, auf dem Sonderzeichen anders platziert sind. Hier müsst ihr in der Nähe der Umlaute auf gut Glück ein paar Tasten ausprobieren. Alternativ kann ein Bild einer Qwerty-Tastatur helfen.
- Bootet vom USB-Stick.
- (Optional) Bei Geräten mit mehreren Laufwerken empfiehlt sich nachzuschauen, welchen Buchstaben der gewünschte Installationsort besitzt.
- diskpart
- list disk (in der Liste nun anhand der Speichergrößen erkennen, auf welchem Datenträger Windows 10 X gehört. Merkt euch die Nummer)
- exit
- Um herauszufinden, auf welcher Partition das ffu-Image liegt, nutzt den Befehl dir + Laufwerksbuchstaben. Windows fängt bei C an und benennt alle weiteren Laufwerke in der aufsteigenden alphabetischen Reihenfolge.
- dir C: (in meinem Fall die WinPE-Umgebung)
- dir D: (in meinem Fall korrekt)
- …
- Gibt folgenden Befehl ein, um das ffu-Image zu kopieren bzw. zu installieren:
(Fügt bei D: euren Laufwerksbuchstaben aus Punkt 3 ein, bei YourDevice.ffu den entsprechenden Dateinamen des ffu-Image und am Ende bei 0 das Laufwerk aus Punkt 2).- dism /apply-ffu /imagefile:D:\YourDevice.ffu /applydrive:\\.\physicaldrive0
- Die WinPE-Umgebung lässt sich mit dem Schließen des Fensters der Eingabeaufforderung herunterfahren. Bootet als nächstes von der Festplatte, auf der das Windows 10 X ffu-Image soeben übertragen wurde.
Herzlichen Glückwunsch, ihr habt es geschafft Windows 10 X auf eurem Gerät zu installieren.
Quelle: OSG Wiki, Microsoft Docs | Bildquelle: WindowsCentral – Windows 10X – Official Release Demo (YouTube)