Während Microsoft uns in diesem Jahr gewiss nicht mit neuer Xbox-Hardware wird überraschen können, sind die diesjährigen Windows-Pläne dagegen ein gut behütetes Geheimnis. Grund dafür mag sein, dass sie selbst bei Microsoft intern noch in der Schwebe hängen.
Neue Gerüchte weisen darauf hin, dass Windows 12 doch nicht mehr im Jahr 2024 erscheinen könnte. Dafür sprechen auch eine Reihe von Entwicklungen, die wir für euch näher untersucht haben.
#1 Windows 10 Support offiziell verlängert
Microsoft muss mit Windows 10 und Windows 11 aktuell zwei Betriebssysteme für Endkunden unterstützen. Nachdem Microsoft kürzlich nicht nur den Windows Copilot auf Windows 10 „zurückportiert“ hat, ist für die knapp 70 Millionen verbleibenden Windows 10-Nutzer auch eine kostenpflichtige Support-Verlängerung bis zumindest 2028 angekündigt worden. Dies sind durchaus große Veränderungen für den Konzern, die womöglich auch ein Umdenken bei „Windows 12“ verursacht haben könnten.
#2 Panos Panay
Die Notwendigkeit zum Umdenken danach könnte auch der Abgang des früheren Windows- und einstigen Surface-Chefs Panos Panay mit sich gezogen haben. Panay kündigte erst im September 2023 seinen Abschied von Microsoft an, um kurz darauf in der Gerätesparte von Amazon tätig zu werden. Seitdem gab es in der Windows-Sparte einige Personalrochaden, welche auch anstehende Entscheidungen rund um die Zukunft von Windows verändert haben könnten.
#3 KI PCs mit lokaler Verarbeitung
Microsofts Pläne für Windows 12 werden intern bei Microsoft angeblich als Hudson Valley bezeichnet. Hudson Valley soll zahlreiche Neuerungen für Windows mitbringen und auf der aktuellen Germanium-Plattform basieren, welche aktuell bereits im Canary-Channel mit Windows Insidern getestet wird. Unter der Haube bringt Germanium beispielsweise WLAN 7-Support mit, einen effektiveren Energiesparmodus und zahlreiche Verbesserungen für die Implementierung zukünftiger KI-Funktionen mit. Eine neue Windows-Version mit Germanium muss daher bis April fertiggestellt werden, da dann bereits die ersten Geräte mit NPUs, WLAN 7 und weiteren Neuerungen auf den Markt kommen. Dazu gehören auch einige Funktionen, welche die Unterstützung von Qualcomms neuen Snapdragon X Elite-Prozessoren auf ARM-Basis unter Windows verbessern sollen und auch diese Geräte sollen etwa im Juni 2024 vorgestellt werden. Details dazu sind allerdings bislang kaum bekannt, jedoch sollen all diese Veränderungen unter der Haube notwendig sein, um die geplante Funktionalität von Windows 12 mitzubringen.
Mit „Hudson Valley“ wollte Microsoft ursprünglich ein komplett neuartiges Benutzererlebnis für Nutzer moderner PCs mit KI-Prozessoren vorstellen, das allerdings frühestens August 2024 hätte fertigwerden sollen. Hierzu gehörte ein verbesserter Copilot, der direkt in den Windows Explorer und in die Windows Shell integriert ist, eine KI-gestützte Windows Timeline, einen neuen Creator-Bereich sowie KI-Upscaling für Bilder, Videos und Games, jeweils als integrierte Systemfunktionen. Hierfür wird allerdings neue und modernere Hardware mit KI-Coprozessoren erforderlich sein, für die Microsoft eine eigene Produktkategorie namens „KI-PC“ schaffen will. Diese Geräte sollen NPUs (Neural Processing Units) mit 40 TOPS Leistung sowie moderne Prozessoren wie beispielsweise Intels Meteor Lake- oder Qualcomm Snapdragon X Elite-Plattform und mindestens 16 GB RAM erfordern. Ob diese neuen und sehr hohen Anforderungen jedoch schon mit „Windows 12“ für alle Geräte kommen oder, ob sich die neuen Anforderungen nur auf jene Geräte beziehen, die KI-Funktionen unterstützen sollen, ist bislang jedoch unklar. Derart hohe Anforderungen würden nämlich einen sehr großen Teil der aktuellen Windows 11-PCs von einem Upgrade ausschließen, schließlich erscheinen neue PCs auch im Jahr 2024 teils weiterhin mit weniger als 8 GB RAM und lediglich High-End-Geräte verfügen über die erforderlichen NPUs.
Microsoft scheint jedoch die interne Timeline, welche einen Abschluss der Entwicklung von Hudson Valley im August 2024 vorsieht, womöglich nicht zwingend einhalten zu wollen. Es ist aufgrund der bislang nicht sehr weit verbreiteten KI-fähigen Hardware gut möglich, dass die unterliegenden Funktionen von Hudson Valley noch in diesem Jahr als Windows 11 Update erscheinen.
#4 Windows 11 24H2 mit ersten KI-Funktionen, Windows 12 nächstes Jahr?
Während Windows 11 24H2 bislang als kleines, finales Service-Update mit einigen zurückportierten Neuerungen aus dem Canary-Channel vermutet wurde, so scheint es einige der geplanten Neuerungen von Hudson Valley mitzubringen. Aller Voraussicht nach wird nämlich schon Windows 11 24H2 auf die neue Germanium-Plattform setzen, worauf eben alle aktuellen Windows Insider-Builds im Canary-Channel basieren. Eine erste Version von 24H2 wird Microsoft gegen Mitte dieses Jahres an Hersteller und voraussichtlich auch Insider bereitstellen, wenn eben Germanium fertiggestellt ist. Dies wird notwendig sein, da sonst die neu vorgestellten Geräte von der CES 2024 in Las Vegas nicht vollständig mit Windows kompatibel wäre.
Im Laufe des Sommers 2024 will sich dann Microsoft an die Arbeit machen, um den Release von Windows 11 24H2 für alle Nutzer vorzubereiten. Nachdem sich der Plattform-Kern verändert, wird Windows 11 24H2 wieder ein großes Update werden, da für ein Plattform-Update das gesamte Betriebssystem im Grunde neu installiert werden muss (OS Swap). Welche Neuerungen aus Hudson Valley in Windows 11 24H2 enthalten sein werden, ist jedoch unklar. Vermutlich wird sich Microsoft diese Features für eine zukünftige Windows-Version aufsparen wollen. Dazu gehört beispielsweise der verbesserte Copilot samt nativer Shell-Integration ins Betriebssystem, eine KI-Timeline und weitere exklusive, KI-gestützte Funktionen.
Sofern Windows 11 24H2 tatsächlich als großes Update erscheint samt Germanium-Basis, ist jedenfalls die Kompatibilität der neu vorgestellten Hardware samt KI-Prozessoren mit Microsofts Betriebssystem gesichert. Microsoft könnte für die KI-PCs einige Hudson Valley-Funktionen schon im Herbst ausrollen und den Windows 12-Launch verschieben. Dagegen spricht allerdings die vermutete 3-jährige-Release-Kadenz, die unter Ex-Windows-Chef Panos Panay implementiert wurde. In diesem Jahr werden wir wohl erfahren, ob sich Microsofts Kurs diesbezüglich erneut geändert hat.
Quelle: Windows Central