Neben den zahlreichen und vor allem irrelevanten Meldungen der Medienwelt, soll es heute ausnahmsweise um etwas wirklich wichtiges gehen. Nämlich Windows Phone. Der Begriff Andromeda dürfte bei langjährigen Lesern ein gewisses Nostalgie-Gefühl auslösen. Denn während wir damals mit letzter Kraft unser mit Displaybrüchen verziertes Lumia 950 in den Händen hielten, blickten wir zu einem vielversprechenden Projekt auf. Die Vorstellung war eine Revolution des mobilen Markts, ausgelöst durch eine perfekte Symbiose von Hard- und Software. Sowie einem kampfhungrigen Microsoft, die den mobilen Markt erobern wollten.
Nach vierjähriger, pausenloser Berichterstattung über Gerüchte und neu angemeldeter Patente, stellte Microsoft das Projekt schlussendlich ein. Zwar erschien 2020 noch die Hardware in Form des Surface Duos, doch darauf lief eine recht unspektakuläre sowie fehlerbehaftete Android-ROM.
Jetzt schreiben wir das Jahr 2022 und es ist tatsächlich ein Video von Windows Central aufgetaucht, in dem AndromedaOS zu sehen ist. Dabei handelt es sich um eine spezielle Windows Phone-Version, die für das Surface Duo vorgesehen war. Somit wird es endlich Zeit einen Eindruck davon zu bekommen, was Microsoft vor Verwurf geplant hatte.
Ein System voller kreativer Ansätze, die Evolution von Windows Phone
Das Windows Phone-Team hat erneut ihre kreative Ader ausgelebt. Obwohl die gezeigte Systembuild ungefähr vier Jahre alt sein dürfte, macht die Benutzeroberfläche einen modernen Eindruck. Die Bedienung ist auf Gesten ausgelegt, auch die damals neuartigen Wischgesten von iOS sind vorzufinden. Eine laufende App lässt sich jederzeit mit einem Wisch vom unteren Bildschirmrand nach oben minimieren.
Ebenfalls angeknüpft an iOS ist das neue Action-Center, welches keinerlei Benachrichtigungen auflistet. Stattdessen schafft man genügend Raum, um viele Schnellaktionen mit hohem Informationsgehalt darzustellen. Besonders interessant dürfte der vollwertige Lautstärkeregler sein, der die Auswahl des Standardaudioausgabegeräts erlaubt.
Die Benachrichtigungen finden sich stattdessen in einem separaten Menü vor, welches mit einer Wischgeste vom rechten Bildschirmrand zur Mitte aufgerufen wird. Ähnlich zum Tablet-Modus von Windows 10. Statt nur stumpf die Benachrichtigungen aufzulisten, haben die Entwickler den interessanten Schritt gewagt und Cortana mit der Benachrichtigungsliste verknüpft. Somit hätte die digitale Assistentin einen hohen Stellwert gehabt, die heute auch nur ein Schatten ihrer selbst ist.
Abgesehen von dem modernen Erscheinungsbild besitzt das System auch Konzepte, die in dieser Form nirgendwo sonst vorzufinden sind. Der große Fokus auf die Stifteingabe hat dafür gesorgt, dass die Startseite nicht von Kacheln bedeckt ist, sondern eine vollwertige Notizfläche darstellt. Richtig gelesen, entsperrt man das Surface Duo oder minimiert eine App, ist der Ausgangspunkt eine Whiteboard ähnliche Schreibfläche für den Surface Pen. Die Live-Kacheln und die App-Liste liegen nicht mehr im Fokus, sind aber noch vorhanden. Erreichen kann man beides mittels einer weiteren Wischgeste, vom linken Bildschirmrand hin zur Mitte. Dabei ist es egal, ob man auf der Startseite ist oder innerhalb einer Anwendung, die Kachel-Seite öffnet sich immer. Anschließend sieht es so aus, wie auf dem Screenshot.
Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass das Fenstermanagement für alle Dual-Display-Szenarien bereits vollständig implementiert ist. Man kann also pro Bildschirm eine App anzeigen lassen. Mit einer schnellen Wischgeste lässt sich die aktuelle App zum anderen Bildschirm verschieben. Hält man eine App gedrückt und bewegt sie zur Bildschirmmitte, so erstreckt sie sich über beide Bildschirmhälften, um die geteilte Ansicht zu aktivieren. Dementsprechend konnte diese interne Windows Phone-Build schon damals genau das, was das Surface Duo Android-System heute beherrscht.
Microsofts schmerzhafter Rückzug
Das Entwicklerteam bei Microsoft hat sich also große Gedanken gemacht, wie man dieses neuartige Gerät mit einer neuartigen Software füttern kann. Herausgekommen ist ein sehr modernes System, mit einer Vielzahl an kreativen Ansätzen, die nochmal das Talent des Windows Phone-Teams eindrucksvoll unter Beweiß stellen. Es sei also jedem Windows Phone-Fan geraten, einen Blick in das folgende Video zu werfen und die Änderungen auf sich wirken zu lassen.
Am Ende wünscht man sich vielleicht doch, dass das Surface Duo bereits 2018 mit Windows Phone erschienen wäre. Zwar wäre das Gerät von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, aufgrund der geringen App-Auswahl. Doch immerhin hätte es eine größere mediale Präsenz genossen und frischen Wind auf den Markt gebracht. Die endgültige Auslieferungsversion vom Duo, die 2020 mit Android kam, ist sowieso gescheitert, trotz eines vollwertigen Play Stores. Es hätte also keinen Unterschied gemacht, ob das Gerät mit Windows Phone oder mit Android scheitert.
Video: das ist Microsofts eingestelltes Andromeda OS auf dem Lumia 950
Das System kann leider nicht auf einem Surface Duo vorgeführt werden, deswegen läuft es auf einem Lumia 950. Auf diesem Gerät haben die Entwickler bei Microsoft das System übrigens auch getestet, weil sie während der Entwicklung kein Surface Duo hatten bzw. diese rar gesät waren. Zudem betonen wir nochmal ausdrücklich, dass es sich um ein unfertiges System handelt. Dementsprechend ist kein Menü schön anzusehen.