Hardware

Anker PowerConf H700 im Test: Ein gutes Headset, ruiniert von einem fatalen Fehler

Wer seit Corona zunehmend seine Arbeitszeit im Homeoffice verbringt, der dürfte eventuell schon über ein besseres Audiosetup für seinen Schreibtisch nachgedacht haben. AirPods und andere Bluetooth In-Ear-Kopfhörer sind nämlich auf Dauer weder komfortabel, noch bieten sie Akkulaufzeiten für einen kompletten Arbeitstag. Zudem ist auch die Mikrofonqualität der kompakten Ohrhörer kaum eine Stärke dieser Produkte, was in Gesprächen oft zu Missverständnissen oder zumindest zu Unverständlichkeit beim Gesprächspartner führen kann.

Entsprechend sind Konferenzkopfhörer aktuell der letzte Schrei und Hersteller kommen dabei kaum mit der Nachfrage zusammen. Kaum überraschend ist entsprechend, dass der Zubehör-Hersteller Anker nun eine Chance gewittert hat, mit einem eigenen Konferenz-Headset der Oberklasse von der hohen Nachfrage zu profitieren. Wir haben das Anker PowerConf H700 Konferenz-Headset für euch getestet und verraten euch, ob es die Investition von aktuell 120 Euro wert ist.

Verarbeitung und Design

Geliefert wurde unser Anker PowerConf H700 im Set mit Ladepad, ein kleiner, durchaus hochwertig verarbeiteter Aufsteller mit USB-C-Eingang, wo man die Kopfhörer ordentlich verstauen kann, wenn man sie nicht nutzt. Es ist ein praktisches Zubehör, das man sich beim Kauf jedenfalls mitbestellen sollte. Aktionspreise reichen bis hin zu 135 Euro, sodass es im Set sogar zum Teil günstiger ist als das Headset alleine.

Das Headset verfügt über ein On-Ear-Design mit sehr weichen Ohrpolstern und auch einem weich gepolsterten Bügel. Das gesamte Design ist in sauber verarbeitetes Plastik eingefasst, das bei genauer Betrachtung einen sehr metallischen Effekt aufweist.

Zur Bedienung gibt es zwei Knöpfe auf der rechten Seite, die zum Einschalten des Headsets sowie zur Stummschaltung des Mikrofons dienen. Links gibt es an der Unterseite einen Knopf zur Aktivierung/Deaktivierung der aktiven Geräuschunterdrückung. Auf der Rückseite des linken Ohrhörers findet sich ein Rad, welches auch als Button dient. Das Rad kann zur Einstellung der Lautstärke genutzt werden und der Knopf zum Pausieren eines wiedergegebenen Inhalts. Die Knöpfe am Anker PowerConf H700 fühlen sich absolut hochwertig an und bieten ein sehr zufriedenstellendes Feedback.

Tragekomfort

Das Anker PowerConf H700 liegt sehr angenehm am Kopf dank eines ausreichend großen Bügels, welcher bei Bedarf verlängert werden kann. Die Ohrpolsterung ist außerordentlich weich und die PowerConf H700 üben keinen Druck auf meine Ohren aus, unabhängig davon, wie ich sie trage.

Sie liegen dabei allerdings sehr leicht am Kopf. Es sollte klar sein, dass dieses Konferenz-Headset somit nicht übermäßig viel Bewegung verträgt, bevor es verrutscht. Nachdem allerdings die wenigsten ein Konferenz-Headset kaufen werden, um eine Pelleton-Session zu moderieren, dürfte das PowerConf H700 in dieser Hinsicht allen Ansprüchen gerecht werden.

Im Vergleich zu vielen günstigeren Headsets liegen die Anker PowerConf H700 absolut fantastisch auf den Ohren und bieten einen deutlich höheren Tragekomfort als eine Menge Headsets in günstigeren Preisbereichen. Der größte Konkurrent im High-End-Headset-Preisbereich sind die Jabra Evolve2 65, die jedoch ein etwas hochwertigeres Design bieten.

Audioqualität + Noise Canceling

Wo allerdings Jabra relativ häufig kritisiert wird im Zusammenhang mit der Soundqualität, kann man Anker keine Vorwürfe machen. Sie stellen ein bedeutendes Sound-Upgrade im Vergleich zu jedem Konferenz-Headset dar, welches ich bisher verwenden durfte. Das allerdings insbesondere im Zusammenhang mit Stimmen und nicht zwingend mit Musik.

Erwartungsgemäß für ein Konferenz-Headset fehlen tiefe Bässe komplett, welche nicht zum menschlichen Stimmbereich gehören. Musik hört sich darauf zwar durchaus klar an, allerdings klingt EDM oftmals etwas dumpf dank fehlender Tiefen. Für Sprachanrufe ist es dementsprechend aber hervorragend: Stimmen sind kristallklar und die Anrufe gut verständlich.

Für die eigene Umgebung bietet das Anker PowerConf H700 ein ausgeklügeltes Noise Cancelling mit drei Modi. Die Geräuschunterdrückung funktioniert grundsätzlich gut und man kann einige, etwas leisere Umgebungsgeräusche damit deutlich weniger wahrnehmen. Dennoch ist diese nicht vergleichbar mit modernen In-Ear-Kopfhörern mit NC-Funktion, welche wesentlich besser funktionieren. Selbst die recht leise Klimaanlage in meinem Wohnzimmer konnte der Noise Cancelling-Modus der Anker PowerConf H700 nicht vollkommen unterdrücken. Moderne Noise Cancelling-Kopfhörer können dabei beinahe den Geräuschpegel eines Staubsaugers komplett unterdrücken. Davon sind die Anker PowerConf H700 allerdings weit entfernt. Gelegentlich kommt es zudem vor, dass selbst das leise Rauschen der Klimaanlage vollkommen durchkommt. Ärgerlich finde ich das persönlich zwar nicht, allerdings brauche ich Noise Cancelling in der eigenen Wohnung fast gar nicht.

Der Transparenzmodus funktioniert hingegen wunderbar und lässt Stimmen aus der eigenen Umgebung verstärkt durch, sodass man auch mit aufgesetztem Headset keine Schwierigkeiten hat, seinen Partner oder andere Personen im Haushalt zu verstehen.

Anker PowerConf H700 Review: Mikrofonqualität

Das Hauptargument für ein Headset dürfte allerdings das bessere Mikrofon darstellen, welches beim Gesprächspartner für einen deutlich angenehmeren Klang eurer Stimme sorgen soll als beispielsweise In-Ear-Kopfhörer oder gar das Laptop-Mikrofon. All das erfüllt das Anker PowerConf H700 mit Bravur und es bietet den angenehmen, knackigen, aber nicht scharfen Stimmklang, den man davon erwarten würde. Wir haben einige Vergleiche zwischen Kopfhörern, Headsets und Webcams gemacht und fanden die Mikrofonqualität des Anker PowerConf H700 ausgezeichnet.

Probleme machte das Headset allerdings nicht so sehr bei der Qualität, sondern immer wieder bei der Zuverlässigkeit. Zum Auslieferungszeitpunkt hatte das Headset einen schwerwiegenden Mangel, welcher mittlerweile jedoch per Firmware-Update behoben wurde. Auch mehrere Käufer bei Amazon berichten über ein gelegentliches Deaktivieren des Mikrofons ohne Interaktion durch den Nutzer. Während eines Anrufs informierte das Headset mitten im Gespräch:“Mic muted.“ Indem man das Mikrofon zu den Ohren hebt und es wieder zurück zum Mund bewegt, war das Mikrofon dann wieder aktiv.

Nach einem Firmware-Update war der Fehler kurz verschwunden, allerdings trat er in einer späteren Sitzung wieder auf. Zwar diesmal seltener, aber doch. Es hängt wohl mit der Trageerkennung zusammen, wo das PowerConf H700 offenbar denkt, es befinde sich nicht mehr auf meinem Kopf. Es ist ein unglaublich frustrierender Fehler, der vermutlich je nach Kopfform, Sitz und Art des Tragens bei manchen Nutzern häufiger auftreten könnte, befürchte ich.

Software-Features: Funktionieren nicht mit Bluetooth

Während man zur Verarbeitung, Hardware und selbst Soundqualität wenig Schlechtes über das Anker PowerConf H700 sagen kann, so ist die Software maximal halbherzig umgesetzt. Obwohl es sich beim Anker PowerConf H700 um ein Bluetooth-Wireless-Headset handelt, funktioniert die Anwendung nur mit einem mitgelieferten Dongle. Anders erkennt die Software nicht, dass ein Gerät angeschlossen ist. Nutzenswert ist die Software allerdings ohnehin absolut nicht. Jeder Megabyte, der für diese App benötigt wird auf der eigenen Festplatte, ist eine absolute Verschwendung.

Selbst Firmware-Updates führt diese Anwendung nicht durch. Über Firmware-Updates informiert die Windows-App zwar, allerdings können sie darüber nicht installiert werden. Die Anwendung verweist nur auf die „AnkerWork App“ für Android, über  welche das Update dann immerhin doch funktioniert hat.

Akkulaufzeit und Konnektivität

Anker gibt auf seiner Amazon-Seite eine Laufzeit von bis zu 24 Stunden an, womit das PowerConf H700 nicht näherungsweise an die versprochenen 37 Stunden des Jabra Evolve2 65 rankommt. Derartige Angaben sind für uns fast nicht überprüfbar, dauert doch selbst das längste Meeting kaum 24 Stunden. In einer zweistündigen Discord-Session verlor das Headset jedoch nur 10 Prozent vom Akkustand bei deaktiviertem Noise Cancelling. Damit dürfte das Headset durchaus auch für die längsten Meetings noch gut geeignet sein.

Problematisch fand ich allerdings, dass sich das Headset nicht selbst ausschaltet. Obwohl es nämlich eine Trageerkennung gibt und das Headset auch über ein Ladedock verfügt, versucht es sich weiterhin auch abgelegt und im ladenden Zustand mit meinen Geräten zu verbinden. Beim Laden über USB-C verstehe ich zwar, dass sich das Headset nicht deaktiviert, aber im Dock hat man tatsächlich keine wirklich praktikable Möglichkeit, es weiterzunutzen und da wäre es angebracht, dass es sich ausschaltet.

Anker PowerConf H700 Review: Fazit

Anker zeigt mit seinem PowerConf H700 ganz klar, wo die Stärken des Unternehmens liegen. Die langjährige Erfahrung mit seinen hochwertigen Soundcore-Produkten zeigen sich dabei eindrucksvoll. Soundqualität, Verarbeitung und Design sind hochwertig und werden dem Preis des Headsets absolut gerecht.

Die Probleme mit der Trageerkennung und dem sich daraufhin deaktivierendem Mikrofon sind allerdings auch Erzeugnisse einer schwachen Software-Abteilung desselben Unternehmens, welches Kernfunktionen schlichtweg schlecht umgesetzt hat. Die Software für Windows ist katastrophal und erlaubt keine Installation von Firmware-Updates und funktioniert nicht ohne Dongle, selbst bei bestehender Bluetooth-Verbindung. Die Probleme mit der Zuverlässigkeit deuten für mich auf eine schwache Programmierung der Firmware hin, wo man definitiv mehr Zeit und Ressourcen hätte investieren müssen für ein Premium-Headset dieser Preisklasse.

Entsprechend muss sich Anker zahlreiche Vorwürfe gefallen lassen, die das Benutzererlebnis des PowerConf H700 nicht auf das Level bringen, das man als Kunde erwartet.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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